Mittwoch, 24. September 2008

"Platt gewalzt"

Das Blog 'Spirit of Entebbe' über die 'Mauer', die zwischen Israelis und Palästinensern verläuft und die "zu mehr als 97 Prozent ein Zaun ist".

Sonntag, 21. September 2008

Arena vom 19. September 2008 zum Thema Finanzkrise

Ja, am Freitag verzichtete ich wegen der Sendung 'Arena' unter anderem auf das Heimspiel von Freiburg gegen Davos und auf einen normalen Freitagabend in einer beschaulichen Kleinstadt im Mittelland. Das Thema der Sendung musste also brisant sein. War es dies tatsächlich? Es wurde über die gegenwärtige Krise in der Finanzbranche diskutiert. Gegenstand der Diskussion war also das partielle Scheitern der Marktwirtschaft, mithin des Systems Kapitalismus per se. Nach good old Marx führe ja der Kapitalismus aufgrund seiner inneren und äusseren Widersprüche quasi als geschichtsphilosophische Notwendigkeit zu immer grösseren Krisen, die sodann die sozialistische Gesellschaft als Konsequenz habe. Der Kapitalismus werde vom Sozialismus abgelöst und ferner in der kommunistischen Ordnung, wo unter anderem die Dialektik zwischen der Akkumlation von Kapital in den Händen der Kapitalisten einerseits und der Abschöpfung des Mehrwerts der vom Proletariat geleisteten Arbeit als privaten Profit andererseits, aufgehoben.

Marx war zweifellos ein guter Diagnostiker der Ökononie und des Teilsystems Arbeit (abgesehen von den nachweislichen Unzulänglichkeiten seiner Klassentheorie und seiner teilweise religiös zu nennenden Geschichtsphilosophie). Die im ersten Abschnitt beschriebenen (schon auch ein wenig rasch angelesenen vulgär)marxistischen Zusammenhänge weisen Parallelen zur heutigen Finanzmarktkrise auf, in welcher der amerikanische Staat mit einer beispiellosen Auffangaktion für faule Kredite in den (ausgetrockneten) Markt eingreifen will. Bei Marktwirtschafts-Zweiflern zirkuliert vermehrt wieder die Parole "Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste". Mit diesem leicht von den Lippen gehendem Slogan haben sie sogar einmal Recht, jedenfalls in der kurzen Frist, da der amerikanische Steuerzahler letztlich diese gigantische Intervention des Staates finanzieren wird. In der langen Frist, und das interssiert die Ökonomen vielfach auch, ist es durchaus denkbar, dass die praktisch keinen Wert mehr aufweisenden Papiere, die der amerikanische Staat übernehmen will, in Zukunft sogar mit einem Gewinn auf einem allfälligen wieder stabilen Markt veräussert werden können. Momentan jedoch dürften diese Verwerfungen auch auf soziale Bereiche negative Auswirkungen haben. Den Menschen in den USA und vermutlich weltweit dürfte aufgrund der Verwerfungen, dessen Ursachen Gerhard Schwarz, seineszeichen (neo)liberaler Leitartikler des (neo)liberalen Wirtschaftsteils der Neuen Zürcher Zeitung, in seinem empfehlenswerten Leitartikel "Unschöpferische Zerstörung" vom Samstag diagnostizierte ("Ausgangspunkt war der amerikanische Häusermarkt, an dem sich wegen viel zu grosszügiger Geldversorgung durch das Fed, staatlicher Wohnbauförderung und höchst problematischer Refinanzierung eine Eiterblase bildete, die früher oder später platzen musste. Genährt wurde diese Blase durch eine ganze Reihe menschlicher Eigenschaften, durch Gier, Masslosigkeit, Anmassung, Eitelkeit, Übertreibung, Unvernunft und Inkompetenz, nicht nur an der Wall Street. Behörden und Regierung, die Medien und das breite Publikum krankten alle am Gleichen."), ein rauherer Wind ins Gesicht blasen. Das ist zu kritisieren, sollte das soziale System der Ökonomie doch in erster Linie dem Wohl des Menschen verpflichtet sein. Der Kapitalismus mehr als andere Wirtschaftssysteme bisher hat dieses eherne Gebot trotz gelegentlich schweren systemimmanenten Krisen und trotz der täglichen schulterzuckenden Gleichgültigkeit über das Leid von Millionen von Menschen eher berücksichtigt. Auch angesichts des bisherigen staatlichen Eingreifens dürfte in der (nach wie vor erzliberalen) USA keine sozialistische Revolution bevorstehen..(als den Antideutschen wohlgesinnter Libertärer könnte ich dem Projekt eines globalen Kommunismus dennoch viel abgewinnen, sofern er nicht wie in den bisherigen Experimenten wie etwa in der Sowjetunion oder in der VR China in einer autoritären Prägung zum Ausdruck kam und kommt, der darüber hinaus kaum die Emanzipation des Individuums aus naturwüchsigen Lebensformen und Kollektiven zum Ziel hatte und hat. Bis dahin jedoch denke ich, dass die befreienden Qualitäten des Kapitalismus das kleinere Übel sind).

Das gefühlte Unbehagen im globalisierten Spätkapitalismus ist zweifellos weit verbreitet. Die geplante staatliche Auffangaktion für faule Kredite, die vermutlich das kleinere Übel ist als die Alternative – nichts zu tun –, verschärft die Wahrnehmung eines als (partiell) gescheitert diagnostizierten Kapitalismus wohl zusätzlich. So war es keine grosse Überraschung, dass in der Polit-Sendung 'Arena' vom Freitag über die globale Finanzmarktkrise gesprochen wurde. Es diskutierten:

Marcel Rohner, CEO UBS
Pierin Vincenz, CEO Raiffeisenbanken
Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbund
Markus Gisler, Wirtschaftsexperte

Vom oftmals spöttischen Ton und der Disharmonien in der Gesprächsrunde der 'Arena'-Sendungen während der 90er-Jahre (Blocher) war man weit entfernt; es herrschte, mit Ausnahme Daniel Lamparts, Einhelligkeit über die Bewertung der Turbulenzen der letzten Tage. Auch waren in der zweiten Reihe kaum SVP-Hardliner auszumachen, die sich mit unverhohlenem Spott und politisch inkorretker Häme über ihre politischen Gegner lustig machen. Ich meine, dies ist trotz des ausgebliebenen jeweiligen unfreiwilligen Amüsements gut so. Denn es diente einer sachlichen Diskussion jenseits von Stammtisch-Parolen ungemein. Am stichhaltigsten argumentierte meines Erachtens Marcel Rohner (*vgl. untenstehendes Porträt aus der Weltwoche), der CEO der weithin kritisierten UBS (dem Institut also, dem die Kleinräumigkeit der Schweiz und der diesbezüglich vielfach auszumachenden Réduit-Mentalität schon immer ein Ärger war und das deshalb schon immer die nationalen Ketten sprengte und international agierte). Er wirkte trotz der Hiobsbotschaften der vergangen Zeit relativ gefasst und gab Auskunft über die Probleme - und noch wichtiger: die Problemlösungen - der UBS. Als Daniel Lampart, der Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, ins populistische Fahrwasser abzudriften drohte, indem er bemerkte, die Anlageberater hätten ein originäres Interesse daran, ihren Kunden "strukturierte Produkte", die man "früher" noch "derivative" Finanzierungsinstrumente genannt habe, zu verkaufen, da sie sich ja angesichts der "Provisionen" nicht ins eigene Fleisch schneiden wollten und deshalb angeblich den Kunden nicht über die Risiken aufklärten, entgegnete Marcel Rohner, dieser Erklärungsansatz für das Scheitern des Finanzsystems sei "einfach zu einfach". Man könne die Ursachen nicht lediglich auf Gemeinplätze runterbrechen. Als gegen den Schluss der Sendung hin noch eine Grüne Nationalrätin aus dem Kanton Zürich in der zweiten Reihe das Wort ergriff und es mit ihr sprach, wurde sie von der Runde unisono, bis auf Daniel Lampart, auf ihre Unkenntnisse hingewiesen..

*Porträt

Kunst der Beziehung

Der neue UBS-Chef Rohner liest grosse Philosophen. Er ist intellektuell, aber bodennah.

Rohner hat fast seine ganze Karriere bei der UBS respektive beim Bankverein absolviert und verfügt nach heutigen Massstäben über wenig Auslanderfahrung. Er gilt als brillanter Denker mit schneller Auffassungsgabe. Nach der Kantonsschule in Aarau studierte Rohner Volkswirtschaft an der Universität Zürich. Erste berufliche Erfahrungen sammelte Rohner während seines Studiums bei der Aarauer Firma Ölpool. Begleitend zu seiner Dissertation bewährte er sich ein knappes Jahr halbtags als Öltrader. Als der Bankverein ihm ein Angebot unterbreitete, sagte ihm der Chef der Ölpool AG: «Marcel, du musst das Angebot annehmen, wir sind zu klein für einen wie dich.» So begann seine Bankkarriere.

Bis heute eilt ihm der Ruf voraus, dass er mit dem Zug von seinem Wohnort in Aarau nach Zürich ins Büro pendelt. Das entspricht schon lange nicht mehr der Wirklichkeit. Allein aus zeitlichen Gründen könne er sich das nicht mehr erlauben.Er wolle auch nicht auf Schritt und Tritt angesprochen werden.

Dem zweifachen Familienvater Rohner ist es gelungen, eine spürbare Bodenständigkeit zu bewahren, die gut zu seinen Wertvorstellungen passt: «Für mich reichen ethisches Verhalten und Integrität weit darüber hinaus, nicht zu lügen, also ehrlich zu sein», sagt Rohner. «Vielmehr versuche ich, auch die Realität über mich selber so gut wie möglich zu erfahren und zu verstehen. Das ist der weitere Sinn von Integrität – eine nahe Sicht zu haben, wer man wirklich ist.» Selten hört man solche Reflexionen in der Branche. Rohner sagt: «Eigenverantwortliches Verhalten ist für mich enorm wichtig. Ich treffe meine Entscheide immer auf dieser Basis und versuche nie, andere dafür verantwortlich zu machen.» Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch seine Vorliebe für klassisch liberale Denker wie Friedrich August von Hayek, Ludwig von Mises oder den Rechtsphilosophen John Rawls und den katholischen Denker Michael Novak.

Die Faszination für das Bankgeschäft bezieht Rohner daraus, dass er den Umgang mit Geld als eine Interaktion zwischen zwei Menschen betrachtet. Die Beziehung zwischen dem Kunden und dem Berater sei entscheidend. Wie diese Beziehung mit Inhalten, also mit Investitionsentscheiden und Finanzprodukten, gefüllt werde, sei das Spannende. «Diese Kombination von zwischenmenschlichen Aspekten und enorm viel Analytik, das macht für mich das Bankgeschäft so reizvoll», sagt er.

Rohner – Synonym für eine makellose Laufbahn in den Olymp der Schweizer Bankenwelt? Möglicherweise ist sein Werdegang etwas zu schnell verlaufen, geben Freunde zu bedenken. Als 1998 nach dem Debakel mit dem Hedge-Fund LTCM eine Reihe von UBS-Leuten weggespült wurden, konnte Rohner avancieren. Auch später profitierte er von unerwarteten Personalrochaden. Vielleicht wäre ihm noch ein Jahr gut bekommen, um sich auf den Job an der Spitze der UBS vorbereiten zu können. Doch nun wurde er ins kalte Wasser geworfen.

Trotz dem Aussehen eines Jungakademikers sollte man Rohner keinesfalls unterschätzen. Einmal, vor einer Volkswirtschaftsprüfung an der Universität, verpasste er den Bus, weil er den Prüfungstermin falsch eingeschrieben hatte. In der Eile und Aufregung fuhr ihn seine Mutter mit dem Auto nach Zürich. Er wollte zwar selber fahren, aber die Mutter liess es nicht zu. Er schien ihr viel zu aufgedreht. Rohner kam mit erheblicher Verspätung an die Prüfung – aber verliess den Saal eine Stunde früher als alle andern. «Ich bekam eine 4, erinnert sich ein Studienfreund, Marcel eine 6.»

Kommentar meinerseits: Ein cleverer Typ also, dieser Marcel Rohner..

Edit: Der unvermeidliche Frank A. Meyer im Intellektuellen-Blatt Sonntags-Blick über "Banken, Räuberbanken und Bankräuber"... wo ist bloss der Wohlstandzuwachs ("Den Wohlstandszuwachs allein aus den bisherigen Innovationen an den Finanzmärkten schätzte Scholes auf 30 Bio. $." - NZZ, 12.09.2008, Seite 29) geblieben, Frank A. Meyer? Hauptsache, 'raffendes Kapital' kritisieren und es auch noch an Charaktermasken aufhängen, ne? Der soll besser über sein anderes Thema schreiben, in dem er sich wenigstens ein bisschen auskennt: über die Gefahr des radikalen Islamismus und die unbedingte Israel-Solidarität..

Freitag, 12. September 2008

Freedom will ring forever

Die Terroranschläge des 11. Septembers haben sich zum 7. Mal gejährt. 9/11 hat sich in der Zwischenzeit als Sammelbegriff für das Grauen der Anschläge, als Chiffre, verselbstständigt. Die von Huntington geprägte These des 'Clash of Civilizations' mag man bisweilen für zugespitzt halten - am 11. September 2001 jedoch wurde dieser Gedanke - wenn auch eher im Sinne eines 'Clash of Civilizations Revisited' - nicht nur empirisch, sondern auch in einer mörderischen Beweisführung (teil)verifiziert.

Indes, die Anschläge, die von radikalen islamistischen Terroristen geplant und durchgeführt wurden, galten nicht nur, wie bereits Lizas Welt konstatierte, den Ideen von Freiheit, Demokratie, Emanzipation und dem individuellen Streben nach Glück, sondern sie richteten sich auch und vor allem gegen "konkrete Individuen" und nicht nur gegen "abstrakte Werte".

Die radikalen Islamisten verorteten zudem in New York nicht nur 'westliche' Werte, sondern und vor allem auch das 'Zentrum des Weltjudentums' und das 'jüdische Finanzkapital'. Diese Anschläge haben also nebst dem Antagonismus zwischen radikalem Islamismus und Liberalismus eine zutiefst antisemtische Grundierung (nebst den eindeutigen antisemitischen Motiven verweise ich auch auf das Stichwort 'raffendes Kapital').

Nebst der ideengeschichtlichen Auseinandersetzung findet 7 Jahre nach den Anschlägen von vielen Zeitgenossen (in den Medien: Zeitungen, Internet, Fernsehen) darüber hinaus eine gefährliche Erinnerungskultur statt, welche die offizielle Darstellungsweise von 9/11 bezweifelt. So habe ich vorhin auf ORF 1 eine 'Dokumentation' gesehen, die man getrost als verschwörungstheoretische Pseudowissenschaft qualifizieren kann. Das 'kritische' Schlusswort der Regisseurin lautete: "Geheimnisse bleiben nicht ewig Geheimnisse."

Eine kritische Haltung gegenüber Regierungen / dem Staat und seinen Institutionen ist nun zweifellos jederzeit angebracht, doch dieses Misstrauen gegenüber dem Staat darf gleichzeitig nicht bedeuten, dass man offizielle Rekonstruktionen von Ereignissen, die vielfach plausibel sind, in Frage stellt, wenn man parallel dazu auf zumeist fragwürdige Erklärungsmuster abstellt, die sich in den meisten Fällen aus einem Flickenteppich von Spekulationen, unglaubwürdigen und sich teils diametral widersprechenden Zeugenaussagen, wissenschaftlich nicht fundierten Analysen und anderen Unvollständigkeiten zusammensetzen. Zudem werden in den phänomenalen Szenarien, wie sie in 'Loose Change' und '9/11 Mysteries - Die Zerstörung des World Trade Centers' herbeiphantasiert werden, die offensichtlichsten Kausalitäten ausgeblendet, ganz so, als ob es Mohammed Atta und die anderen Terroristen nie gegeben hätte. Zugegeben, ich verstehe nicht viel von Physik und Statik, aber ich denke - und diese Einschätzung teilen viele Experten - dass zwei Passagierjets, die mit hoher Geschwindigkeit in Hochhäuser fliegen, dazu geeignet sind, diese Hochhäuser zum Einsturz zu bringen.

Diejenigen, die in widersprüchlichen Meldungen der Behörden und anderen angeblichen Ungereimtheiten angebliche Indizien über die 'wahren Hintergründe' von 9/11 vermuten wollen, die also unter anderem behaupten, dass die US-amerikanische Regierung die Anschläge inszeniert haben soll um wahlweise einen Krieg zu legitimieren oder um die 'Rüstungsindustrie' am Laufen zu halten, haben bis zum heutigen Zeitpunkt keine evidenten Beweise für ihre kruden Thesen liefern können. Auch ist nicht davon auszugehen, dass an solch einer gigantischen Verschwörung nebst der Regierung der USA auch unzählige andere Behörden und ihre Mitarbeitenden involviert sein sollen, die bis heute eisern schweigen ob ihres gelungenen Coups. Wer jemals die amerikanische Politik auch nur ansatzweise verfolgt hat, der dürfte festgestellt haben, dass der kleinste Skandal eines Politikers / einer Behörde relativ rasch an die Öffentlichkeit gelangt (vgl. hierzu den jüngsten Skandal im US-Innenministerium).

Umso mehr nerven mich die Leser-Kommentare zu Beiträgen in renommierten Tageszeitungen wie der Neuen Zürcher Zeitung, wo die Mehrheit der Stimmen tatsächlich die Position vertritt, die 'wahren Hintergründe' seien bis heute noch nicht bekannt. Dass diese Verschwörungstheorien zumeist antisemitisch (und antiamerikanisch) motiviert sind, verdeutlicht folgender Leser-Beitrag:

"Einmal abgesehen von Verschwörungstheorien, hier 2 Fakten:

Einmal abgesehen von allen möglichen und unmöglichen Verschwörungstheorien, objektiven und subjektiven Eindrücken gibt es zwei Tatsachen (die Schlüsse kann jeder selbst daraus ziehen):
  1. In der Nähe der beiden Türme des WTC, verkleidet als Araber, führten ein paar Männer Freundentänz auf. Als die Polizei diese Verhaftete, stellt sich heraus, dass es sich um isr. Staatsbürger handelte, welche für die Scheinfima "Urban Moving Systems Inc. arbeiteten (Quellen gibt’s genug zum nachprüfen). Die US-Regierung zahlte dem CEO – jetzt geflüchtet – kurz vorher 500’000 $
  2. 11 Monate vor dem 9.11. plauderte N.Rockefeller mit dem Regisseur Aaron Russo (hat dies bestätigt) über Politik, z.B. dass ein kommendes Ereignis (er wusste zwar nicht was, nicht wann) das Weltgeschehen ändern wird und den Einmarsch nach AFG u. IRK erlauben würde."
Dass diese angeblichen "Fakten" vollkommen Panne sind, fällt dem guten Herrn wohl nicht einmal im Traum ein. Zum Glück gibt es bei NZZ-Online jedoch noch Frau Alexandra Hamilton, die mit praktisch jedem Kommentar die Wahrheit schreibt. So schreibt sie denn auch:

"Kritische Haltung gegenüber Regierungen, insbesondere der eigenen, ist schon nötig

Aber man muss aufpassen, dass man nicht die Bodenhaftung verliert und immer wirrere Theorien aufstellen muss, damit man die realen Fakten noch verstehen und einordnen kann. Das ist sehr schön im Film JFK von Oliver Stone dargestellt. Plötzlich wird jeder ein Mitglied der Verschwörung nur man selbst hat es richtig verstanden, das soll schon ansonsten sehr intelligenten und an sich normalen Menschen passiert sein."
Zum Schluss zitiere ich gerne die Worte, die ich anlässlich eines Besuches von Ground Zero im Jahre 2004 auf einem Geländer gelesen habe:

"Freedom will ring forever"

Das scheint mir, trotz der teilweise zweifelhaften Erinnerungskultur und des nach wie vor stattfindenden Widerstreits der Wertesysteme, ein hoffnungsvoller Gedanke zu sein.

Edit: Hier ist wie auf Bestellung ebenfalls ein Artikel zum Thema zu finden..

Dienstag, 9. September 2008

Kommentar von Lizas Welt zur Causa Broder gegen Hecht-Galinski

Diese kürzliche monothematische Fixierung auf den Rechtsstreit zwischen Henryk M. Broder und Eveylin Hecht-Galinski erklärt sich dadurch, als dass das Urteil des Kölner Gerichts bei Lichte betrachtet (denn: wie bitte definiert sich ein "Durchschnittsleser"? Ist damit ein Spiegel-(Online-)Leser gemeint, der bekanntlich mehr weiss oder ist damit eventuell ein Leser der Süddeutschen Zeitung gemeint - ein eher israelkritisches Blatt? Oder meinen die Richter zu Köln damit eventuell einen Leser der Welt, nota bene eher eines (neo)konservativen, tendenziell eher vorsichtig pro-israelischen Blattes? Man weiss es nicht) äusserst fraglich ist.

Ein anderes Top-Blog, Lizas Welt, lotet mit einem gewohnt stilsicheren Text, an dem es textkritisch nichts auszusetzen gibt, die Schwächen des Urteils genüsslich aus.

Montag, 8. September 2008

Henryk M. Broder - ein wichtiger Fürsprecher Israels

Henryk M. Broder, ein streitbarer Supertyp und nebst den Antideutschen einer der seltenen dezidierten Fürsprecher deutscher Sprache für Israel, befindet sich ja mit Evelyn Hecht-Galinski, der Tocher des ersten Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, in einem juristischen Streit. Er schrieb im Top-Blog 'Achse des Guten' folgende, von Hecht-Galinski später inkriminierte, Worte:

"Jeder kölsche Jeck mit zwei Promille im Blut würde sogar an Weiberfastnacht erkennen, dass Frau EHG eine hysterische, geltungsbedürftige Hausfrau ist, die für niemanden spricht ausser für sich selbst und dabei auch nur Unsinn von sich gibt. Ihre Spezialität sind antisemitisch-antizionistische Gedankenlosigkeiten." (Achse des Guten)

Abgesehen davon, dass diese Aussage offensichtlich polemischen Zuschnitts ist und darüber hinaus humorvoll ist, bringt sie inhaltlich auch viel Wahres zum Ausdruck (vergleiche auch hier).

Später wurde von Hecht-Galinskin vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, dass Broder auf das Prädikat "antisemitisch" zu verzichten habe. Gegen diese Entscheidung legte hinwiederum Broder Widerspruch ein. Die 28. Zivilkammer des Landgerichts Köln hatte also zu entscheiden, wo zulässige Kritik an Israel aufhört, und wo sie die Grenze zum Antisemitismus überschreitet. Ob ein Kölner Gericht hierfür die zuständige Instanz ist, ist eine andere Frage..

In einem Punkt hat Broder besonders Recht: Es darf nicht sein, dass Antisemiten entscheiden, was Antisemitismus ist. Hecht-Galinskis Äusserungen über die Politik Israels nehmen die zeitgemässe Form des Antisemitismus oder des Antizionismus (was in den meisten Fällen in eines zusammenfällt) an: die Form der sogenannten 'Israelkritik'.

Sie gibt vor, gerade als angeblich kritischer Freund von Israel sei man verpflichtet, auf die Fehler israelischer Regierungsarbeit hinzuweisen. Vielfach jedoch nehmen die 'Israelkritiker' die grundsätzlich zulässige Kritik an Israel (sofern sie denn konkrete Missstände möglichst objektiv und natürlich ohne Ressentiments artikuliert, was zumindest in den westeuropäischen Medien kaum jemals stattfindet) zum Anlass, um Israel zu dämonisieren, zu delegitimieren und um doppelte Standards anzuwenden.

Wie im Falle von Hecht-Galinski schwingt oft noch das Gefühl mit, man dürfe in Deutschland seine wahre Meinung über Israel nicht äussern (der sekundäre Antisemitismus lässt grüssen - "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen"). Dabei geht vergessen, dass für viele EU-Bürger (und auch für viele Schweizer) Israel die grösste Gefahr für die Welt / für den Weltfrieden darstellt. Für diese negative und abstruse Wahrnehmung ist der als 'Israelkritik' getarnte Antizionismus oder Antisemitismus massgeblich mitverantwortlich.

Oder um es kurz zu fassen: Der Kommentar in der Welt bringt alles Wesentliche zum Thema in prägnanter Form zum Ausdruck.

Samstag, 6. September 2008

E pluribus unum

Auf Lizas Welt ist ein zweiteiliger Text über "Die Dialektik von Einheit und Differenz. Über Ursprung und Geltung des Pluralismusprinzips in den Vereinigten Staaten von Amerika" erschienen. Die Texte "E pluribus unum (I)" sowie "E pluribus unum (II)" sind in ihrer präzisen erkenntnistheoretischen und ideengeschichtlichen Analyse über "Migration, Multikulturalismus und Integration in Amerika und Europa" sehr wertvoll und sind ein dankbarer Denkanstoss, um die Debatte und die Deutungshoheit über Migration, Multikulturalismus und Integration vor allem in Westeuropa nicht den rechtskonservativen Populisten und den kulturlinken Relativisten zu überlassen.

Donnerstag, 4. September 2008

Gelesen im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung vom 1. September 2008

"Sadras epochale Synthese aus neuplatonischer Emanationskosmologie, avicennischem Rationalismus, zoroastrischer Lichtmetaphysik und sufistischer Mystik wird seit Jahrhunderten mündlich von Meister zu Schüler weitergegeben, um den Weg zur Erleuchtung (erfan) zu weisen."

Diesen schöngeistigen Mumpitz kann man also im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung unter dem Titel 'Zwischen Popper und östlicher Mystik - Die Philosophie in Iran sucht eigene Wege' lesen.

Gut, wenigstens handelt der Artikel nicht davon, wie irgendwelche Orchester zum Beispiel aus Deutschland unter dem Banner des 'interkulturellen' Austausches nach Iran reisen und begeistert vom Mullah-Land zurückkehren (nicht, dass der Iran nicht eine Kulturnation wäre, im Gegenteil, doch der 'Dialog der Zivilisationen', heisst es ferner im Artikel zutreffend, reflektiert tatsächlich "kaum je seine Voraussetzungen", insbesondere jene des theokratischen und also reaktionären sowie antisemitischen Mullah-Regimes nicht).