Sonntag, 21. Februar 2010

Mein Song des Jahres 2009

Klar, die Pet Shop Boys sind ja nun mal in den einschlägigen Kreisen - etwa bei den "musikliebenden Linksdenkenden" (Zitat aus den 'Freiburger Nachrichten' vom 12. Februar 2010 über das Konzert von Jochen Distelmeyer im Bad Bonn vom 9. Februar 2010), bei den Poplinken der Musik- und Popkulturzeitschriften 'Spex', 'Intro' oder auch 'De:Bug' (wobei es von einer poplinken Haltung zu einer bauchlinken Ideologie oftmals nicht mehr weit ist) aber auch bis in weite Teile des popkulturellen Mainstreams weitherum Konsens und so. Die Pet Shop Boys mögen also die Elektropopmusik seit Jahren revolutioniert haben, doch mein ganz persönliches Erweckungserlebnis mit den Herren Neil Tennant und Chris Lowe fand allerdings tatsächlich erst am 31.12.2009 mit 'Yes', der im letzten Jahr veröffentlichten Platte der Pet Shop Boys, statt. An diesem Datum flog ich von Zürich nach Los Angeles in den Urlaub. Da das Unterhaltungssystem in den Swiss-Maschinen offenbar suboptimal zu sein scheint, hörte ich mich halt durch die Bordmusik. Und da war auf einmal 'Yes'. Also hörte ich es. Und es war gut so.

Später erstand ich dann auf dem Sunset Strip in Hollywood im Amoeba Records, dem weltgrössten Independent-Plattenladen, der politisch mit dem anderen, dem Obama-Amerika sympathisiert, aus dem schier grenzenlosen Katalog an Tonträgern, nebst ein paar Minimal-Tonträgern, die Pet Shop Boys-Platte 'Yes'. Und es war gut so.

'Yes' sollte mich dann auf meinem Kurzurlaub in Los Angeles begleiten. Los Angeles - dieser Melting Pot von verschiedensten Menschen, die auf der Suche nach Geld, Ruhm, Glück und Liebe sind und von verschiedensten Kulturen, die in Los Angeles unnachahmlich zu dem zusammenwachsen, was die Vereinigsten Staaten von Amerika nun mal sind: eine multikulturelle und pluralistische Gesellschaft der Freien und Gleichen - E pluribus unum. Mein Song des Jahres 2009 - 'Love etc.' - reflektiert nun popig und kritisch zugleich diese Zeit - eine Zeit des Hinundhergerissensseins zwischen den Polen des Glückes und des Scheiterns, des Materialismus und des Idealismus, des Rausches und der Klarheit, der USA und Old Europe, der befreienden Qualitäten des Kapitalismus und der Sehnsucht nach der klassen- und staatenlosen Weltgesellschaft der Freien und Gleichen:



Mein zweitliebster Song des Jahres 2009 stammt ebenfalls von 'Yes' - 'More than a dream':

Sonntag, 7. Februar 2010

Wirtschaftspopulismus und Protonationalismus

Thomas Minder - Initiant der sog. 'Abzocker-Initiative', die im linkspopulistischen Juste Milieu (SP und Grüne Partei) auf viel Zustimmung zählen kann - in einem Interview, das ihn als den wirtschaftspopulistischen und protonationalistischen Eiferer zeigt, der er ist. Seine Anliegen - Aktionärsmacht statt Verwaltungsratsmacht sowie die schollenverbundene Forderung, es müssten mehr Schweizer in die Führungsstrukturen von hiesigen Unternehmen eingebunden werden - sind an reaktionären Ressentiments kaum mehr zu überbieten. Seine Initiative läuft auf eine regressive und nationalistischte Stufe kapitalistischer Warenproduktion hinaus - kein Wunder also, dass die schweizerischen Linkspopulisten (SP und Grüne) diese Initiative gut finden.

Der vom Populist Minder im Interview angesprochene Nicolas G. Hayek spielt da schon in einer anderen Liga. Selbst vor Populismus und Komplexitätsreduktion zuweilen nicht gefeit, ist Nicolas G. Hayek immerhin ein wirklich erfolgreicher Unternehmer, der von Zeit zu Zeit über die engen Grenzen der kapitalistischen Warenproduktion hinaus zu denken vermag - freilich nicht unbedingt in einem emanzipatorischen, sondern in einem affirmativen Sinne. Aber das ist vor dem Hintergrund der dumm-schweizerischen 'Abzocker-Initiative' und den kläglichen Versuchen einer materialistischen Analyse und Kritik des Kapitalismus der Linkspopulisten (SP und Grüne) bisweilen durchaus unterhaltsam und reflektiert, wie das folgende Gespräch von der 'NZZ' mit dem "liebevollen Rebellen" (Eigenaussage von Nicolas G. Hayek) zeigt:

NZZ Standpunkte vom 31.01.2010