Dienstag, 30. Dezember 2008

"Bleigießen vorm Jahreswechsel"

In Erwartung eines Artikels von 'Lizas Welt' über Israels legitime Militäroperation im Gazastreifen, verweise ich in der Zwischenzeit auf einen Text von 'Spirit of Entebbe' - einem anderen Top-Blog.

Ein professoraler Denkanstoss zum Thema "Rechtspluralismus" ...

... und wie die 'NZZ am Sonntag' (notabene redaktionell, inhaltlich und thematisch eine andere Zeitung als die Tageszeitung 'NZZ') fragte: "Scharia-Gerichte in der Schweiz?".

Das Recht auf freie Meinungsäusserung beinhaltet selbstverständlich auch, dass Sozialanthropologen einen Denkanstoss zugunsten eines sogenannten "Rechtspluralismus" lancieren dürfen. Ich halte es mit der Meinungsäusserungsfreiheit ja mit Hannah Arendt, die einmal schrieb: "Das heisst nicht nur, dass ich sie (die andere Meinung) toleriere, sondern, dass ich sie brauche, weil sie eine Bereichung ist." Das gelte allerdings nicht für Radikale, die sich mit ihren Ansichten ausserhalb des Gemeinwesens stellten. Nicht, dass Professor Giordano ein Radikaler sein muss, aber sein Vorschlag spielt eindeutig den Radikalen in die Hände.

Der Rechtsstaat westlicher Prägung darf und soll hinterfragt werden, nicht zuletzt um die in der Gesellschaft tradierten rechtskulturellen Werte allfällig zu hinterfragen und bei Bedarf zu verbessern. Auch schrieb jemand in einem Forum: "Nationale Identität soll immer wieder in Frage gestellt werden. Wo sie angefeindet und aufgerieben wird, sieht man ihr Gerüst." Dies ist zweifelsfrei richtig. Dennoch wirkt der Denkanstoss vor dem Hintergrund der in vielen Fällen offensichtlichen Unvereinbarkeit von modernem bürgerlichen Recht, das römisch begründet ist, und religiös legitimiertem, unabänderlichen Recht des Islam befremdend. Nicht nur würde eine Rechtssprechung, deren Grundlage die Scharia bilden würde, Unrecht, Menschenfeindlichtkeit und Diskriminierung Vorschub leisten, sondern der Geist des in zähen geschichtlichen Auseinandersetzungen erkämpften bürgerlichen Rechtes - dem nebst der Disziplinierung von rechtlich relevanten Fehlverhaltens vor allem auch eine erzieherische Idee zugrundeliegt und dem also beispielsweise beim Strafrecht der Gedanke einer zweiten Chance eigen ist - würde aufgrund eines falsch verstandenen Toleranzbegriffes fahrlässig aufgegeben. Die Gleicheit vor dem Gesetz ist gerade dasjenige Prinzip, das ein Zusammenleben von verschiedenen Bevölkerungsgruppen garantieren soll.

Untenstehend der Text von Professor Christian Giordano, der sinnigerweise ausgerechnet in der Zeitschrift der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus veröffentlicht wurde:

"Rechtspluralismus: ein Instrument für den Multikulturalismus?

Der Rechtspluralismus ist in fast allen Gesellschaften mit ethnischer und kultureller Vielfalt eine Realität. Er wird zwar meistens offiziell nicht anerkannt, ja sogar ignoriert, verneint und bekämpft, weil er als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wahrgenommen wird. Ein Beispiel neueren Datums ist die Polemik in Grossbritannien, die durch die Erklärung des Erzbischofs von Canterbury entfacht wurde. Er hatte die Idee ausgesprochen, Elemente des islamischen Rechts ins britische Gewohnheitsrecht zu integrieren. Der Rechtspluralismus stellt die tief verankerten Mythen der Rechtsdoktrin wie die Einheit der westlichen Rechtssysteme in Frage. Sein deklariertes Ziel ist die Anerkennung der kulturellen
Vielfalt und der unterschiedlichen Ansprüche an das Recht.

Der Rechtspluralismus – der sich vor allem in Aspekten des Zivil- und Familienrechts sowie Finanz- und Wirtschaftsrechts aufdrängt – möchte natürlich keine parallelen und autonomen Rechtsprechungen errichten. Es geht eher darum, in einigen Bereichen des gesetzten Rechts Mechanismen einzuführen, die den kulturellen Eigenheiten Rechnung tragen. Selbstverständlich muss die Hierarchie, auf welcher das Rechtssystem beruht, respektiert werden, um die Rechtsgültigkeit der Verfassung, die säkular sein muss, die Menschenrechte und die demokratischen Grundprinzipien zu garantieren. Hinzu kommt aber, dass die Individuen die freie Wahl haben sollten, zu entscheiden, welcher Rechtsprechung sie unterworfen werden möchten.

Der Rechtspluralismus ist sicherlich kein Wundermittel. Aber er ist wohl die bessere Lösung, als die Augen vor den parallelen Rechtsprechungen zu verschliessen, die in den europäischen Ländern bereits existieren und ohne jegliche staatliche Kontrolle angewandt werden. Ein weiterer Vorteil des Rechtspluralismus wäre, dass die europäische Rechtsetzung dadurch weniger dogmatisch würde, was längerfristig der Integration dienen würde.

Christian Giordano ist ordentlicher Professor der Sozialanthropologie
an der Universität Freiburg i.ü.
christian.giordano@unifr.ch" (Link)

Israels legitime Selbstverteidigung im Brennpunkt deutschen medialen Interesses

Überraschend deutliche Worte in der Kommentierung über die legitime Selbstverteidigung Israels findet für einmal 'Spiegel online', eine Plattform, die ansonsten nicht unbedingt im Ruf steht, besonders israelfreundlich zu sein. Vergleiche hierzu folgenden Video-Kommentar.

Dass die konservative Tageszeitung 'Die Welt' in Fragen über Israel, die USA, Islamismus und andere wichtige Themen, die von den Mainstream-Medien zwar oft, aber nur selten mit Intellekt abgehandelt werden, bei allem (Neo)Konservatismus dezidiert moderne Positionen einnimmt, ist unter anderem dem Journalisten Clemens Wergin zuzuschreiben, der vor allem im Ressort 'Debatte' durchdacht und inspiert vom Geist des demokratischen Rechtsstaates, der aufgrund seiner unveräusserlichen Rechte nach wie vor ein alternativloses Konzept zwischenmenschlichen Zusammenlebens darstellt, prononciert wider die Totalverblödung schreibt. So werden von diesem Blog auch seine Erklärungen, "warum Israel Stellungen der Hamas angreift", sehr zum Lesen empfohlen.

Last, but not least der Hinweis auf das Top-Blog 'Achse des Guten', das Ivo Bozic, Mitbegründer und Mitherausgeber der immer mal wieder lesenswerten linken Wochenzeitung 'Jungle World', einen Gastkommentar hat schreiben lassen.

Sonntag, 28. Dezember 2008

"Die Eskalations-Strategie der Hamas"

Hoppla, da haben die IDF der Hamas gestern aber mal ordentlich Saures gegeben. Die Militäroperation, die wohl aus taktischen Gründen früher als erwartet durchgeführt worden ist, scheint gezielt strategische Punkte der im Gazastreifen regierenden radikal-islamistischen Hamas ins Visier genommen zu haben. Laut Hamas wurden "alle ihre Sicherheitseinrichtungen getroffen" (Quelle: Tages-Anzeiger). Desweiteren seien gemäss Hamas von den "mindestens 225 Toten 140 Mitglieder der eigenen Sicherheitskräfte".

Obwohl jeder Todesfall - abgesehen von radikalen islamistischen Terroristen, die ja bekanntlich den Tod mehr lieben als das Leben und die 'westliche', jüdische sowie andersgläubige Menschen wegen ihrer Lebensweise und/oder ihres Glaubens töten wollen - tragisch ist, scheinen mir die IDF angesichts der schwierigen Ziele - von denen sich die meisten, perfid wie die Hamas ist, in Wohngebieten befinden - ihren Auftrag, die israelischen Bürger im Grenzgebiet vor dem alltäglichen Terror zu beschützen, gemäss den Angaben der Hamas also recht zielgenau ausgeführt zu haben. Dies mag zynisch klingen, ist es aber keineswegs, wenn man den neuen Artikel von Pierre Heumann über die "Eskalations-Strategie der Hamas" liest (Link).

Dass nun - natürlich - die Staatenlenker, einschliesslich derjenigen der Schweiz, Israels Reaktion als "unverhältnismässig" 'kritisieren', war vorhersehbar. Warum? Israel steht - bis auf die USA vielleicht - alleine in der Welt da. Im Vorfeld war aus den Amtsstuben kaum eine Kritik über die vielen auf Israel abgeschossenen Raketen zu hören gewesen, diese Kritik sparten sich die Politiker, wie dieses Blog bereits vermutete, für Israels absehbare Reaktion auf. Diese Reaktion war und ist allerdings notwendig und legitim - und wenn die Hamas Israels Militärschläge nun als "Holocaust" bezeichnet, den sie in zynischer Verharmlosung der Shoa für ihre eigene antisemitische Zwecke instrumentalisiert, so möge diese absehbare Reaktion die militärischen Ziele Israels - unter grösstmöglicher Schonung der palästinensischen Zivilbevölkerung (so wie es bereits geschehen ist: Israel informierte über SMS palästinensische Zivilisten, Gebäude, in denen Hamas-Räumlichkeiten untergebracht sind, nicht aufzusuchen bzw. zu verlassen) - so schnell als möglich erreichen, damit die Hamas ihre widerliche antisemitische Propaganda, in der sie nun auf einmal in der Opferrolle und die Israelis als Bösewichte erscheinen, nicht weiter aufrechterhalten kann. Die Weltgemeinschaft nämlich verurteilt bereits wieder Israel - und kaum mit derselben Eindringlichkeit und Betroffenheit die Hamas.

Freitag, 26. Dezember 2008

"Breite Zustimmung in Israel für Militärschlag gegen Hamas"

Israel hat heute mit vertrauensbildenden Massnahmen wie der ursprünglich bereits für Mittwoch geplanten, jedoch aber aufgrund der mehr als 80 an diesem Tag aus dem Gaza-Streifen abgefeuerten Raketen und Mörsergranaten abgesagten Öffnung der Grenzübergänge für Hilfslieferungen sowie der Aufnahme eines palästinensischen Patienten in einem israelischen Spital der palästinensischen Bevölkerung im Gaza-Streifen noch einmal demonstriert, dass sich das Ultimatum an die Hamas, binnen 48 Stunden auf jegliche Raketenbeschüsse zu verzichten, explizit nicht gegen sie richte, sondern einzig gegen die Terroristen, die auch heute, trotz Öffnung der Grenzübergänge, Raketen auf Israel abgefeuert und mittels einer fehlgeleiteten palästinensischen Rakete zwei palästinensische Kinder getötet haben. Bis dann bleibt zu hoffen, dass die Hamas und die anderen militanten Palästinenserorganisationen dem Ultimatum Folge leisten werden. Dies dürfte aber eher unwahrscheinlich sein, da in den Chartas der verschiedenen palästinensischen Organisationen, allen voran derjenigen der Hamas, die Vernichtung Israels programmatisch festgeschrieben ist.

Als Antithese zu André Marty, der zur Zeit wohl in den Ferien weilt, verweise ich zudem auf einen anderen Schweizer Journalisten vor Ort, der das Geschehen meines Erachtens trotz oder vielleicht gerade wegen des vorsichtig pro-israelischen Fokus ausgewogener darstellt: Pierre Heumann, der Nahost-Korrespondent der 'Weltwoche'. Er schreibt zudem von Zeit zu Zeit für 'Spiegel online' - das bis auf Hendryk M. Broder und eben ihn fürwahr kein pro-israelisches Medium ist - über den Nahen Osten umfassende und gut recherchierte Artikel. Er schreibt also vor dem Hintergrund des fortdauernden Raketenbeschusses aus dem Gaza-Streifen: "Breite Zustimmung in Israel für Militärschlag gegen Hamas" (Link)

This blog stands with Israel

Inmitten der Allgegenwart des radikal-islamistischen Terrors, der seit dem Ablauf und des einseitig von der Hamas nicht wieder verlängerten Waffenstillstandes vom 19. Dezember 2008 - welcher von der Hamas und dem Islamischen Dschihad sowie den 10 restlichen militanten Palästinensergruppen ohnehin nur unzureichend befolgt wurde - wieder massiv zugenommen hat, findet man im Süden Libanons auf Israel gerichtete Katjuscha-Raketen, die mit Zeitzünder zum Abschuss hätten gebracht werden sollen. Der von der Hamas, des Islamischen Dschihads sowie der Hisbollah ausgehende radikal-islamistische Terror, dem ein antisemitischer Vernichtungswunsch immanent ist, will dieser Tage mit Waffengewalt den souveränen demokratischen Rechtsstaat der Juden, Israel, angreifen. Der spätestens seit der Shoa notwendige bewaffnete Versuch der Juden, einen bürgerlichen Rechtsstaat mit Kapitalakkumulation zu institutionalisieren, wird dieser Tage einmal mehr von seinen palästinensischen und arabischen Nachbarn auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Israels Regierung, von seinen Wählern im Gegensatz zu den Palästinensern oftmals genug auf Friedenskurs getrimmt, hat seinen Friedenswillen mittels seiner Zurückhaltung während des andauernden Raketenbeschusses der letzten Tage mehr als bewiesen. Ehud Olmert hat die Palästinenser im Gaza-Streifen ein letztes Mal beschwört, sich endlich gegen die Hamas zu erheben. Er benutzte selbst in dieser für Israel schwierigen Situation folgende massvollen Worte: "Dass die Hamas dies (Anmerkung des Autors: Angriffe auf Kinder in Israel, auf Kindergärten und Zivilisten) im Widerspruch zum Geist des Islam tut, ist der Hauptgrund für Ihr Leiden und das unsere" - Ich fordere Sie in einem Appell in letzter Minute auf: Stoppen Sie dies. Sie, die Bewohner des Gaza-Streifens, können das."

Sollten sich die Terroristen jedoch einmal mehr wie der Fisch im Wasser bewegen können und israelisches Grenzgebiet unter Beschuss nehmen, so ist eine militärische Operation der IDF im Gaza-Streifen wohl unumgänglich. Und selbst wenn wieder einmal viele Staatenlenker, Uno-Funktionäre, Journalisten und andere Israel eine 'Unverhältnismässigkeit der Mittel' vorwerfen sollten (warum hat die ansonsten so präsente Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey die Gewalt der Hamas nicht verurteilt? Wird sie sich diesen Schritt für Israels legitime Reaktion aufbewahren?), geschweige des vom Frieden schwadronierenden Papstes ("Das göttliche Licht von Betlehem verbreite sich im Heiligen Land, wo sich der Horizont für die Israelis und die Palästinenser erneut zu verfinstern scheint"), darf sich Israel nicht vom Weg abbringen lassen. Einzig und allein was das jüdische Volk dieser Tage für richtig hält, soll dabei der Massstab sein. Alle angeblich wohlmeinenden Ratschläge besorgter Politiker und Funktionäre, insbesondere jegliche potentielle Uno-Resolutionen, die von Israel alles, von den Palästinensern hingegen nichts verlangen, sind zu ignorieren, sofern sie nicht das legitime Selbstverteidigungsrecht Israels an erster Stelle anerkennen sowie die kategorische Forderung eines ultimativen Waffenstillstandes an die radikal-islamistischen Terrororganisationen richten.

Die Infrastruktur der radikal-islamistischen Terrororganisationen im Gaza-Streifen muss ansonsten ein für allemal zerstört werden. Die Kombattanten der Terrororganisationen müssen kampfunfähig gemacht werden. Wie dies geschehen soll, darüber haben, sollten sich die Palästinenser im Gaza-Streifen (am besten mit Hilfe von Israel und den USA) nicht endlich gegen die Hamas erheben, die zuständigen israelischen Politiker zu entscheiden. Für was auch immer sie sich entscheiden: In dieser für Israel gefährlichen Zeit steht dieses Blog an seiner Seite.

Dienstag, 23. Dezember 2008

Anhaltend wunderschöne Töne - Mazzy Star mit 'Fade into you'



Übrigens, am Samstag war ich dann doch noch bei Sophie Hunger. Und dies sogar für umme! Es hat sich also im wahrsten Sinne des Wortes, äh, gelohnt. Denn Sophie Hunger war wirklich gut, ebenfalls die Young Gods, die mich - bis auf einige Songs - positiv überraschten.

Samstag, 20. Dezember 2008

Berührende Töne - Sophie Hunger mit 'House of gods'

Sophie Hunger hat mit ihrem im 2008 erschienenen Album 'Monday’s Ghost' mittlerweile auch mich erreicht. Die Songs, welche in der Ausdrucksweise und Musikalität zwischen Bob Dylan, Cat Power und Feist oszillieren, finde ich gut. Hierzu nun der Song 'House of gods' (das 'Video' ist allerdings ziemlich lame).



Andere Songs, unter anderem der 'Sophie Hunger Blues' oder 'Walzer für niemand', findet man auf ihrem MySpace-Auftritt.

Heute würde sie zudem im Fri-Son in Freiburg ein Konzert spielen. Ich bin noch unentschlossen, ob ich gehen soll oder nicht. Das Konzert ist mit 40 Stutz einfach ein bisschen teuer, zumal mich die Young Gods, die nach Sophie Hunger spielen werden, nur marginal interessieren. Mal schauen..

Dienstag, 16. Dezember 2008

André Marty, der Nahost-Korrespondent des Schweizer Fernsehens, mit einigen vollkommen debilen Zitaten von seinem Blog

André Marty, dem der Nimbus des angeblich unvoreingenommenen Nahost-Korrespondenten des Schweizer Fernsehens anhaftet, eröffnet mit seinem Blog einen frappierenden Einblick in die Gedankenwelt des typischen 'israel-kritischen' Medienschaffenden.

Hierzu einige Zitate von seinem Blog:

"Unter das Moto „Shalom Israel“ gestellt, sammelte der Deutsche Presseball, Ausgabe 2008, durchgeführt zu Berlin, flotte 19.795 Euro. Und diese 19.795 Euro gehen nun ans Sapir College in der Nähe der israelischen Kleinstadt Sderot – na, Sie erinnern sich, das Städtchen, das bis zum vergangenen Sommer immer wieder von Raketen extremistischer Palästinenser aus dem Gaza-Streifen beschossen worden ist. – Noble Geste der deutsche Medienmeute, könnte man meinen.

Wenn dem bloss nur die Tatsache nicht entgegenstünde, dass es halt auch in diesem Konflikt zwei Kriegsseiten gibt: Vermeiden wir das Aufrechnen der Todesstatistiken von Israeli und Palästinensern. Belassen wir’s einfach mit dem Hinweis darauf, dass auch im Gaza-Streifen und im besetzten Westjordanland gestorben wird – und zwar wie so vieles in diesem asymmetrischen Konflikt ungleich schneller, öfters, jünger und ohne das geringste (Medien-) Interesse. Vergessen wir nie: Sie sterben auch, während wir Medienleute immer häufiger tanzen statt hinschauen und unseren Beruf ernst nehmen.

Dass die Schweizer Israel-Lobby nach der Berliner Tanz-Gala auch gleich bei Schweizer Journalisten anklopft – kkkönnen Schweiiizer Schuurnalischten auch tanzzn? – das erstaunt eher weniger. Und so harren wir gespannt der Einladungen, die womöglich kommen." (Link)

Darüber hinaus schreibt André Marty, der debile Vollhonk, im Kommentier-Modus, nachdem ihm ein Leser vorgeworfen hatte, er richte sich mit seinem Text gezielt gegen Israel, Folgendes:

"@peter gassman, @zappadong, @bugsierer
gemach, gemach. das ist nun wirklich nichts neues in der auseinandersetzung um den nahen osten: delegitimieren, verleumden, anschwärzen, versuchen, den unliebsamen beobachter mundtot machen; in den deutschen medien verfängt dieses muster ja recht gut, wie auch das beispiel des deutschen presseballs zeigt. das ist nun mal - like it or not - eine nicht unbekannte form der auseinandersetzung um den israelisch-palästinensischen konflikt. und dabei wird immer und immer wieder versucht auszublenden, was nicht auszublenden ist: die realität vor ort.
abgeschriebene realität? natürlich: von der realität vor ort.
so, und nun lieber peter gassman, wollen wir uns doch wieder um inhalte kümmern statt auf den überbringer der aus ihrer gefärbten optik unliebsamen botschaften einzudreschen, gell"

"„Es gibt so etwas wie die Palästinenser nicht.“ Sätze wie diese waren’s, welche die erste Premierministern in der Geschichte Israels auszeichneten. Taten wie die mörderische Jagd nach den palästinensischen Attentätern des Massakers an den Olympischen Spielen in München von 1972 waren’s, die Golda Meir den Titel der „eisernen Lady Israels“ einbrachten. Sie, Golda Meir, gab den Auftrag, er Ehud Barak - heute besser bekannt als einstiger Premier und amtierender Verteidigungsminister - führte den Auftrag aus; politische Licence to kill von der Premierministerin, sozusagen. Und so gab's denn auch Aussagen von ihr zu hören wie: „Die Araber wollen uns tot sehen. Wir wollen leben. Da gibt es keinen Kompromiss.“ Mit solchen Einstellungen konnte sie in den späten 60er und 70er Jahren punkten im Staate Israel. Und so meinte Uebervater David Ben Gurion denn auch, Golda Meir sei „der beste Mann in der israelischen Regierung“.

Würden Sie so was als Kompliment wahrnehmen, darf das im Jahr 2008 ein Vorbild sein?" (Link)

"„Antisemit“, „Anti-Zionist“. Weil ein Blogger nicht zu schreiben hat, was in den Mainstream-Medien nicht mehr publiziert wird? Weil die unangenehmen Fragen besser nicht gestellt werden?" (Link)

"„Warum eliminieren wir den eigentlich nicht?“

Eine Frage, einfach so hingeworfen wie: „Was kosten denn die Tomaten?“ Und das von einem israelischen Kollegen, mit dem ich in letzten Jahren manch' Stunde meiner Arbeitszeit verbracht hatte – wie Mann sich doch in Volkes Seele nicht auskennen kann.

„Wir“, das wären übrigens die israelischen Sicherheitskräfte. „Den“, das wäre Mahmoud Ahmadinejad, der iranische Präsident.

(...) Aber warum – es sei zumindest die Frage erlaubt – warum ist das so? Warum wird so ziemlich jedes Problem einzig mit militärischen Kategorien und Denkweisen angepackt?" (Link)

To be continued ...

... oder besser doch nicht.

Samstag, 13. Dezember 2008

What an asshole..

Es ist ja nicht neu, dass viele westeuropäischen Medien - seien es Tageszeitungen oder (mit Konzessionen finanzierte) Fernsehanstalten in ihrer Israel-Berichterstattung ein äusserst verkürztes und oftmals einseitiges Bild über Israel, die palästinensischen Gebiete sowie über den israelisch-palästinensischen Konflikt zeichnen. In traditionellen Medien, die sich auf ihre hehren Grundsätze der journalistischen Unvoreingenommenheit besinnen, ist wenigstens manchmal eine Restobjektivität zu erkennen.

In der Schweiz trifft dies zum Beispiel auf die 'Neue Zürcher Zeitung' zu, die in der Chronik als auch in der kommentierenden Einordnung der laufenden Ereignisse oftmals um einen sachlichen Ton und um eine ausgeglichen-nüchterne Darstellung bemüht ist. Manchmal droht jedoch auch die 'Neue Zürcher Zeitung' die Contenance zu verlieren, wenn sie etwa ihren Nahost-Korrespondenten Viktor Kocher mit Sitz in Nikosia darüber lamentieren lässt, dass einer von einer NGO angestrengten Klage gegen israelische Politiker (u.a. gegen Olmert) wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Gaza wohl kein Erfolg beschieden sein werde. So schreibt er in der NZZ vom 11. Dezember 2008 auf Seite 7:
"In Gaza gab unterdessen der Hamas-Informationsdienst bekannt, dass eine NGO namens Internationale Koalition gegen Straflosigkeit am Mittwoch beim Internationalen Strafgericht eine Klage gegen israelische Politiker angestrengt hat. Die Organisation will unter anderen Ministerpräsident Olmert, Verteidigungsminister Barak und Sicherheitsminister Dichter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza anklagen; sie verlangte Haftbefehle gegen die Angeklagten. Politische Massnahmen gegen Israel sind bisher angesichts der politischen Machtverhältnisse an der Uno immer abgeprallt, und ein Erfolg auf dem Rechtsweg ist ebenfalls höchst ungewiss."
Aufgrund von welchem Straftatbestand sollte denn bitte schön ein israelischer Premier von einem (internationalen?) Gericht schuldig gesprochen werden? Wegen Schutzes der eigenen Zivilbevölkerung vor antisemitisch motivierten Vernichtungswünschen und -taten?

Dass die NZZ in ihrem Buchverlag auch höchst problematische Publikationen führt, irritiert bei aller Nüchternheit, welche die Tageszeitung in der Regel an den Tag zu legen versucht, dennoch.

Die andere Tageszeitung aus Zürich, der 'Tages-Anzeiger', ist dagegen jedoch um einiges anti-israelischer gepolt. Diese Erkenntnis förderte auch ein sehr lesenswerter Artikel zu Tage. Dass der Artikel ausgerechnet im 'Magazin' erschien - eine Wochenendbeilage von mittlerweile 4 Schweizer Tageszeitungen und welche vom Verlagshaus der Tamedia AG, dem Verlag, der hauptsächlich den 'Tages-Anzeiger' herausgibt (so lag denn auch das an sich oftmals sehr lesenswerte 'Magazin' ursprünglich lediglich dem 'Tagi' bei) - ist eine ironisch anmutende Randnotiz (dass die Diskussion zum Artikel im 'Magazin'-Forum aufgrund "widerrechtlichen und rassistischen Aussagen" geschlossen werden musste, ist bezeichnend für die Gefahr von anti-israelischer Medienhetze).

Daneben nimmt sich, wie im 'Magazin'-Artikel geschildert worden ist, die 'Weltwoche in der schweizerischen Medienöffentlichkeit als löbliche Ausnahme aus, da sie nämlich pointiert Israel-freundlich berichtet.

Den Titel des schmierigsten Berichterstatters in der Schweiz kann jedoch wohl der SF DRS-Korrespondent André Marty für sich beanspruchen. Der ehemalige Italien-Korrespondent des Deutschschweizer Fernsehens wäre besser in Rom geblieben, als nach Tel Aviv zu dislozieren. Denn was der Mann alles an voreingenommenen Berichten produziert, welche die sicherlich teilweise real existierenden misslichen Bedingungen der Palästinenser instrumentalisieren, um ein anti-israelisches Bild zu zeichnen, ist pure Ideologie. Unter dem Deckmantel der 'Israel-Kritik' missachtet er das Gebot eines Journalisten, möglichst sachlich und objektiv zu berichten, in fahrlässiger Weise und reproduziert durch seine als seriös getarnten Nachrichten antizionistische Gedankenlosigkeiten.


(Nur um allfälligen Verwechslungen vorzubeugen: André Marty ist der Mann rechts)

Den Vogel schiesst André Marty hingegen endgültig auf seiner Internet-Seite ab. Ich habe kurz 5 Minuten rein geschaut und musste feststellen, dass sich André Marty in seiner Funktion als Korrespondent des Deutschschweizer Fernsehens verglichen mit André Marty auf Autopilot im Internet nur marginal unterscheidet. Wo bei ersterem in einer pathethischen Empörungsbewirtschaftung das 'Leid der Palästinenser' (ein zentrales Motiv in André Martys Beiträgen) in mediengerecht zubereitenden (lies: angeblich 'sachlichen') Häppchen beweint wird, so bricht sich bei zweiterem, wo André Marty seine persönlichen Bemerkungen öffentlich macht, das ganze Repertoire von antizionistischen und/oder anti-israelischen Ressentiments Bahn.

So gilt auch für André Marty, was die NZZ im Frühjahr dem Amerika-Korrespondenten von SF DRS, Tilman Lingner, und seinem Blog vorgeworfen hat:
"Der SF-Mann scheint die Politik und das Land, über das er berichtet, nicht besonders zu mögen. (...) Wie aber muss man Lingners Doppelrolle als Fernsehjournalist und Internet-Kommentator deuten? Ist das Blog ein Tummelplatz, wo man endlich einmal Dampf ablassen kann, also sagen kann, was einem als Korrespondent im Solde des öffentlichen Rundfunks verwehrt bleibt, weil die Pflicht zur ausgewogenen Darlegung gilt? In diesem Sinne stellt das Blog Transparenz her. Man erfährt, was oder wie ein Journalist wirklich denkt, was ihn persönlich bewegt. Allerdings läuft der Berichterstatter damit Gefahr, dass er polarisiert und dass man ihm die Rolle des unabhängigen Berichterstatters nicht mehr abnimmt." (Link)
Der Fall André Marty unterscheidet sich vom Fall Tilman Lingner jedoch insofern, als dass seine Internet-Seite keineswegs die Funktion eines Ventils ausübt, da er ja bereits in seinen Berichten für das Fernsehen, anders etwa als Tilman Lingner, eine anti-israelisch bis antizionistisch grundierte 'Israel-Kritik' betreibt, die manchmal ein bisschen mehr, manchmal ein bisschen weniger verklausuliert daherkommt. Seine Internet-Seite ist vielmehr ein Beschleuniger des Ressentiments, da er dort öfters über Israel, das Land, das er offenbar nicht sonderlich mag, berichten kann.

So schreibt er z.B. in seinem neuesten Beitrag:
"Fakt ist: Gillerman und Co. können einen Punktesieg für sich beanspruchen. Längst nicht nur in diesem Blog – aber auch hier in mehr oder minder ähnlicher Wortwahl – werden die UN-Institutionen von vielen als punchingball für das Abblocken unliebsamer Kritik genutzt. Das israelische Aussenministerium widmet der UN-Haue ausführlichen Platz auf seiner Homepage. UN-sinn sozusagen, ohne auch nur ansatzweise auf den Inhalt der Kritik einzugehen, gell. Wie war das doch noch mit dem Überbringer schlechter Nachrichten? Delegitimieren, Delegitimieren, Delegitimieren – und wer dann immer noch nicht die Schnauze hält, der wird halt einfach weiter delegitimiert."
Oder
"Denke, das Prinzip ist anhand dieser alles andere als vollständigen Liste des Umgangs mit Menschenrechten klar. Klar ist, dass die Kritik der Kritiker der Menschenrechte eben häufig auf den Überbringer der schlechten Nachrichten zielt. – Weil’s zu schmerzhaft wäre, sich mit den schlechten Nachrichten an sich auseinander zu setzen? Weil’s bequemer ist, sich über die weitgehend selbstgewählte Isolation zu beklagen und mit der alten US-Regierung (Abu Ghraib, Guantanamo) zu schäckern, statt sich an internationalen Standards messen zu lassen?"
André Marty - what an asshole..

Wahrscheinlich hat André Marty die Anleitung, wie man Nahost-Korrespondent wird, genau studiert..

Montag, 8. Dezember 2008

'Verhöhnung des Rechtsstaates', würde es bei Christoph Blocher wohl heissen

Nun schaltet sich auch der SP-Bundesrat Moritz Leuenberger in die sogenannte 'Raser-Debatte' ein. Dass der Zürcher Salonsozialdemokrat ebenfalls für populistische Schlaumereien empfänglich sein kann, bewies er in der Sonntagspresse. So lässt sich der Magistrat etwa mit folgenden Aussagen zitieren:

"Wenn einer mit dem Sturmgewehr wild um sich schiesst, kommt er auch sofort ins Gefängnis, selbst wenn er niemanden trifft. Es ist nicht einzusehen, warum dies bei Rasern anders sein soll."

Eine bemerkenswerte juristische Analogie.

Desweiteren heisst es in der Sonntagspresse: "Er beobachte merkwürdige "Bisshemmungen" bei der Justiz, sagte Leuenberger weiter. Er erhofft sich von den Richtern mehr Mut zu härteren Verdikten."

Bei Christoph Blocher, dem bei der classe politique verhassten SVP-Übervater und ehemaligen Bundesrat, hätte man solcherlei Formulierungskunst in den (linksliberalen) Mainstream-Medien sofort als unzulässige 'Verhöhnung des Rechtsstaates' ausgelegt und Zweifel ob dem Demokratieverständnis von Blocher angemeldet, der die Gewaltenteilung nicht respetkiere. Derlei braucht Leuenberger vermutlich nicht zu fürchten, da der Pöbel erstens in der 'Raser-Debatte' auf seiner Seite ist, weil zweitens die linksliberalen Mainstream-Medien zur Zeit wiederum auf ihre Hassfigur Nummer Eins (Blocher) sowie auf Ueli Maurer fokussiert sind sowie weil drittens Moritz Leuenbergers Verhöhnung des Rechtsstaates angesichts gravierender 'Todesraser'-Unfälle ja mal bitte schön angemessen sei, wohingegen Blochers Verhöhnungen des Rechtsstaates völlig inakzeptabel gewesen sein sollen (bspw. die Infragestellung der Antirassismus-Norm).

Unabhängig von den politischen Inhalten Blochers, die ich grösstenteils nicht teile, irritieren die doppelten Standards in der Beurteilung des Wirkens von Bundesräten durch die medienvermittelte Öffentlichkeit doch einigermassen.

Freitag, 5. Dezember 2008

DIe "linke Gegenöffentlichkeit" soll marginalisiert werden

DIe "linke Gegenöffentlichkeit", repräsentiert durch antideutsche israelsolidarische Postmarxisten, die eine "subversive Kritik in der Tradition der Kritischen Theorie Frankfurter Machart" formulieren, die also "den Versuch der Synthese einer avantgardistischen Marx-Lektüre jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus mit polemischer Sozialkritik und Aufklärung über den Antisemitismus, auch und gerade in seiner Spielart des Antizionismus von Links" wagen, soll in Deutschlands linkem Spektrum marginalisiert werden. Warum das nicht gelingen kann (und soll), verdeutlicht der Artikel der Initiative Sozialistisches Forum, der Bezug nimmt auf den Versuch der Nationalbolschewisten von der Tageszeitung 'Junge Welt', die Initiative Sozialistisches Forum und den von ihm betriebenen (linken) Verlag ça ira mit Falschaussagen und falschen Zitaten zu diskreditieren (Entschuldigung für die Verlinkung auf 'Junge Welt', aber mir erscheint ein Einblick in die nationalbolschewistische Genossen-Seele hilfreich zu sein, um zu realisieren, dass linke Theorie, Kritik, Analyse und Praxis besser nicht vom traditionellen "Linksdeutschland" ausgehen soll, sondern dann doch eher von den Antideutschen..Beispiele? "Eröffnet wurde die Messe am Freitag abend mit einer Veranstaltung der jungen Welt und des Rotbuch-Verlages: Der Botschafter der sozialistischen Republik Kuba, Gerardo Peñalver Portal, stellte das kürzlich erschienenene Buch »Fidel Castro – Mein Leben« vor" oder "daß sich in Nürnberg eine breite und solidarische Linke entwickelte. Die versteht sich zwar mehrheitlich als undogmatisch, arbeitet jedoch durchaus mit der Linkspartei, der DKP, ATTAC, dem Sozialform und anderen Organisationen zusammen. »Antideutsche« spielen in Nürnberg so gut wie keine Rolle.").

Montag, 1. Dezember 2008

Antifaschismus liberalen Zuschnitts?

Morgen Dienstag soll im Nationalrat einmal mehr über eine Rehabilitierung der Schweizer Spanienkämpfer, die im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der demokratisch gewählten Regierung gegen die von Hitlerdeutschland und von Italien unter Mussolini unterstützte aufständischen faschistischen Truppen gekämpft haben, entschieden werden.

Ein bekannter Schweizer Spanienkämpfer war Hans Hutter, der Vater des Parlamentariers und (Achtung!) FDP-Nationalrates Markus Hutter. Die FDP als Erbin des Antifaschismus? Warum nicht. In Zeiten, in denen die Schweiz mit ihrer sozialdemokratischen Aussenministerin Micheline Calmy-Rey in der Vergangenheit als scharfe Israel-'Kritikerin' aufgefallen ist und nach wie vor auffällt, wäre diese Vorstellung so verkehrt nun auch wieder nicht.

Mittwoch, 26. November 2008

Wenn eine prononciert (bauch)linke Zeitung versucht, satirisch zu sein ...

... dann ist es meist bloss semi-lustig.

Realsatire gibt es ferner hier . Der Autor schreibt in seiner 'Analyse' folgendes denkwürdiges Axiom nieder: "Die Linke hat die Kompetenz der Analyse". Eine solche Behauptung trifft in vielen Fällen nun zwar durchaus zu - nicht jedoch in diesem faden unwissenschaftlichen bauchlinken Palaver, das ausgerechnet auf Oskar Lafontaine Bezug nimmt.

Im (doch recht angenehmen) Kontrast dazu und quasi als Beweis für die Behauptung, dass die "Linke die Kompetenz der Analyse" hat, bewegt sich der Artikel von Robert Kurz, dem Mitbegründer der Wertkritik, Postmarxist und Kritiker der Redaktion Bahamas und der Antideutschen (Wikipedia meint: "In der Vergangenheit profilierte Robert Kurz sich durch eine radikale Kritik am "Arbeits- und Klassenkampffetisch" des traditionellen (Arbeiterbewegungs-)Marxismus. Die von ihm maßgeblich mitkonzipierte Wertkritik richtet sich gegen ein soziologistisch verkürztes Verständnis von Herrschaftsverhältnissen und identifiziert in der Wertvergesellschaftung eine totalitäre Tautologie der Akkumulation von „toter Arbeit“, die ad infinitum die gesamte physische wie auch gesellschaftlich-symbolische Welt einem einzigen abstrakten Formprinzip unterwerfe. Der Begriff des Fetischismus postuliert eine kritische Analyse der totalitären Vergesellschaftungsprinzipien der Moderne." Zum Verhältnis von Kurz mit den Antideutschen weiss Wikipedia Folgendes zu berichten: "In dem Buch Die antideutsche Ideologie setzte Robert Kurz sich bewusst polemisch mit dem seines Erachtens "ideologiekritischen Reduktionismus" der Berliner Zeitschrift Bahamas auseinander. Im Zuge der innerlinken Kontroverse über den Irakkrieg hatte sich die Bahamas für die US-Intervention ausgesprochen. Kurz warf den so genannten "Antideutschen" daraufhin eine militante Affirmation der Aufklärungsideale, der "westlichen Werte" und Bellizismus vor." In seiner Einschätzung der Antideutschen stimme ich Robert Kurz, wenn überhaupt, nur bedingt zu).

M.E. ist folgende Passage zentral: "Die neoliberale Epoche der Finanzblasenökonomie war keine «Verirrung», die durch ein bisschen mehr Regulierung und Bankermoral rückgängig gemacht werden kann, sondern selber eine notwendige Folge mangelnder realer Verwertungsbedingungen, deren Erneuerung nirgends in Sicht ist." Ausgehend von dieser Analyse finde ich die Synthese absolut richtig: "Da helfen kein Antiamerikanismus und keine subjektive Schuldzuweisung. Diese Ideologieproduktion zeigt nur, dass die objektiven Grenzen der herrschenden Lebensweise verdrängt werden." Alles in allem ein für einmal doch lesenswerter Artikel in der 'Wochenzeitung'.

Im Zusammenhang mit dem Verzicht Marcel Ospels auf ausstehende Boni - dies ist ja der Anlass für das 'satirische' Interview der WOZ mit dem ehemaligen VR-Präsidenten der UBS - noch meine, äh, Analyse:

Im Echo der nachhallenden Empörungsbekundungen der Kommentierenden selbst in Bezug auf eine nun erfüllte zentrale Forderung der (UBS-)Manager-Kritiker - der Rückgabe oder der Verzicht auf Boni - ist herauszuhören, dass populistischer Argwohn und "Ideologieproduktion" (Zitat von Robert Kurz) nach wie vor einen attraktiven Resonanzboden vorfinden. Die Volkseele lechzt nach noch mehr Genugtuung und vor allem nach mehr Demut und Schuldeingeständnissen der wirtschaftlichen Elite. Dass der Verzicht von Ospel und Co. die Büchse der Pandora nun erst recht für fetischisierte Kapitalismuskritik, die an der Zirkulationssphäre sowie an den Charaktermasken des Kapitals ansetzt, geöffnet hat, ist so wenig überraschend, wie es wohl auch nicht zu vermeiden ist.

"Berne en vacances, Berne en vacances - magnifique"

Der SC Bern, eine unumstritten starke Eishockey-Mannschaft, bei der jedoch in den entscheidenden Momenten jeweils Anspruch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen (Saison 2007/08, Champions Hockey League 2008), wurde in ebenjener Spielzeit 2007/08 als klarer Favorit vom Aussenseiter Freiburg Gottéron im Play-off-Viertelfinale besiegt. Dazu nun die entscheidenden Live-Mitschnitte des TSR..

Freitag, 21. November 2008

Sanfte Töne - Death Cab for Cutie mit 'A movie script ending'

Die US-Indie-Pop-Band Death Cab for Cutie mit dem sanften und rührenden Song 'A movie script ending'. Das Video sowie der Song behandeln dabei ein klassisches Popthema, das Boy meets Girl-Phänomen. Trotz der vermeintlichen Belanglosigkeit ist eine solche Musik immer wieder nett anzuhören, sofern sie die zulässige Grenze zum schlecht inszenierten Kitsch nicht überschreitet. Dies hat meines Erachtens 'A movie script ending' knapp nicht getan. Aber hört und sieht doch selbst..

Strike! Die IDF und das syrische Atomwaffenprogramm

Da haben die IDF einen Volltreffer gelandet und dem geheimen syrischen Atomwaffenprogramm, dessen vormalige Existenz sich gemäss der Indizien der in diesen Fragen äusserst inkompetenten Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zunehmend verdichten, ein Ende bereitet. Strike!

Jetzt als nächstes bitte die iranischen Nuklearanlagen in die Steinzeit zurückbomben, um ein iranisches Atomwaffenprogramm ebenfalls zu verhindern.

"Nachrichten aus der Zukunft" - oder ein Einblick in die bunte Vorstellungswelt der bauchlinken Denkfeinde und kulturlinken Feuilletonistinnen

Das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung, das sich rühmt, unter anderem in der kritischen Berichterstattung über Opern, Theatervorstellungen an bürgerlichen Bühnen und über andere Disziplinen der bürgerlichen Hochkultur eine Kernkompetenz zu verfügen, leistet sich ja wie so manches Traditionsblatt, das dem Liberalismus zugeneigt ist, den Luxus, zuweilen auch systemkritische Zeilen zu veröffentlichen (wie z.B. auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung von 2001 bis 2007 mit Dietmar Dath, dem ehemaligen Chefredaktuer der Spex und, so glaube ich mich zumindest zu erinnern, bekennender Sozialist) und damit einen Kontrapunkt zum im Blatt üblichen Bekenntnis zu freien Märkten und Liberalismus (zum Beispiel in 'Börse und Märkte' und 'Wirtschaft', den ausführlichen Teilen der Neuen Zürcher Zeitung zu den Kapital- und Finanzmärkten sowie zur Interaktion der Wirtschaftsakteure auf makro- und mikroökonomischer Ebene) zu setzen.

In der Neuen Zürcher Zeitung ist diese Aufgabe wie beschrieben dem Feuilleton vorbehalten - und innerhalb des Feuilletons der Redakteurin Andrea Köhler, die in New York City lebt und deren Themenschwerpunkt die amerikanische Kultur ist (Bücher, Filme, Präsidentschaftswahlen etc.). In ihren Artikeln schimmert meistens das Bild des vermeintlich anderen, besseren Amerikas hervor, das sich an europäischen Kultur-Werten orientiere und das es zu fördern gelte - was gleichzeitig bedeudet, dass es das momentane Amerika, das schlechtere, das von weissen republikanischen hinterwäldlerischen und kulturlosen Männern, das George Bush-Amerika - wenn auch nur kulturschaffend - zu bekämpfen gelte. Es erstaunt also kaum, dass Andrea Köhler richtig glücklich ist über den Wahlsieg Obamas; dies übrigens teilweise im Widerspruch zur Linie der Neuen Zürcher Zeitung im 'International'-Teil.

Andra Köhler steht also für die kulturlinke Strömung des Feuilletons der Neuen Zürcher Zeitung (das ansonsten mit Autoren wie Uwe Justus Wenzel durchaus lesenswert ist und auch eher liberal ausgerichtet ist) und passte also aufgrund dieses Profils wohl eher zum Zürcher Tages-Anzeiger.

Sie hat kürzlich einen Artikel zur Fake-Ausgabe der New York Times geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, insbesondere wie sie die halbgare politische Vorstellungswelt der "Aktivisten" dieser an sich guten Idee beschreibt ("Die Kriege im Irak und in Afghanistan sind beendet worden. Das Gefangenenlager Guantánamo wurde geschlossen. Condoleezza Rice entschuldigt sich für die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak. Und George W. Bush steht wegen Hochverrat vor Gericht und klagt sich infolge einer zweiten Konversion zum «born again, again» gleich selber an.", "Doch hinter der Redaktion dieser vierzehn Seiten dünnen Ausgabe steht nicht der Stab der renommierten Tageszeitung, sondern die Aktivisten-Gruppe «The Yes-Men». Sie hat in sechsmonatiger Kleinstarbeit eine täuschend echt gemachte Fake-Ausgabe der Zeitung zusammengestellt, die all jene Nachrichten bündelt, die sich die Gruppe für die Zukunft wünscht. Eine Ölsteuer soll Umweltstudien und den Ausbau von Fahrradwegen in New York finanzieren. Eine gesetzliche Krankenversicherung wird eingeführt, Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme und den Klimawandel sind auf dem Weg, Obergrenzen für Managergehälter eingeführt. Der frisch gekürte Wirtschaftsnobelpreisträger und regelmässige Op-Ed-Kommentator Paul Krugman ist zum Treasury Secretary ernannt worden. Und sein Kollege, der Op-Ed-Kommentator Thomas L. Friedman, legt in der Einsicht, im Hinblick auf den Irak-Krieg «so fundamental danebengelegen zu haben, dass ich es nicht verdiene, eine Plattform geboten zu bekommen», ein für alle Mal den Griffel nieder. In einem Editorial klagt die «New York Times» sich gleich selber an, in der Berichterstattung über die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak eine unrühmliche Rolle gespielt zu haben."), ist kulturlinkes Stückwerk par excellence. Der Artikel bringt zum Ausdruck, was dabei resultiert, wenn sich bauchlinke Denkfeinde (die "Aktivisten") und kulturlinke Feuilletonistinnen treffen.

Freitag, 14. November 2008

anlässlich der affiche fc basel vs. fc zürich: ein klasse artikel über "fussballterror und randale"

die affiche vom sonntag, fc basel vs. fc zürich, ist seit jahren eine aus zweierlei gründen interessante begegnung:

1. die spiele sind fussballerisch meist ansprechend, da beide mannschaften einen gepflegten, technisch-orientierten fussball spielen. darüber hinaus gehören beide mannschaften seit einigen jahren zu den branchenleadern. die begegnung verspricht denn auch am sonntag verheissungsvoll zu sein: der erste des klassements, der fc basel, gegen den direkten verfolger und also zweiten der meisterschaft, den fc zürich.

2. zwischen den radikalen und wohl auch den moderaten anhängern der beiden mannschaften herrscht seit jahren, aber im besonderen seit dem 13. mai 2006 (wofür sich die fcz-ultras dann am 2. mai 2008 revanchierten..) hass vor. nicht selten kommt es zu ausschreitungen vor und auch innerhalb des stadions. man muss wohl kein prophet sein, um vorauszusagen, dass es am sonntag nicht anders sein wird. die polizei ihrerseits leistet mit ihrer teilweise allzu offensiven präsenz der gewalt oftmals vorschub (klar, ein bisschen ein schwaches argument). auch am sonntag sollen angeblich zirka 800 polizisten im einsatz sein - für schweizer verhältnisse eine sehr hohe zahl an gesetzeshütern.

für spannung auf und neben dem rasen ist also gesorgt..daher möchte ich auf einen sehr lesenswerten und gleichwohl differenzierten artikel hinweisen, der sich mit "fussballterror und randale" auseinandersetzt.

meine position zum thema lautet wie folgt:

einem schwarzen block - sei es nun ein aus angeblich linken oder eines aus fussball-ultras bestehenden, gehöre ich nicht an. mir geht es eher um den fussball und freilich auch davon, über "fussballterror und randale" nachzudenken. freilich kann ich es wohl nachvollziehen, dass diese faschistoide mobaction klasse sein kann und dass ein leidenschaftliches fansein - das, gemäss dem verlinkten artikel, der kern des hasses sei - alleweil anregender, emotionaler und spannender ist als blosses 'kritisches unterstützen' des eigenen vereins. theoretisch könnte ich mir also durchaus vorstellen, mit den fcz-ultras brandschatzend durch die städte an den auswärtsspielen zu ziehen. leider habe ich dafür in der praxis keine zeit und im moment auch keine wirkliche lust. und es widerspricht, sofern fremdes eigentum beschädigt wird, auch ein wenig meinem eigentumsbegriff..

Mittwoch, 12. November 2008

Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire- bzw. "Faktenmagazins" 'Titanic' im DRS-3-Gespräch über deutsch-schweizerische Befindlichkeiten

Anlässlich der jüngsten Drohung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück gegenüber der Schweiz, dass man nun im Streit um das schweizerische Steuersystem und Bankgeheimnis nicht mehr ausschliesslich mit Zuckerbrot, sondern auch mit der Peitsche zu verfahren habe, äussert sich Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire- bzw. "Faktenmagazins" 'Titanic', Parteivorsitzender der Partei namens 'Die Partei' sowie inzwischen offenbar Verantwortlicher von 'Spam' - der Satire-Ecke des Spiegels -, über das deutsch-schweizerische Verhältnis und über die innerdeutschen Befindlichkeiten im Jahre 19 nach dem Mauerfall. Ich finde das Gespräch ziemlich lustig. Hier anhören.

Dienstag, 11. November 2008

What a goal!

Eric Hassli, der Fussballgott, wird mit solchen Traum-Buden wie jener zum 2:1-Sieg vom Sonntag im Stadtzürcher Derby über den Grasshopper-Club Zürich den FC Zürich zusammen mit Almen Abdi und Alexandre Alphonse und all den restlichen Top-Spielern in die Champions League ballern!!

Samstag, 8. November 2008

Josef Zisyadis, der Nationalrat der PdA, zusammen mit anderen auf einem Narrenschiff

Als im August das erste Narrenschifff in den Hafen von Gaza-Stadt segelte, konnte man ja noch meinen, dass es sich dabei um 'Friedensaktivisten' handele, die sich zwar in an Naivität kaum zu überbietender, identitärer altlinken Selbstvergewisserung üben, in der ein Antizionismus manifest wird, die jedoch ansonsten auf ihrem Kutter im Meer der geschichtsphilosophischen Bedeutungslosigkeit herumtreiben.

Inzwischen scheint aber das Ticket Larnaca - Gaza-Stadt über den Seeweg insbesondere bei linken, mitunter gar kommunistischen, Parlamentariern steil an Popularität zu gewinnen. So war auf dem jüngsten Segeltörn unter anderem der Schweizer Parlamentarier Josef Zisyadis - Nationalrat der kommunistischen Partei der Arbeit (deren Ideologie allerdings im traditionellen ML-Duktus formuliert wird, die also dem orthodox ausgelegten Marxismus anhängen) - zugegen.

Dass diese Aktion nicht mehr viel mit fortschrittlichen, ja eventuell gar kommunistischen Idealen, die, wie man meinen könnte, von Josef Zisyadis angstrebt würden, gemein hat, beweisen auch die Leser-Kommentare, die der Tages-Anzeiger, ohnehin die andere, schlechtere Zeitung aus Zürich, veröffentlichen liess. Der Kritik und Aktion der 'Aktivsten', die von den Tages-Anzeiger-Lesenden affirmiert werden, liegt doch eher eine antizionistische, lies: antisemitische Ideologie zugrunde.

(Btw: Für eine (na ja: revolutionäre) Selbstentfaltung und Selbst-Entwertung des Menschen im Zeichen eines je freien und individuellen Zusammenwirkens der Individuen auf gesellschaftlicher und ökonomischer Ebene ist nun evident geworden, was eigentlich bereits vorher offensichtlich war: Josef Zisyadis ist als Kommunist kein Verbündeter in einem postmarxistischen Projekt, das sicherlich die Emanzipation des Individuums aus dem herrschenden kapitalistischen Verwertungsimperativ zum Ziel hat, gleichzeitig und vor allem aber auch das Existenrecht Israels und die Sicherheit aller jüdischen Menschen in Israel und weltweit zu garantieren hat.)

Mittwoch, 5. November 2008

Für die Afro-Americans freue ich mich

Mit der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten hat die USA, im Gegensatz zu Entwicklungen in vielen west- und osteuropäischen Staaten, möglicherweise den zweifellos auch in (allerdings marginalisierten und gesellschaftlich geächteten) Teilen der USA vorhandenen Rassismus / die fallweise zum Ausdruck kommende Chancengungleichheit von Minderheiten (zu einem grösseren Teil) überwunden. Das ist in der Tat ein starkes Zeichen und unterstreicht die liberale, in den Gründungsdokumenten der USA niedergeschriebenen Grundsätze sowie das Pluralismusprinzip 'E pluribus unum' der Vereinigten Staaten von Amerika. Es freut mich insbesondere für die Afro-Americans, dass nach langer Zeit bitterer Erfahrung nun ein Vertreter ebenjener Minderheit zum Präsidenten gewählt worden ist.

Darüber hinaus stimme ich diesem Text vollumfänglich zu.

gratulation, barack obama

george walker bush, neben thomas jefferson, abraham lincoln, ronald reagan und george bush senior, einer der besten us-präsidenten ever, der in einer grossen antifaschistischen tradition wie jener von franklin delano roosevelt und dwight eisenhower steht, wird also abgelöst vom anti-bush barack obama - einem relativen neuling, der bislang vor allem dadurch in erscheinung trat, dass er bereits 2 memoiren geschrieben hat, kaum je ein gesetz im senat durchgebracht hat und aussenpolitisch in bezug auf die einschätzung der sicherheitslage im irak und die anpassung der strategie ('surge') vermutlich falsch lag. der netzwerkeffekt hat bei dieser wahl stark gespielt (also wenn der "Nutzen an einem Standard oder Netzwerk wächst, wenn dessen Nutzerzahl größer wird. Durch diesen erhöhten Nutzen wird das Netzwerk für noch mehr Personen interessant, die Nutzerzahl wächst weiter an, und somit wiederum der Nutzen für alle. Dies nennt man positive Rückkopplung. Wird eine kritische Masse erreicht, so steigt die Nutzerzahl exponentiell an." Zitat: Wikipedia). die an religiöse züge erinnernde selbstbeweihräucherung der obama-ultras, die seine angeborene lebenszufälligkeit, afro-american zu sein, politisch als relevant zu betrachten und dies als wie auch immer geartetes signal von einem 'neuen' amerika zu deuten scheinen (insbesondere in europa, wo man aufklärungsresistent die übertreibung vom angeblich rassistischen ku-klux-clan-amerika, dessen ausgeburt bush sei, reproduziert. natürlich ist es ein schöner moment, dass nun ein afro-american gewählt worden ist. oder wie es john mccain in seiner staatsmännischen rede formulierte: "This is an historic election, and I recognize the special significance it has for African-Americans and for the special pride that must be theirs tonight."), wird also mit dem einzug obamas ins oval office in amt und würden übergehen und ab dem 20. januar 2009 erfahrbar gemacht. spätestens ab diesem zeitpunkt wird sodann die politik im zentrum stehen und also kritisch zu begleiten sein.

also: gratulation, barack obama - der 44. präsident der usa!

Dienstag, 4. November 2008

Bis auf einen, noch ein paar klasse Artikel, bevor es dann in 24 Stunden wirklich drufflos geht

Zum Schluss der aktuellen Textproduktion, bevor es dann in zirka 24 Stunden richtig losgeht, noch einmal ein paar Artikel. Als erstes verweise ich auf einen Artikel aus dem 'Tages-Anzeiger', der anderen, schlechteren Tageszeitung aus Zürich..(der Artikel macht vermutlich auch deutlich, warum dies so ist..vgl. auch die grenzdebilen antiamerikanischen Leser-Kommentare).

Als zweites ein Artikel aus dem 'Tagesspiegel' sowie als krönender Abschluss ein (für einmal wiederum lesenswerter) Artikel von 'Spiegel Online', der in etwa noch einmal das Pluralismusprinzip der USA erklärt, wie dies bereits der auch in diesem Blog verlinkte 'Lizas-Welt'-Text 'E pluribus unum' getan hat. Die 2 letzten Artikel sind auch eher, so würde ich meinen, pro Barack Obama - eine Wahl mit der ich, trotz allen politischen Meinungsverschiedenheiten, vermutlich auch (gut) leben könnte.

versuch, einige unklarheiten und widersprüche auszuräumen

keine angst, der autor führt trotz der jüngst veröffentlichten textwüsten, deren erkenntnisgewinn wohl eher marginal ist, ein nach wie vor intaktes sozialleben..

es soll hier nun versucht werden, einige unklarheiten und widersprüche, die sich in den beiträgen "Obama als Chance? McCain als Konstante?" und "Warum ich um des Distinktionsgewinnes willen nichts einzuwenden hätte, würde McCain und nicht Obama als nächster US-Präsident gewählt" eröffnet haben, auszuräumen bzw. zu überwinden.

worum es mir im zweiten beitrag ging, um dies zu präzisieren und um allfälligen unklarheiten vorzubeugen, war nicht eine zentrale inhaltliche auseinandersetzung der jeweiligen positionen (da ja die reproduktion der kapitalistischen verhältnisse und die konsolidierung der bürgerlichen demokratie sowohl unter einem präsidenten obama als auch einem präsidenten mccain fortgesetzt würde), als vielmehr um die kontextuellen, mithin strukturellen produktionsbedingungen der meinungsmache. es ging mir also eher um eine kritik der ideologie, die in der meinungsäusserungsfreiheit vieler europäer in bezug auf die usa zum ausdruck kommt. ich bezeichnete also die mehrheit der 90% - vielleicht tatsächlich etwas gar pauschalisierend - als (latente) antiamerikaner. gerne würde ich mit den leuten dieses "repräsentativen" querschnitts diskutieren, um zu verstehen, wie sie die feldzüge der allierten gegen den irak einstuften, wie sie die beziehung der usa zu israel beurteilten und was sie vom iran und dessen nuklearprogramm hielten. ich bin mir sicher - das ist freilich eine unbeweisbare aussage -, dass die mehrheit der 90% tatsächlich antiamerikanische ressentiments formulieren würde. genau deswegen kann ich nicht mit diesen 90% übereinstimmen und würde deshalb nicht nur, aber auch um des distinktionsgewinnes willen mccain obama vorziehen.

widersprüche ortete ich u.a. v.a. hier:

"Das Bekenntnis zum Multilateralismus, so löblich es auch sein mag, überzeugt kaum, da Europa, der traditionelle Partner der USA, sich nach wie vor den USA gegenüber als moralisch überlegen betrachtet. Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt."

da scheint mir - als eine von vielen - eine ungereimtheit zu bestehen. was ich damit zum ausdruck bringen wollte, ist vermutlich folgendes:

obama wird von den europäern als der heilsbringer betrachtet, der die europäischen partner (vor allem de und fra) nach 8 jahren bush und schroff zurückgewiesener liebe (jedoch ursprünglich europäischerseits) die transatlantische einheit wieder herstellen soll. würde obama gewählt, dann bestünde tatsächlich die chance, dass er seine vision, die usa wieder in den multilateralismus, in die weltgemeinschaft zurückzuführen, umsetzten kann, da europa genau darauf hofft. insofern ist "Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt" nicht zutreffend.

nun wäre ein geeintes transatlantisches bündnis sehr wünschenswert, gibt es doch noch zahlreiche problemherde auf der welt. ein starker verbund aus europäern und amerikanern könnte eventuell tatsächlich probleme lösen. was ich mit "kaum gemeinsamen strategien" gemeint habe, dürfte jedoch dabei eventuell zum pièce de résistance werden: die europäer wollen konflikte lieber mit diplomatie und auf dem verhandlungsweg lösen - zweifellos eine anzustrebende strategie.

doch manchmal ist der verhandlungsweg die falsche strategie und es braucht auch eine machtpolitik. im falle des iran bin ich nicht sicher, wie die 2 blöcke vorgehen möchten, um das problem zu lösen. mit dem möglichen einzug obamas ins oval office wäre es denkbar, dass die us-aussenpolitik 'europäischer' würde.

appeasement-politik, wie ich sie so oft den europäern im umgang mit dem mullah-regime vorwerfe, muss nicht in jedem fall schlecht sein (im umgang mit dem iran jedenfalls wäre es dennoch sinnvoller, eine härtere gangart einzulegen, denke ich), wie folgender artikel illustriert, der im jahre 2002 in der 'neuen zürcher zeitung' erschienen ist (der artikel ist hochintelligent, er analysiert aus spieltheoretischer sicht die entscheide, ob krieg oder frieden im umgang mit feinden das adäquate mittel sei und es zeigt sich, dass appeasement unter gewissen bedingungen durchaus auch angebracht sein kann. der "hochintelligente" artikel findet sich im pdf-file ganz zuunterst sodann auf deutsch eingescannt).

kurzum: sollten sich europa und die usa wieder besser verstehen, wäre dies natürlich zu begrüssen, tragisch wäre es jedoch, wenn diese annäherung auf 'kosten' von menschen ginge, die bestrebt sind, bspw. im nahen und mittleren osten (irak, afghanistan) eine demokratische ordnung aufzubauen und für ihre menschenrechte zu kämpfen, indem etwa obama, sollte er präsident werden, auf drängen von europa allzu früh die truppen aus dem irak abziehen würde, oder die, wie im falle georgiens (und teilweise auch der ukraine), nach dem westen ausschau halten, obwohl dies russland nicht passt.

Montag, 3. November 2008

Die sich in moralischer Überlegenheit zu den USA wähnende EU - angeführt von Old Europe - stellt bereits Forderungen an den nächsten US-Präsidenten

Old Europe erhebt Forderungen gegenüber dem neuen, morgen zu bestimmenden US-Präsidenten. Das überrascht nun keinesfalls. Einen solchen Katalog an Forderungen der Friedensmächte aus Old Europe an die USA konnte man wohl angesichts fortschreitender europäischer und natürlich immer streng 'multilateraler' Bemühungen, drängende Konflikte auf dem Verhandlungsweg zu lösen (Iran, Georgien / Südossetien / Abchasien, Demokratische Republik Kongo, sogar mit 'moderaten' Taliban soll in Afghanistan verhandelt werden) erwarten. Es bleibt zu hoffen, dass der nächste Präsident der USA - ob Obama oder Mc Cain - trotz eines möglichst erstrebenswerten guten Verhältnisses mit Old Europe versucht, sich in den entscheidenden Fragen, wie zum Beispiel im Streit um das iranische Nuklearprogramm, nicht allzu sehr auf seinen Partner vom alten Kontinenten zu verlassen. Eine gesunde Portion Unilateralismus, der nötigenfalls auch Beschlüsse der ohnehin an Glaubwürdigkeit eingebüssten Vereinten Nationen ignoriert, wird sich die USA hoffentlich bewahren, um auf der Welt den (sicherlich auch zu kritisierenden) bürgerlichen Demokratisierungsprozess und die Verbreitung von Freiheit und Menschenrechte zu fördern. Würde sich darüber hinaus die USA an die Forderungen der EU halten, dann wäre Israel wohl dem antisemitischen Vernichtungswillen der Mullahs noch stärker als ohnehin ausgeliefert.

Sonntag, 2. November 2008

Als kurzes Intermezzo: Eric Hassli, Fussballgott!

Dass im 'Blick' nicht nur merkbefreite Berichte (vgl. auch den bereits heute Nachmittag verlinkten Artikel) abgedruckt werden, dafür garantiert der Sport-Teil - wenngleich Sportjournalismus natürlich auch viel besser gemacht werden kann als im 'Blick'. So wie es zum Beispiel die auch in dieser Hinsicht qualitativ hochstehende 'Neue Zürcher Zeitung' zu machen pflegt. Nun jedoch ist ausgerechnet Thomas Renggli, einer der Sportjournalisten, die ich bei der 'NZZ' immer sehr gerne gelesen habe, zum Ringier-Verlag gewechselt und schreibt nun für den 'Blick' (hier ist sein letzter, scharfsinniger Artikel in der NZZ zu finden). In seinem heutigen Artikel im 'Sonntagsblick' widmet er sich Eric Hassli - einer der 3 Torgaranten des momentan wieder sehr stark und vor allem auch sehr attraktiv aufspielenden FC Zürich.

Heute im Spiel gegen YB schoss er wieder 2 Tore. Der zweite Treffer kommt sogar als mögliches 'Tor des Jahres' in Frage. Aber schaut doch selbst (beim SF-Mediaplayer scheint es wohl nicht möglich zu sein, direkt in den Videobeitrag zu verlinken, daher bitte selber auf den Abspielpfeil klicken).

Was bleibt einem da noch zu sagen? Eric Hassli, Fussballgott!

Warum ich um des Distinktionsgewinnes willen nichts einzuwenden hätte, würde McCain und nicht Obama als nächster US-Präsident gewählt

Dieser Tage wird viel über Barack Obama gesprochen, sei es am linksliberalen Stammtisch qua Zeitungs-Mainstream (stellvertretend dafür ist das Boulevard-Blatt 'Sonntagsblick', das als Sonderfall betrachtet werden muss, da es nicht etwa ein Revolverblatt ist, wie man meinen sollte, sondern ein populistisches linksliberales Organ), sei es in der TV-Landschaft (bestes Beispiel das gebührenfinanzierte Schweizer Fernsehen) oder sei es aber auch auf der Strasse, wo sich die Schweizer - im Einklang mit der Weltbevölkerung - in überwältigendem Mehr für den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Barack Obama, aussprechen (vgl. hierzu folgende "repräsentative Umfrage", die in der heutigen Ausgabe des Sonntagsblicks erschienen ist. Darin heisst es unter anderem: "Wie überall in Europa wird das Mega-Spektakel der US-Wahlen auch in der Schweiz als eher peinlich, oft gar als Demokratie-unwürdig empfunden. Doch vom Kandidaten Obama und seinen Versprechungen können die Menschen der Alten Welt nicht genug kriegen. Nach acht Jahren Bush-Regentschaft hängen sie an den Lippen des Demokraten, als sei er der lang erwartete Messias." Der latente Antiamerikanismus wird bei einem solch dämmlichen Abschnitt wieder einmal manifest. Weiter heisst es: "Nur die Georgier wünschen sich John McCain (72). Kein Wunder: Der Republikaner versprach während der Kaukasuskrise im Sommer, sie notfalls auch militärisch gegen Russland zu verteidigen." Was fällt den Georgiern denn ein, John McCain zu unterstützen? Die sollen gefälligst auch Barack Obama als "Messias" anhimmeln. Immer nur mit Gewalt Konflikte lösen, geht doch nicht. Obama würde die Russen sicherlich auf elegante Weise überzeugen können, sich doch bitte nicht mehr in georgische Angelegenheiten einzumischen).

Warum ist das so? Warum wollen "neun von zehn Schweizern" Barack Obama als nächsten Präsidenten? Das ist erklärungsbedürftig.

Es hängt vermutlich damit zusammen, dass das überwältigende, an die dazumals üblichen Zustimmungsraten von Saddam Hussein oder Fidel Castro erinnernde Mehr, das eher einer "Demokratie unwürdig" ist, eine Conditio sine qua non, also eine Bedingung, ohne die nicht, der Schweizer (und der Weltbevölkerung) im Verhältnis mit dem derzeitigen Präsidenten der USA, George Bush, ist. Seine Popularitätsraten sind, wenn sie überhaupt bestehen, sehr tief. Er wird für sehr viel Unheil auf der Welt verantwortlich gemacht, sei es für den Klimawandel, den er nicht energisch genug bekämpfe, sei es für den Terror, den der 'War on Terror' zusätzlich provoziert habe, sei es für die Wirtschaftskrise, die er als Gesicht des 'Neoliberalismus' wesentlich mitverursacht habe, sei es für die zunehmende soziale Polarisierung in den USA selbst, die er mit seiner 'unsozialen' Fiksalpolitik verursacht habe, sei es für den zunehmenden Antiamerikanismus, den seine Aussenpolitik verursache etc. pp. Zusammengefasst: George Bush sei ein unfähiger Präsident, der dem Ansehen der USA weltweit massiv geschadet habe und der mit seiner imperialen, auf die Erdölressourcen fokussierten Aussenpolitik und seinen kriegerischen Handlungen, polemisch zugespitzt, schlimmer sein müsse als Adolf Hitler.

Nun ist nicht zu leugnen, dass George Bush sicherlich einige Fehler gemacht hat, dass seine Agenda die Reproduktion der kapitalistischen Verhältnisse strukturell mehr gefestigt hat als gelockert. Dass er auch im von mir unterstützten und als notwendig erachteten 'War on Terror' taktische, aber auch strategische Fehler beging. Kurzum: George Bush (und mit ihm die ganze Administration) war nicht davor gefeit, Fehler zu begehen.

Unter der Bedingung, dass man hofft, der nächste Präsident der USA möge einige Fehler von Bush nicht wiederholen, ist ein Bedürfnis nach Wandel wohl nicht zu verübeln. Dies allein jedoch dürfte vermutlich nicht erklären, wieso 90% der Schweizer Barack Obama als Präsidenten wollen, vor allem auch vor dem Hintergrund nicht, dass auch Barack Obama wiederum Fehler machen wird, sollte er Präsident werden. Es muss also tiefer liegende Ursachen haben, mithin strukturelle Gründe, warum 90% - von denen, wie ich zu behaupten wage, vermutlich viele überhaupt keine Ahnung von US-Politik haben - einen unerfahrenen Politiker wie Barack Obama einem ausgewiesen erfahrenen Politiker wie John McCain vorziehen wollen.

Der Verdacht liegt nahe, dass es den 90% nicht wirklich um die US-Politik an sich geht, denn es ist plausibel, dass sich viele dieser 90% schnell wieder von ihrer Unterstützung für Barack Obama lossagen würden, sollte dieser, entgegen seiner Friedens- und Multilateralismusrhetorik im Wahlkampf, möglicherweise auch die Rolle als Commander-in-Chief wahrnehmen müssen und einen militärischen Angriff befehlen. Die Begeisterung für Barack Obama wäre also vermutlich keineswegs nachhaltig, bei erstbester Gelegenheit würde man Obama möglicherweise wieder als einen 'Ami' diskreditieren, der auch nicht besser sei als alle andere 'Ami'-Politiker. Dass solche Anhänger gefährlich sind, ist unbestreitbar. Denn genau sie neigen auch dazu, keinen langfristigen Kurs zu fahren, sondern immerzu zwischen den einem vorteilhaft scheinenden Positionen zu lavieren und bei Gelegenheit beispielsweise auch Geschäfte mit dem Mullah-Regime im Iran zu dulden.

Viele dieser 90% sind also vermutlich lediglich in ihrer Obamamania vereint, weil sie erstens befürchten, John Mc Cain würde die von ihnen verhasste Politik George Bushs weiterführen, weil sie zweitens momentan aus opportunen, der eigenen Friedenslogik entsprechenden Gründen und der eigenen Reputation zuliebe Barack Obama unterstützen und weil sie drittens, sozusagen als Synthese des bisher Vorgebrachten, notorische antiamerikanische Ressentiments haben.

Hierzu ein Zitat von Max Horkheimer aus dem Jahre 1967:

"Amerika hat, aus welchen Motiven auch immer, Europa von völliger Versklavung gerettet. Die Antwort ist heute überall, nicht bloß in Deutschland, eine weit verbreitete und tief gehende Amerika-Feindlichkeit. Über deren Ursache hat man sich schon viel den Kopf zerbrochen. Ressentiment, Neid, aber auch Fehler, die von der amerikanischen Regierung und ihren Bürgern gemacht werden, spielen eine Rolle. Überraschend ist der Umstand, dass überall dort, wo der Anti-Amerikanismus sich findet, auch der Antisemitismus sich breit macht. Die durch den Niedergang der Kultur bedingte allgemeine Malaise sucht nach einem Schuldigen, und aus den oben angedeuteten und anderen Gründen findet sie die Amerikaner und in Amerika selbst wieder die Juden, die angeblich Amerika beherrschen. Die Demagogen von rechts aber, bis zu einem gewissen Grad auch die von links, haben längst erkannt, dass sich hier ein fruchtbares Feld findet, und nützen die Lage in zunehmendem Maße aus."

Das Zitat verdeutlicht also, dass der Antiamerikanismus nicht erst seit der Präsidentschaft Bushs virulent ist, dass er im Gegenteil ein schon viel älteres Ressentiment ist, das zudem strukturelle Ähnlichkeiten zum Antisemitismus aufweist. Wenn also zur Zeit die USA einen international schlechten Ruf hat, so ist dies nicht allein darauf zurückzuführen, was die USA macht - oder auch unterlässt -, es ist dies vor allem Ausdruck davon, dass die 90% in der Schweiz (und mit ihnen auch ein grosser Teil der Weltbevölkerung) die Position der USA in der Welt als einzig verbliebene Supermacht nicht aufgrund von durchaus zu kritisierenden systemischen Unzulänglichkeiten bemängeln, sondern einzig und allein aufgrund einer "ablehnenden Haltung gegenüber der Politik und Kultur der USA" (also Antiamerikanismus als "den Vereinigten Staaten von Amerika, ihrer Bevölkerung, ihren Prinzipien oder ihrer Politik entgegengestellt oder feindlich gesinnt."). (Quelle: Wikipedia)

Aus diesen (und anderen, in diesem Beitrag nicht aufgeführten) Gründen würde ich, könnte ich wählen, meine Stimme John McCain geben. Ich würde mich damit - anders als die vielen Gegner der Moderne, ausgedrückt durch den Liberalismus amerikanischer Prägung -, nicht opportunistisch in die Mitte der Gesellschaft hineinbewegen, die zu grossen Teilen aus eigennützlichen Motiven heraus Barack Obama unterstützt und die bei erstbester Gelegenheit Barack Obama und die USA - und mit ihnen ihr Verbündeter Israel - zu grossen Teilen verlassen würden.

Samstag, 1. November 2008

Obama als Chance? McCain als Konstante?

Am 4. November wird also in den USA ein neuer Präsident gewählt. Den Umfragen gemäss müsste der nächste Präsident Obama heissen. Die Meinungsforschung kann sich jedoch auch irren, so dass möglicherweise ein knapperer Ausgang der Wahlen resultiert als angenommen.

Obama als Chance?

Würde Obama gewählt, dann wäre dies bemerkenswert aus zwei Gründen:

- Noch selten einmal wurde ein Politiker in den USA mit einem geringeren Leistungsausweis und weniger Erfahrung in das höchste Staatsamt gewählt. So hat er bspw. kaum Spuren hinterlassen im Senat.

- Obama hätte es also dann geschafft, seine konstant am linken Parteiflügel der Demokraten angesiedelte Politik konsensfähig zu machen. Welche realpolitischen Auswirkungen dies hernach hätte, bliebe abzuwarten.

In Bezug auf die Aussenpolitik bin ich den Visionen Obamas kritisch gesinnt. Das Bekenntnis zum Multilateralismus, so löblich es auch sein mag, überzeugt kaum, da Europa, der traditionelle Partner der USA, sich nach wie vor den USA gegenüber als moralisch überlegen betrachtet. Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt. Der Irak-Krieg zur Befreiung der faschistischen Diktatur Saddam Husseins hat Spuren im transatlantischen Verhältnis hinterlassen. Dafür, dass man zuweilen für die Werte der (europäischen) Aufklärung, also z.B. für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auch Gewalt anwenden muss, wird Europa, zumindest 'Old Europe', kaum Hand bieten. Oder wie es die linke Wochenzeitung 'Jungle World' in ihrer aktuellen Ausgabe schreibt:

"Bush propagierte zur Rechtfertigung des Irak-Kriegs noch einmal jenen bürgerlichen Idealismus, der die Bourgeoisie einst zu einer revolutionären Kraft gemacht hatte. Die Antwort aus dem linken Mainstream auf seine Demokratisierungsrhetorik war nicht etwa eine Kritik der bür­ger­lichen Demokratie, sondern eine Mischung aus Ignoranz und Kulturalismus." (Quelle: Jungle World)

Dass der "bürgerliche Idealismus" nicht der Weisheit letzter Schluss ist, setze ich bei den vorhin als "Werte der (europäischen) Aufklärung" apostrophierten Konzepte, für die man zuweilen Gewalt anwenden müsse, als bekannt voraus. Doch der "bürgerliche Idealismus" ist zumindest fortschrittlicher und emanzipatorischer als der Umma-Sozialismus der islamischen Fundamentalisten oder der 'Sozialismus des 21. Jahrhunderts' der südamerkanischen Caudillos und ist daher im antagonistischen Widerstreit der politischen Ideen unbedingt zu unterstützen.

McCain als Konstante?

Der republikanische Gegenkandidat, McCain, wäre hingegen vermutlich eine berechenbarere Wahl. In vielen Jahren Senatsarbeit hat McCain seine weitausgreifenden Spuren in der amerikanischen Politik hinterlassen. Auch hat er vielfach bewiesen, dass er zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit fähig ist und dass er innerhalb der vielfach wertekonservativen republikanischen Partei für liberale Ideen empfänglich ist. Er scheute also auch die Konfrontation in der eigenen Partei nicht.

Sein Pech ist, dass Bush von Experten, Medien und den Bürgern zur Zeit als der schlechteste Präsident der USA aller Zeiten eingestuft wird. McCain versucht sich daher von Bush abzugrenzen, was ihm offenbar nur schlecht gelingt. Dabei wird jedoch gefliessentlich übersehen, dass es zumindest nicht auszuschliessen ist, dass die 'Geschichte' Bush rückblickend in einigen Punkten Recht geben könnte, so z.B. mit seinem Ideal des demokratischen Nahen Osten.

Das Bedürfnis nach Wandel, so inhaltsleer die Parole auch sein mag, wird vermutlich obsiegen. Dabei wären gerade die aussenpolitischen Strategien Bushs und vor allem der Neocons, die McCain vermutlich besser weiterführen würde als Obama, ein durchaus zu bewahrendes Erbe.

Montag, 27. Oktober 2008

Moshe Zuckermann oder wie man sich die eigene schmierige 'Israelkritik' absegnen lässt

Über das Top-Blog 'Achse des Guten' bin ich auf ein Interview zwischen 'Neues Deutschland', einer schmierigen 'sozialistischen' Tageszeitung, welche der Partei 'Die Linke' sehr nahe steht, mit Moshe Zuckermann aufmerksam geworden. Moshe Zuckermann, der linke Soziologe und Professor aus Tel Aviv, wird, ähnlich wie Evelyne Hecht-Galinski, insbesondere gerne zur Absegnung des eigenen als 'Israelkritik' getarnten Antizionismus und/oder Antisemitimus interviewt und in Publikationen zitiert. Man hat dann für die eigenen Ressentiments gegenüber Israel einen prima (israelischen) Kronzeugen und die eigene 'Kritik' an Israel kann also - wenn sie selbst von einem israelischen Staatsbürger geteilt wird - kaum als antizionistisch und/oder antisemitisch gelten. Ein schöner manipulativer Trick, der jedoch bei genauerem Hinsehen nicht funktioniert.

So zitiere ich nun einige Antworten von Zuckermann aus dem Interview und versehe sie mit polemischen Zuspitzungen:

"Spätestens nach Auschwitz wurde der Staat Israel zu einer historischen Notwendigkeit. Heute, mehr denn je, würde ich bezweifeln, dass mit der Gründung des Judenstaates Juden sicherer leben können. Aber nach 1945 war die Gründung eines jüdischen Staates an der Zeit."

Der erste Satz ist der einzige Satz des ganzen Interviews, der stimmt. Ab dem zweiten Satz verliert er jedoch bereits eine historische Kontextualisierung aus dem Auge. Als ob nicht bereits seit der Gründung des "Judenstaates", also seit damals, wo er gemäss Zuckermann eine "historische Notwendigkeit" gewesen sei, die Sicherheit von Juden in Israel sehr bedroht gewesen war. Noch in der Gründungsnacht wurde Israel von Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien der Krieg erklärt. Dies weist darauf hin, dass es den israelischen Nachbarn und den Palästinensern eventuell nicht um eine friedliche Koexistenz geht, sondern um ein arabisches Land, das vom Mittelmeer bis zum Jordan reicht.

"Doch die Frage stellt sich mittlerweile anders: Wo geriet die Kritik am Antizionismus qua Antisemitismus-Vorwurf zu einem eigenständigen Fetisch? Anti-Antisemitismus ist dadurch zu einem eigenständigen Ideologem geworden."

Soso..

"Wenn man bedenkt, dass Henryk M. Broder den Ludwig-Börne-Preis bekommt, dann schäme ich mich als Jude. Wenn er und andere Juden seines Schlags die Repräsentanten des deutschen Judentums sind, dann möchte ich mit diesem Judentum nichts zu tun haben. »Israel, mein Israel«, schreit Ralf Giordano und gebärdet sich wie ein waschechter »Zionist-aus-der-Ferne« mit rassistisch-islamophobem Einschlag. Soll dieser Zyniker Broder"

Soso..

"Ich stelle heraus, worum es ihr geht. Es geht denen nicht um Israel, sondern um zutiefst deutsche Befindlichkeiten. Diese Leute, Israel-solidarische »Antideutsche«, werden mir nie verzeihen, dass ich der Sohn von Auschwitz-Überlebenden bin. Sie werden mir auch nicht verzeihen, dass ich Offizier im israelischen Militär war. Sie kommen nicht damit zurecht, dass sie Nachkommen eines Tätervolkes sind; ein Umstand, dem sie mit ihrem »antideutschen« Getue meinen, Rechnung tragen zu können."

Ah, da sind sie wieder, die Antideutschen. Mit denen versteht sich Moshe Zuckermann offensichtlich nicht so gut. Vielleicht sollte Moshe Zuckermann halt auch einfach mal 'antideutsche Textproduktion' lesen, um wirklich verstehen zu können, dass es den Antideutschen nicht um Moshe Zuckermanns Idendität als Sohn von Auschwitz-Überlebenden oder um seine Tätigkeit als Offizier geht. Grigat hat es im verlinkten Text schon zutreffend beschrieben: "All diesen Vorwürfen ist eines gemeinsam: Sie gehen an keiner Stelle auf die Textproduktion der antideutschen Ideologiekritik ein. Entweder kommen sie wie bei Zuckermann völlig ohne Literaturhinweise aus, oder sie beziehen sich auf einzelne Sätze in Flugblättern und Veranstaltungsankündigungen, ignorieren aber die programmatischen Texte, die sich in mehreren Buchpublikationen und rund 15 Jahrgängen von Zeitschriften finden. Die Autoren würden sich auch schwer tun, Belege für ihre wortgewaltigen und mitunter wüsten Anschuldigungen zu finden." Die Antideutschen und mit ihnen auch ich wundern sich jedoch eher über die abenteuerlichen Aussagen wie die folgenden eines Moshe Zuckermann..

"Die einzige realpolitische Möglichkeit ist eine Nuklearisierung, die dann nach und nach zu einer Entmilitarisierung führen muss. Sicherlich gibt es ein Sicherheitsproblem für Israel, das nicht nur von Iran, sondern auch nach wie vor von der Hisbollah ausgeht. Aber wachsam sind die Militärs hier ohnehin. Zudem sei festgestellt: Es ist nun mal die fortgesetzte Okkupation, Landnahme und Besiedlung, die den Terror provoziert."

Genau solche Aussagen verdeutlichen, dass die traditionelle Linke keine Kombattantin im selben kommunistischen Projekt, das früher oder später die staaten- und klassenlose Gesellschaft der freien Individuen herbeiführen sollte, das jedoch zuerst - mehr als alles andere - die Sicherheit Israels und der Juden weltweit garantieren muss, sein kann. Der Vorwurf, die Israelis seien für den Terror, den sie als souveräner Staat mit legitimen Sicherheitsbedürfnissen erleiden müssen, selber verantwortlich, dass sie ihn sogar "provozieren" würden, erinnert stark an das antijudaistische Klischee vom Juden, der an allem schuld sei ('Der Jud’ ist schuld'). Natürlich ist es einer Zwei-Staaten-Lösung nicht gerade förderlich, wenn trotz angedachten Übereinkünften israelische Siedler zuweilen Land besiedeln, auf dass sie de facto kein Anrecht hätten. Als Befürworter einer Zwei-Staaten-Lösung wäre diesbezüglich eine pragmatischere Siedlungspolitik sicherlich nicht unangebracht. Aber es ist doch sehr zu bezweifeln, dass die "Okkupation, Landnahme und Besiedlung" für den Terror der Mörderbanden verantwortlich seien. Darüber hinaus würde eine Räumung der Siedlungen auf palästinensischem Gebiet wahrscheinlich höchstens die europäischen Friedensfreunde besänftigen. Jedenfalls hat die Räumung des Gaza-Streifens im Jahre 2005 gezeigt, dass der Terror dann nicht aufgehört hatte, im Gegenteil: die Angriffe auf israelisches Gebiet haben seither sogar eher zugenommen. Und seither ist mit der Hamas auch eine radikal-islamistische Organisation nach einem blutigen Putsch an die Macht gekommen, deren programmatische Absicht es ist, Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. Kooperationswillen in Bezug auf die Zwei-Staaten-Lösung palästinensischerseits - selbst wenn die Hamas nicht die erste Verhandlungspartei darstellt - sieht jedenfalls anders aus. Wenn also der Abzug aus dem Gaza-Streifen etwas befördert hat, dann vor allem die Erkenntnis, dass "Okkupation, Landnahme und Besiedlung" nicht den Terror "provozieren", sondern dass der Hass auf Israel, der antisemitische Vernichtungswillen der Mörderbanden, sich aus seiner eigenen Ideologie heraus artikuliert und auch in die Tat umgesetzt wird.

Aber das ficht einen wie Moshe Zuckermann vermutlich kaum an.

'Giacobbo / Müller' ist mehr als lame..

So sehr ich Giaccobos Format zu Spätprogramm-Zeiten schätzte, so sehr löst bei mir das neue Konzept Unbehagen aus. Ich habe zwar, glaube ich, noch jede Sendung geschaut, doch so wirklich gut war bislang keine. Bezeichnenderweise waren die, äh, 'unterhaltsamsten' Sendungen ja die, wo SVP-Politiker zu Gast waren (bspw. diejenige mit dem Walliser Pissoir-P(r)o(l)eten Freysinger). Was z.B. hat denn bitte schön Egerszegi letzte Woche in der Sendung verloren? Selten so eine peinliche humorfreie Politikerin gesehen..

Das Gelabber über die Finanzkrise von Giaccobo und Müller wird leider auch nicht besser - eher im Gegenteil: ihr humorbefreiter Populismus wird immer peinlicher. Peter Tate hingegen ist tatsächlich eine positive Entdeckung, wortkarg, aber dann mit englischem Humor immer die richtige Pointe. Positiv ist ferner, dass Giacobbo trotz uninspierter Witze (gut, Dr. Klöti ist nach wie vor okay) immer noch relativ schlagfertig ist. Das macht die Gespräche mit den oftmals blassen Gästen zuweilen ein bisschen unterhaltsam.

Alles in allem wäre eventuell eine Selbstbeschränkung - ähnlich wie zu 'Viktor's Spätprogramm'-Zeiten - auf vielleicht eine Sendung pro Monat nicht die schlechteste Idee. Dies gäbe den beiden Zeit und Raum, um ihre Erlebniswelt pointierter und mit mehr Wortwitz satirisch auszudrücken. Eine kreative Sammlungs- und Schaffenspause, um dann konzentrierter und fokussierter einmal pro Monat am TV zu erscheinen. Denn: Nicht immer bedeudet hohe Quantität auch hohe Qualität (was man vermutlich von diesem Blog auch behaupten könnte..).

Sonntag, 26. Oktober 2008

Des Kapitalismus' Systemfehler, eine Kritik der fröhlich Urständ feiernden Kapitalismuskritik sowie eine Verortung des Begriffes 'Steuerzahler'

Der Titel des Beitrags verspricht vielleicht gar etwas viel auf einmal. Gut, dass dabei aber auf zwei externe Artikel verwiesen wird..

Zum mittleren Teil des im Titel Angesprochenen - zur Kapitalismuskritik für Arme nicht nur in den Mainstream-Medien, die zur Zeit fröhlich Urständ feiert: Unterstützung in ihrem medialen Feldzug gegen 'gierige', 'schamlose' 'Abzocker', formerly known as Manager, finden die Mainstream-Medien zur Zeit bei den Populisten jedwelcher politischer Couleur. Christian Levrat, der Präsident der Sozialdemokraten zum Beispiel, auch er ist, wir erinnern uns an Hugo Fasel, ein Freiburger, entpuppt sich dabei als gans besonders populistischer Politiker, der einfache und daher vermutlich untaugliche Lösungsvorschläge anpreist. Schliesslich läuft es bei den Sozialdemokraten angesichts ihrer Fokussierung auf die 'Realwirtschaft', die es vor den Auswirkungen der 'Finanzwirtschaft' zu schützen gälte, vermutlich auf eine Unterscheidung zwischen 'raffendem' und 'schaffendem' Kapital hinaus - strukturell antisemitisch motivierte Kapitalismuskritik nennt man sowas auch.

Zum ersten Teil des im Titel Hingewiesenen - des Systemfehlers des Kapitalismus - verweise ich auf einen Artikel zum Thema Finanzkrise aus marxistischer Sicht. In gewissen Punkten stimme ich mit dem Artikel nicht überein (so zum Beispiel bei folgender Textpassage: "Daß der kommende Untergang des Kapitals im Nervenzusammenbruch, als suizidaler Amoklauf einiger (viel zu weniger) seiner Funktionäre sich antizipiert: das ist gar nicht so übel – schade nur, daß die Charaktermasken des Kapitals in ihrer Mehrheit so empfindsam nicht sind, als daß man auf die Schirrmachers Ackermanns, Merkels hoffen dürfte." Dies ist starker Tobak..), aber er ist jedenfalls viel ehrlicher und kritischer als die übliche linke Empörungs-Kapitalismuskritik.

Inzwischen werden Bonuszahlungen an Manager ja bereits sogar vom FDP-Präsidenten Fulvio Pelli kritisiert. Vor einigen Jahren, anlässlich des Beispiels Mannesmann und der Millionenabfindungen, hatte Oskar Lafontaine, populistischer vermögender Co-Parteichef der Partei 'Die Linke', Manager noch als organisierte Kriminelle bezeichnet. Dazumals wurde er noch belächelt. Heute klingen die bitteren Klagen von sich selbst 'liberal' nennenden Politikern wenn nicht genau gleich, so doch zumindest sehr ähnlich. Dies scheint mir eine gefährliche Entwicklung zu sein.

Als Alternative zum momentanen Spätkapitalismus halte ich es nach wie vor wie die 'Initiative Sozialitisches Forum' im vorhin verlinkten Artikel: "Wir empfehlen die revolutionäre Selbst-Entwertung der Menschheit durch die staaten- und klassenlose Weltgesellschaft, d.h. die Einheit der Vielen ohne Zwang. Das klingt hilflos und unpraktisch, ist es auch; aber es lügt nicht." Andere Konzepte wären aber auch ein anarcho-kapitalistisches oder ein libertäres System..

Zum dritten Teil des im Titel Angedeuteten verweise ich auf einen Artikel von Gerhard Schwarz (immer wieder er) zum Thema 'Steuerzahler' und wie er vor kurzem in den Medien emporstilisiert wurde.

Eric Hassli, Fussballgott!

Eric Hassli, Fussballgott!

(Leider habe ich es nicht geschafft, direkt auf das Video zu verlinken. Aber im verlinkten Artikel kann direkt unterhalb des Leads auf den Pfeil zum Abspielen der Zusammenfassung des Spiels FCZ gegen Aarau geklickt werden..)

Dienstag, 21. Oktober 2008

Rainald Goetz - ein Supertyp und -schriftsteller

Rainald Goetz, der schriftstellerische promovierte Historiker und Mediziner oder der historisierende und medizinierende Schriftsteller (ersteres im Roman 'Kontrolliert', zweiteres teilweise im Roman 'Rave') ist ein Supertyp und -schriftsteller..

Seine literarischen Fähigkeiten liess er gemäss Wikipedia bereits in seine Dissertation in Medizin einfliessen. So heisst es bei Wikipedia:

"In seinen Schriften nimmt Goetz immer wieder in abwertender Form auf die Alte Geschichte Bezug, die Entstehung seiner Dissertation schildert er in seinem Roman Kontrolliert, auch eine mögliche Karriere durch eine Assistentenstelle bei den Althistorikern erwähnt Goetz in seinen Schriften. Ende 1982 folgte die Promotion zum Dr. med. mit einer Arbeit über ein Thema der Jugendpsychiatrie. Neben der ersten Dissertation, die trotz des „trockenen“ und vor allem epigraphisch bearbeiteten Themas bereits literarische Ambitionen erkennen lässt, zeichnet sich auch die medizinische Doktorarbeit durch eine kaum verkennbare literarische Stilisierung aus. Zu nennen sind neben der provokativen "Danksagung" ("Dankanbruderundsoweiter") auch Versatzstücke innerhalb des Textes. Wo von abweichendem Verhalten von Kindern die Rede ist, kommentiert Goetz: "Punk Anarchie Okay."
(Quelle: Wikipedia)

Für Aufsehen sorgte er insbesondere 1983 beim Wettbewerb um den 'Ingeborg-Bachmann-Preis' in Klagenfurt, als er sich während seiner Lesung die Stirn aufritzte und sie blutüberströmt beendete (am Schluss des verlinkten Videos hört man für einen Augenblick noch den Opi MRR - der ja jüngst mit seiner pauschalisierenden Fernsehkritik von sich reden macht -, der damals in der Jury sass und der die Kunst von Goetz vermutlich als provozierend empfand..).

Link: Rainald Goetz ritzt sich die Stirn auf

Das war noch vor dem Rave-Zeitalter, als er die Subkultur des Punk literarisch stilisierte. Später schrieb er sodann über das urbane rastlose Lebensgefühl der Rave-Subkultur (vor allem in seinem Roman 'Rave'). In 'Rave' sind auch die folgenden brillanten Sätze zu finden:
"Aber noch absurder und kaputter als jede noch so schlimme Drogenkaputtheit war natürlich generelle Abstinenz. die prinzipielle, programmatisch zur Nüchternheit entschlossene Entscheidung, irgendetwas Böses ganz sicher nie und nicht zu nehmen, das war die Totalverblödung. irgendwelche Drogen nicht zu nehmen, und zwar aus Prinzip, ist das absolut Allerkaputteste, definitiv."
Über einen verantwortungsvollen Umgang mit Drogen wurden wohl kaum je solch poetische und wahre Worte verfasst.

Darüber hinaus ist vor kurzem in einer 'Spex'-Ausgabe ein Artikel über Rainald Goetz erschienen, dem ich folgendes, auch sehr wahres, Zitat entnehme:
'Im Umgang mit Menschen gibt es nur Verständnis, Rührung, Zartheit, Takt, Verstehen und noch mal Verstehen. Beim Urteil über Produkte hingegen, Öffentlichgemachtes, Platten, Bücher, Aufsätze, Kritiken, gibt es nur härteste Härte, Unverbindlichkeit, Masslosigkeit, Exekutionen, Massenexekutionen, Stalinismus."
Ein Supertyp und -schriftsteller also..

Montag, 20. Oktober 2008

Über Fische einwickeln und Zeitloses

Die 'Weltwoche' hat sich zwar in ihrer jüngsten Ausgabe vertan, denn schon als sie am Donnerstagmorgen letzter Wocher im Handel erhältlich war, konnte man sie höchstens noch zum Einwickeln von Fischen verwenden. Auf der Titelseite prangte die steile These "la crise n'existe pas". Darunter hiess es: "Finanzkrise: Die Schweiz gewinnt. Grosse Entkrampfung. UBS und CS wieder auf dem Vormarsch". Keine paar Stunden später wurde das in diesem Ausmass kaum für möglich gehaltene Hilfspaket des Bundes und der Schweizerischen Nationalbank zur Stützung der UBS bekannt gegeben.

Dass die 'Weltwoche' dennoch trotz lange vergangener Zeiten aktuelle Sachverhalte publiziert, wurde ein paar Wochen zuvor klar. In der Ausgabe 38/08 wurde ein Artikel veröffentlicht, der das Wirken der Achtundsechziger ähnlich kritisch wie Götz Aly, der ehemalige Achtundsechziger, deutet. So schält der Autor zum Beispiel die unsinnigen Widersprüche der angeblichen Marxisten heraus, die unter anderem antisemitische Diktatoren offen unterstützten und unterstützen, die - wie im Falle Daniel Vischers - nach wie vor offen dem antisemitischen Vernichtungswillen verpflichteten Mörderbanden ihre Sympathien versichern und die nicht zuletzt vielfach - trotz anderslautender Losung - Machos der unsympathischeren Art gewesen sind. Man mag zwar der sogenannten 'Neuen Linken' in gewissen gesellschaftlichen Bereichen durchaus zu Gute halten, dass sie verkrustete patriarchale Strukturen partiell aufgeweicht hat - doch in weiten Teilen war bei vielen Progressiven das Wenigste fortschrittlich.

Leider ist der Artikel nicht direkt verlinkbar, so dass ich ihn nun mittels copy & paste im Blog 'Höllensturz' wiedergebe.

"Die Achtundsechziger

Zwangsbefreiungen aller Art
Von Peter Keller

Gerne rühmen sich die Alt-68er für ihren noblen Kampf auf Seiten der Unterdrückten dieser Welt. Aber hinter dem Einsatz für die Frauenemanzipation oder die Befreiungsbewegungen verbarg sich oft eigennütziger Machismo, Diktatorenbewunderung oder notorischer Antisemitismus.

«Wir ficken mindestens zweimal am Tag, aber meistens dreimal oder viermal und im Sommer noch mehr.» Was hier klingt wie eine RTL-2-Reportage vom Pornodreh ist offenbar Alltag in der Lebens- und Produktionsgemeinschaft (LPG) im waadtländischen Villeret. Die Kommune hat sich ab 1975 ganz der Aktionsanalytischen Organisation, gegründet vom notorischen Wiener Aktionskünstler Otto Mühl, verschrieben: gemeinsamer Besitz und freie Sexualität statt Privateigentum und monogame Zweierbeziehung. «In der AA-Kommune schläft jedefrau mit jedermann.»

Ein seltsamer Zwang befällt die Achtundsechziger: der Zwang zur Befreiung. Völker, Nationen, Afrika, die ganze Welt soll «befreit» werden. Und nebenbei auch die Frau. Bei ihr geht es - so wenigstens vermittelt es der 68er-Vordenker Wilhelm Reich - vornehmlich um die sexuelle Befreiung. Kaum zufällig sind es Männer, die diesen Ansatz nicht ganz uneigennützig entwickeln.

Dank sexuell befreiter Frauen und der Pille können die Herren Revolutionäre auch ohne spätere Verpflichtungen drauflosvögeln. «Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment», hiess der ziemlich eindimensionale Imperativ. Marx liefert wie immer den gerade benötigten Unterbau: Alles Privateigentum muss weg, also wird auch die Frau als früheres «Eigentum des Mannes» mit kollektiviert. Freie Sexualität, aber verordnet. In der LPG Villeret bestimmt ein «Fickplan, wer wann mit wem darf - oder muss», schreibt focus, das zu dieser Zeit wichtigste Szenemagazin der Neuen Linken.

Emanzipation sieht anders aus, doch passt die Proletensprache zum RAF-Jargon, in dem Andreas Baader seine Mitstreiterinnen bevorzugt als «Fotzen» titulierte. Dass die Achtundsechziger den Frauen zur Gleichstellung verhalfen, gehört jedenfalls zu den hartnäckigsten Gründermythen. Christiane Brunner, ehemalige SP-Präsidentin und damals Studentin an der Universität Genf, hält lapidar fest: «Die Frauen hatten in den Organisationen der Achtundsechziger nichts zu sagen. Sie waren gut dafür, den Kaffee zu machen, und fürs Bett.»

Die marxistische Linke - und sie dominiert die politische Linie - sieht im Feminismus eine «Version des bürgerlichen Individualismus». Statt am Kampf der Klassen teilzunehmen, würden die Frauen ihn spalten, sich in einem «Nebenwiderspruch» verheddern. Therese Weiler, Vertreterin der Revolutionären Marxistischen Liga, betonte 1975 ihre Differenzen mit den Feministinnen: «Sie befürworten zuerst den Kampf gegen den Mann und erst dann den Kampf gegen den Kapitalismus! Es ist unserer Meinung nach sehr wichtig, dass Frau und Mann zusammen gegen den Kapitalismus kämpfen.»

Die Frauenemanzipation musste sich erst einmal von der Neuen Linken emanzipieren. Das bestätigt indirekt auch die Poch-Mitbegründerin und spätere Nationalrätin Ruth Mascarin: «In den Progressiven Organisationen hatte ich erfahren, dass wichtige Entscheidungen oft in einem von Männern dominierten Diskussionszirkel besprochen wurden, zu dem ich keinen Zugang hatte.»

Entwaffnend ehrlich illustriert ein focus-Inserat aus dem Jahr 1973 den linken Machismo: «Englische Popgruppe namens ’The Dudes’ sucht Groupies zwecks Ferien- bzw. Tournéeunterhaltung. Wer kommt mit nach Italien und Sardinien? Jede Antwort mit Bild wird beantwortet. Alles inbegriffen. Chiffre 43/7305.» All-inclusive-Ferien à la 68.

Der Ruf nach «Befreiung» beflügelt die Achtundsechziger wie nichts anderes. Da sich die Arbeiter in den westlichen Staaten weder mit Marx noch Mao befreien lassen wollen, verlagert sich der Kampf: Nicht mehr Arm gegen Reich in Europa lautet der Gegensatz, sondern der «imperialistische» Norden gegen die unterdrückten «Massen» der südlichen Halbkugel. Am marxistischen Wesen soll die Welt genesen. Davon ist auch Jean Ziegler, Autor des Buches «Marx, wir brauchen Dich», überzeugt.

Mittagsschlaf mit Jean Ziegler

Allerdings verstand es Ziegler, seine ganz persönliche sexuelle Befreiung mit der Befreiung der Dritten Welt zu verknüpfen. Der kleine Uno-Beamte im Kongo der sechziger Jahre hatte es auf die «ausladenden Hüften» und die «violett schimmernde schwarze Haut» von Thérèse abgesehen. So hiess Zieglers Bedienstete vom Stamm der Tutsi, und der Befreiungstheoretiker wusste gut, was Abhängigkeitsverhältnisse wert sind: «Ich fragte Thérèse, ob sie mir beim Mittagsschlaf Gesellschaft leisten wolle. Lachend nahm sie meinen Vorschlag an.» Ganz ähnliche «Vorschläge» gehörten sicher zum Repertoire jener weissen Kolonialherren, die Ziegler sonst tief verabscheut.

«Der Kleinbürger will alles, nur nicht Kleinbürger sein.» Es scheint, als ob Ziegler dieses böse Wort Enzensbergers höchstpersönlich einlösen wollte. Auf die Welt kam der spätere Professor 1934 in Thun. Der Vater wirkte als Amtsrichter im beschaulichen Interlaken.

Der geborene Kleinbürger Hans Ziegler sagt sich los und konvertiert gleich mehrfach: vom Protestantismus zum Katholizismus, von der deutschen Sprache zur französischen, von der väterlichen SVP zu den Sozialdemokraten, vom feurigen Antikommunisten zum feurigen Marxisten. Aus Hans wurde Jean, und Jean begab sich nach Paris, studierte und begegnete Ernesto Che Guevara, der ihm gemäss eigener Legende den revolutionären Weg wies: Hier, in der Schweiz, müsse er kämpfen. In dieser Sechziger-Jahre-Fantasie bleibt Ziegler stecken.

Che Guevara hat als Polit-Ikone überlebt. Mit Guerilla-Käppi und wilder Frisur. Völlig ausgeblendet wird dabei die stalinistische Prägung des in Argentinien geborenen Arztes: die tödlichen Revolutionsgerichte in Kuba, seine Vision des Neuen Menschen, der notfalls durch Umerziehung und Arbeitslager geformt werden muss. Im Terror sieht der Berufsrevolutionär einen «wertvollen Faktor» gegen die Vertreter der unterdrückenden Klasse.

In mehreren Schriften verfasste Guevara Anleitungen zum bewaffneten Kampf. «Die Guerilla muss alle Organe und Institutionen vernichten, auf die sich das alte Regime stützte.» Die Revolution spiele in der Geschichte die Rolle eines Geburtshelfers, glaubte Guevara. Sie wende nicht ohne Not Gewaltmassnahmen an, «aber sie wendet sie ohne Zögern jedes Mal an, wenn es nötig ist, um der Geburt zu Hilfe zu kommen». Töten als Geburtshilfe. Die Tugend des Terrors. Dschungel-Jakobiner mit der Kalaschnikow im Anschlag.

In seinem Buch «Gegen die Ordnung der Welt» würdigt Jean Ziegler 1986 ausdrücklich Guevaras «radikalen Humanismus». Was darunter konkret zu verstehen ist, zeigt die von Ziegler angeführte «Reihe von Führern», die er von Guevara inspiriert sieht und denen er «besonders tiefen Dank» schulde: etwa den «Führern» aus Kuba (seit 1959 unter Fidel Castro) und Libyen (seit 1969 unter dem Autokraten und Terror-Financier Gaddafi).

Ob denn ein Übergang zum Sozialismus ohne Bürgerkrieg möglich sei, wird Ziegler 1979 gefragt. «Ich möchte mit Jean Jaurès antworten: ’Unsere Gegengewalt wird immer nur so stark sein wie die Aggressionsgewalt unserer Feinde.’» Er weiss zu zitieren, der Professor für Soziologie - und er weiss, dass die RAF-Terroristen mit der gleichen Begründung ihren bewaffneten Kampf, ihre Mordtaten, ihre Sprengstoffanschläge rechtfertigten. Aber es geht um ein grösseres, höheres Ziel. Die sozialistische Revolution, schreibt Ziegler, sei eine soziale Revolution. «Die bürgerliche Staatsmacht soll gebrochen werden.»

Befreiungsschauplatz Palästina

Ziegler gibt zu, dass die von ihm hofierten Linksdiktaturen weder das allgemeine Wahlrecht kennen noch andere Parteien zulassen. «Andererseits haben Mozambique, Kuba, Angola, Guinea-Bissau und Kapverden [. . .] anderes und das besser realisiert als eine parlamentarische Demokratie: Sie schufen Staaten, erwarben die Souveränität, gaben ihrem Volk zu essen und brachten ihm die Freiheit.»

An guten Absichten hat es den Achtundsechzigern selten gemangelt. «Ich habe mir geschworen, nie mehr, nicht einmal rein zufällig, auf der Seite der Henker zu stehen», bekennt Jean Ziegler im Buch «Wie herrlich, Schweizer zu sein». Es war also kein Zufall, dass Ziegler den haitianischen Henker Jean-Bertrand Aristide zu seinen Freunden zählte und erst 2003 mit ihm brach. Da hatte sich der «Befreiungstheologe» Aristide schon längst reich geplündert und seine Privatmilizen wüten lassen.

Selbst für die der Hisbollah findet der Menschenrechtsexperte verständnisvolle Worte: «Ich weigere mich, die Hisbollah als Terrororganisation zu bezeichnen.» Sie sei für ihn eine «nationale Widerstandsbewegung». Eine «Widerstandsbewegung», die das Existenzrecht Israels kategorisch ablehnt. Oder anders gesagt: Zu den politischen Zielen der Hisbollah gehört die Ausradierung Israels von der Landkarte. Offenbar mit Zieglers Segen.

Ebenso wohlwollend bekannte sich der Genfer Uno-Funktionär zu Simbabwes Diktator Robert Mugabe, der im Jahr 2000 eine «Landreform» einleitete, bei der fast alle weissen Farmer enteignet wurden. Angewandter Marxismus plus schwarzer Rassismus. Ziegler begrüsste diese «Landreform» ausdrücklich: Dem welschen Wochenmagazin L’Hebdo (22. 08. 2002) sagte er, Mugabe habe «die Geschichte und die Moral auf seiner Seite». Ausserdem sei der ehemalige Lehrer und heutige Alleinherrscher weder ein Mobutu noch ein Idi Amin.

Wie so oft hält sich die Wirklichkeit nicht an Zieglers Vorgaben. Mugabe hat dieses Jahr die Wahlen mit Knüppeln und Gewehren für sich entschieden. Oppositionelle wurden verfolgt und getötet. Die Umverteilung von Grund und Boden stürzte die einstige Kornkammer Afrikas in ihre grösste ökonomische Krise: Hyperinflation und Zusammenbruch der Versorgung sind die Folgen.

Für die Würde des Menschen, so der frühere SP-Nationalrat noch im Juni 2008, sei die Reform nützlich gewesen, auch wenn der Staat nicht die Mittel gehabt habe, sie gut durchzuführen. Was zählt, ist der gute (marxistische) Wille. Während Mugabes sozialistische Reform Simbabwe ins Elend stürzte, amtete der Stehauf-Marxist Ziegler als Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Da mag man nicht einmal mehr von Ironie der Geschichte sprechen.

Der Palästina-Konflikt bildet aber jenen Befreiungsschauplatz, der bis heute am erfolgreichsten bewirtschaftet wird. Was einmal am äussersten linken Rand begann, ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen: eine fundamentale Israel-Kritik. Als Klammer fungiert ein mehr oder weniger unterschwelliger Antisemitismus, der sich bloss ein «antizionistisches» Mäntelchen umlegte.

Als 1973 Ägypten und Syrien gemeinsam Israel überfallen - sinnigerweise am Versöhnungsfest Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag -, stellen sich die Progressiven Organisationen Schweiz (Poch) umgehend auf die Seite der Angreifer: «Die Poch erklären sich solidarisch mit dem Befreiungskampf der arabischen Völker und insbesondere mit dem des palästinensischen Volkes.» Dass die angestrebte Befreiung Palästinas die Vernichtung Israels bedeuten würde, kümmert die Poch wenig. Bis heute hält die Nationalcharta der PLO an der Zerstörung Israels fest.

Den israelischen Aussenminister Mosche Dayan erklärte die Poch-Zeitung 1977 zum «weltbekannten Terroristen». Die marxistische Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) dagegen zu einer «Bewegung des neuen Widerstandes». Leila Khaled, Mitglied der PFLP, wird 1975 als Frau beschrieben, die «durch Flugzeugentführungen bekannt» geworden sei. Als ob Flugzeugentführungen eine ausserolympische Sportdisziplin wären.

Ein Jahr darauf wird die PFLP eine Air-France-Maschine von Athen nach Entebbe entführen und die Passagiere einer Selektion unterziehen: Fluggäste mit israelischer Staatsangehörigkeit oder jüdisch klingenden Namen werden von den anderen Insassen getrennt. Marx und Mengele verbünden sich. 2001 lädt das 1.-Mai-Komitee der Stadt Zürich Khaled als Gastrednerin ein. Sie wird in der offiziellen Einladung als «streitbar, sympathisch und mit Charisma» beschrieben. Das Komitee, dem auch verschiedene Kreisparteien der Sozialdemokraten, die Juso und die Jungen Grünen angehören, verurteilt die «Polemik», die sich um die «zur ’Luftpiratin’ abgestempelten1.-Mai-Rednerin» entwickelt habe.

Henryk M. Broder hat in seinem Buch «Der ewige Antisemit» den Antizionismus von links messerscharf seziert. Der nationalsozialistische Judenmord habe das antisemitische Potenzial nicht abgebaut, sondern gesteigert, meint der deutsche Publizist. «Der ratlose umherirrende Antisemit sucht nach einer Rechtfertigung seiner Ressentiments.» Und findet sie im neugegründeten Israel. Auf diesen 34 000-km2-Staat lassen sich die eigenen Aggressionen bestens projizieren.

focus-Redaktor Bruno Gut spricht 1970 von einem «Fremdlingsstaat», den man «eingepflanzt» habe. Und bemüht damit antisemitische Stereotypen vom Juden als Schädling. Dann kommt George Habasch, Führer der PFLP, zu Wort: «Israel stellt einen wesentlichen Teil des Weltzionismus» und werde «dirigiert vom jüdischen Kapitalismus». Hier watet der gefeierte marxistische Palästinenserführer tief im Nazi-Jargon. Das Stürmer-Wort «Weltjudentum» wird zum «Weltzionismus» befördert - der Inhalt bleibt, nur die Verpackung ändert. Und focus, das Hausblatt der schweizerischen Neuen Linken, nennt dieses antisemitische Gebräu «eine Analyse, die Georges Habash [. . .] als eine theoretische Waffe im Befreiungskampf geschrieben hat».

AKW nein, Atombombe ja

In der Februar-Ausgabe der Poch-Zeitung 1976 feierte die marxistisch-leninistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) den 7. Jahrestag und begrüsste in ihrem Schreiben die Entstehung der Gesellschaft Schweiz-Palästina. Sie ruft alle ihre «Freunde auf, sich im Schosse dieser Gesellschaft zu organisieren». Zwei Jahre zuvor nahm die DFLP Schulkinder in einer israelischen Stadt gefangen. Durch die von den Geiselnehmern angelegten Sprengfallen kamen 21 Kinder ums Leben.

Zu den treusten Freunden der PLO (die DFLP gehört zu ihren Mitgliedern) zählt das Poch- Urgestein Daniel Vischer, der heute die Gesellschaft Schweiz-Palästina präsidiert. Auf der Website der Grünen Partei Zürich preist sich Vischer als AKW-Gegner der ersten Stunde. 2007 besuchte er auf Einladung den Iran und meinte darauf, es bestünden keine «einleuchtenden Argumente», diesem Staat das Recht auf Atombomben abzusprechen. Ausserdem hätten ihm iranische Gesprächspartner «einhellig» versichert, ihnen gehe es einzig «um die friedliche Nutzung der Atomkraft».

Einem demokratischen Rechtsstaat wie der Schweiz will Vischer die Atomkraft verbieten. In einem Land aber, das offen die Vernichtung Israels anstrebt, befürwortet er den Bau von AKWs. Da Israel eine illegale Bombe besitze, so der grüne «Friedenspolitiker» (Selbstbeschreibung), solle der Iran entsprechend aufrüsten dürfen. Für einen finalen Showdown im Heiligen Land. Wer seit vierzig Jahren Palästina mit einer solchen obsessiven Ausdauer «befreien» will, wie Vischer dies tut, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er, tief drinnen, Palästina in erster Linie von den Juden befreien will."