Mittwoch, 26. November 2008

Wenn eine prononciert (bauch)linke Zeitung versucht, satirisch zu sein ...

... dann ist es meist bloss semi-lustig.

Realsatire gibt es ferner hier . Der Autor schreibt in seiner 'Analyse' folgendes denkwürdiges Axiom nieder: "Die Linke hat die Kompetenz der Analyse". Eine solche Behauptung trifft in vielen Fällen nun zwar durchaus zu - nicht jedoch in diesem faden unwissenschaftlichen bauchlinken Palaver, das ausgerechnet auf Oskar Lafontaine Bezug nimmt.

Im (doch recht angenehmen) Kontrast dazu und quasi als Beweis für die Behauptung, dass die "Linke die Kompetenz der Analyse" hat, bewegt sich der Artikel von Robert Kurz, dem Mitbegründer der Wertkritik, Postmarxist und Kritiker der Redaktion Bahamas und der Antideutschen (Wikipedia meint: "In der Vergangenheit profilierte Robert Kurz sich durch eine radikale Kritik am "Arbeits- und Klassenkampffetisch" des traditionellen (Arbeiterbewegungs-)Marxismus. Die von ihm maßgeblich mitkonzipierte Wertkritik richtet sich gegen ein soziologistisch verkürztes Verständnis von Herrschaftsverhältnissen und identifiziert in der Wertvergesellschaftung eine totalitäre Tautologie der Akkumulation von „toter Arbeit“, die ad infinitum die gesamte physische wie auch gesellschaftlich-symbolische Welt einem einzigen abstrakten Formprinzip unterwerfe. Der Begriff des Fetischismus postuliert eine kritische Analyse der totalitären Vergesellschaftungsprinzipien der Moderne." Zum Verhältnis von Kurz mit den Antideutschen weiss Wikipedia Folgendes zu berichten: "In dem Buch Die antideutsche Ideologie setzte Robert Kurz sich bewusst polemisch mit dem seines Erachtens "ideologiekritischen Reduktionismus" der Berliner Zeitschrift Bahamas auseinander. Im Zuge der innerlinken Kontroverse über den Irakkrieg hatte sich die Bahamas für die US-Intervention ausgesprochen. Kurz warf den so genannten "Antideutschen" daraufhin eine militante Affirmation der Aufklärungsideale, der "westlichen Werte" und Bellizismus vor." In seiner Einschätzung der Antideutschen stimme ich Robert Kurz, wenn überhaupt, nur bedingt zu).

M.E. ist folgende Passage zentral: "Die neoliberale Epoche der Finanzblasenökonomie war keine «Verirrung», die durch ein bisschen mehr Regulierung und Bankermoral rückgängig gemacht werden kann, sondern selber eine notwendige Folge mangelnder realer Verwertungsbedingungen, deren Erneuerung nirgends in Sicht ist." Ausgehend von dieser Analyse finde ich die Synthese absolut richtig: "Da helfen kein Antiamerikanismus und keine subjektive Schuldzuweisung. Diese Ideologieproduktion zeigt nur, dass die objektiven Grenzen der herrschenden Lebensweise verdrängt werden." Alles in allem ein für einmal doch lesenswerter Artikel in der 'Wochenzeitung'.

Im Zusammenhang mit dem Verzicht Marcel Ospels auf ausstehende Boni - dies ist ja der Anlass für das 'satirische' Interview der WOZ mit dem ehemaligen VR-Präsidenten der UBS - noch meine, äh, Analyse:

Im Echo der nachhallenden Empörungsbekundungen der Kommentierenden selbst in Bezug auf eine nun erfüllte zentrale Forderung der (UBS-)Manager-Kritiker - der Rückgabe oder der Verzicht auf Boni - ist herauszuhören, dass populistischer Argwohn und "Ideologieproduktion" (Zitat von Robert Kurz) nach wie vor einen attraktiven Resonanzboden vorfinden. Die Volkseele lechzt nach noch mehr Genugtuung und vor allem nach mehr Demut und Schuldeingeständnissen der wirtschaftlichen Elite. Dass der Verzicht von Ospel und Co. die Büchse der Pandora nun erst recht für fetischisierte Kapitalismuskritik, die an der Zirkulationssphäre sowie an den Charaktermasken des Kapitals ansetzt, geöffnet hat, ist so wenig überraschend, wie es wohl auch nicht zu vermeiden ist.

"Berne en vacances, Berne en vacances - magnifique"

Der SC Bern, eine unumstritten starke Eishockey-Mannschaft, bei der jedoch in den entscheidenden Momenten jeweils Anspruch und Wirklichkeit nicht übereinstimmen (Saison 2007/08, Champions Hockey League 2008), wurde in ebenjener Spielzeit 2007/08 als klarer Favorit vom Aussenseiter Freiburg Gottéron im Play-off-Viertelfinale besiegt. Dazu nun die entscheidenden Live-Mitschnitte des TSR..

Freitag, 21. November 2008

Sanfte Töne - Death Cab for Cutie mit 'A movie script ending'

Die US-Indie-Pop-Band Death Cab for Cutie mit dem sanften und rührenden Song 'A movie script ending'. Das Video sowie der Song behandeln dabei ein klassisches Popthema, das Boy meets Girl-Phänomen. Trotz der vermeintlichen Belanglosigkeit ist eine solche Musik immer wieder nett anzuhören, sofern sie die zulässige Grenze zum schlecht inszenierten Kitsch nicht überschreitet. Dies hat meines Erachtens 'A movie script ending' knapp nicht getan. Aber hört und sieht doch selbst..

Strike! Die IDF und das syrische Atomwaffenprogramm

Da haben die IDF einen Volltreffer gelandet und dem geheimen syrischen Atomwaffenprogramm, dessen vormalige Existenz sich gemäss der Indizien der in diesen Fragen äusserst inkompetenten Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zunehmend verdichten, ein Ende bereitet. Strike!

Jetzt als nächstes bitte die iranischen Nuklearanlagen in die Steinzeit zurückbomben, um ein iranisches Atomwaffenprogramm ebenfalls zu verhindern.

"Nachrichten aus der Zukunft" - oder ein Einblick in die bunte Vorstellungswelt der bauchlinken Denkfeinde und kulturlinken Feuilletonistinnen

Das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung, das sich rühmt, unter anderem in der kritischen Berichterstattung über Opern, Theatervorstellungen an bürgerlichen Bühnen und über andere Disziplinen der bürgerlichen Hochkultur eine Kernkompetenz zu verfügen, leistet sich ja wie so manches Traditionsblatt, das dem Liberalismus zugeneigt ist, den Luxus, zuweilen auch systemkritische Zeilen zu veröffentlichen (wie z.B. auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung von 2001 bis 2007 mit Dietmar Dath, dem ehemaligen Chefredaktuer der Spex und, so glaube ich mich zumindest zu erinnern, bekennender Sozialist) und damit einen Kontrapunkt zum im Blatt üblichen Bekenntnis zu freien Märkten und Liberalismus (zum Beispiel in 'Börse und Märkte' und 'Wirtschaft', den ausführlichen Teilen der Neuen Zürcher Zeitung zu den Kapital- und Finanzmärkten sowie zur Interaktion der Wirtschaftsakteure auf makro- und mikroökonomischer Ebene) zu setzen.

In der Neuen Zürcher Zeitung ist diese Aufgabe wie beschrieben dem Feuilleton vorbehalten - und innerhalb des Feuilletons der Redakteurin Andrea Köhler, die in New York City lebt und deren Themenschwerpunkt die amerikanische Kultur ist (Bücher, Filme, Präsidentschaftswahlen etc.). In ihren Artikeln schimmert meistens das Bild des vermeintlich anderen, besseren Amerikas hervor, das sich an europäischen Kultur-Werten orientiere und das es zu fördern gelte - was gleichzeitig bedeudet, dass es das momentane Amerika, das schlechtere, das von weissen republikanischen hinterwäldlerischen und kulturlosen Männern, das George Bush-Amerika - wenn auch nur kulturschaffend - zu bekämpfen gelte. Es erstaunt also kaum, dass Andrea Köhler richtig glücklich ist über den Wahlsieg Obamas; dies übrigens teilweise im Widerspruch zur Linie der Neuen Zürcher Zeitung im 'International'-Teil.

Andra Köhler steht also für die kulturlinke Strömung des Feuilletons der Neuen Zürcher Zeitung (das ansonsten mit Autoren wie Uwe Justus Wenzel durchaus lesenswert ist und auch eher liberal ausgerichtet ist) und passte also aufgrund dieses Profils wohl eher zum Zürcher Tages-Anzeiger.

Sie hat kürzlich einen Artikel zur Fake-Ausgabe der New York Times geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, insbesondere wie sie die halbgare politische Vorstellungswelt der "Aktivisten" dieser an sich guten Idee beschreibt ("Die Kriege im Irak und in Afghanistan sind beendet worden. Das Gefangenenlager Guantánamo wurde geschlossen. Condoleezza Rice entschuldigt sich für die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak. Und George W. Bush steht wegen Hochverrat vor Gericht und klagt sich infolge einer zweiten Konversion zum «born again, again» gleich selber an.", "Doch hinter der Redaktion dieser vierzehn Seiten dünnen Ausgabe steht nicht der Stab der renommierten Tageszeitung, sondern die Aktivisten-Gruppe «The Yes-Men». Sie hat in sechsmonatiger Kleinstarbeit eine täuschend echt gemachte Fake-Ausgabe der Zeitung zusammengestellt, die all jene Nachrichten bündelt, die sich die Gruppe für die Zukunft wünscht. Eine Ölsteuer soll Umweltstudien und den Ausbau von Fahrradwegen in New York finanzieren. Eine gesetzliche Krankenversicherung wird eingeführt, Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme und den Klimawandel sind auf dem Weg, Obergrenzen für Managergehälter eingeführt. Der frisch gekürte Wirtschaftsnobelpreisträger und regelmässige Op-Ed-Kommentator Paul Krugman ist zum Treasury Secretary ernannt worden. Und sein Kollege, der Op-Ed-Kommentator Thomas L. Friedman, legt in der Einsicht, im Hinblick auf den Irak-Krieg «so fundamental danebengelegen zu haben, dass ich es nicht verdiene, eine Plattform geboten zu bekommen», ein für alle Mal den Griffel nieder. In einem Editorial klagt die «New York Times» sich gleich selber an, in der Berichterstattung über die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak eine unrühmliche Rolle gespielt zu haben."), ist kulturlinkes Stückwerk par excellence. Der Artikel bringt zum Ausdruck, was dabei resultiert, wenn sich bauchlinke Denkfeinde (die "Aktivisten") und kulturlinke Feuilletonistinnen treffen.

Freitag, 14. November 2008

anlässlich der affiche fc basel vs. fc zürich: ein klasse artikel über "fussballterror und randale"

die affiche vom sonntag, fc basel vs. fc zürich, ist seit jahren eine aus zweierlei gründen interessante begegnung:

1. die spiele sind fussballerisch meist ansprechend, da beide mannschaften einen gepflegten, technisch-orientierten fussball spielen. darüber hinaus gehören beide mannschaften seit einigen jahren zu den branchenleadern. die begegnung verspricht denn auch am sonntag verheissungsvoll zu sein: der erste des klassements, der fc basel, gegen den direkten verfolger und also zweiten der meisterschaft, den fc zürich.

2. zwischen den radikalen und wohl auch den moderaten anhängern der beiden mannschaften herrscht seit jahren, aber im besonderen seit dem 13. mai 2006 (wofür sich die fcz-ultras dann am 2. mai 2008 revanchierten..) hass vor. nicht selten kommt es zu ausschreitungen vor und auch innerhalb des stadions. man muss wohl kein prophet sein, um vorauszusagen, dass es am sonntag nicht anders sein wird. die polizei ihrerseits leistet mit ihrer teilweise allzu offensiven präsenz der gewalt oftmals vorschub (klar, ein bisschen ein schwaches argument). auch am sonntag sollen angeblich zirka 800 polizisten im einsatz sein - für schweizer verhältnisse eine sehr hohe zahl an gesetzeshütern.

für spannung auf und neben dem rasen ist also gesorgt..daher möchte ich auf einen sehr lesenswerten und gleichwohl differenzierten artikel hinweisen, der sich mit "fussballterror und randale" auseinandersetzt.

meine position zum thema lautet wie folgt:

einem schwarzen block - sei es nun ein aus angeblich linken oder eines aus fussball-ultras bestehenden, gehöre ich nicht an. mir geht es eher um den fussball und freilich auch davon, über "fussballterror und randale" nachzudenken. freilich kann ich es wohl nachvollziehen, dass diese faschistoide mobaction klasse sein kann und dass ein leidenschaftliches fansein - das, gemäss dem verlinkten artikel, der kern des hasses sei - alleweil anregender, emotionaler und spannender ist als blosses 'kritisches unterstützen' des eigenen vereins. theoretisch könnte ich mir also durchaus vorstellen, mit den fcz-ultras brandschatzend durch die städte an den auswärtsspielen zu ziehen. leider habe ich dafür in der praxis keine zeit und im moment auch keine wirkliche lust. und es widerspricht, sofern fremdes eigentum beschädigt wird, auch ein wenig meinem eigentumsbegriff..

Mittwoch, 12. November 2008

Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire- bzw. "Faktenmagazins" 'Titanic' im DRS-3-Gespräch über deutsch-schweizerische Befindlichkeiten

Anlässlich der jüngsten Drohung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück gegenüber der Schweiz, dass man nun im Streit um das schweizerische Steuersystem und Bankgeheimnis nicht mehr ausschliesslich mit Zuckerbrot, sondern auch mit der Peitsche zu verfahren habe, äussert sich Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satire- bzw. "Faktenmagazins" 'Titanic', Parteivorsitzender der Partei namens 'Die Partei' sowie inzwischen offenbar Verantwortlicher von 'Spam' - der Satire-Ecke des Spiegels -, über das deutsch-schweizerische Verhältnis und über die innerdeutschen Befindlichkeiten im Jahre 19 nach dem Mauerfall. Ich finde das Gespräch ziemlich lustig. Hier anhören.

Dienstag, 11. November 2008

What a goal!

Eric Hassli, der Fussballgott, wird mit solchen Traum-Buden wie jener zum 2:1-Sieg vom Sonntag im Stadtzürcher Derby über den Grasshopper-Club Zürich den FC Zürich zusammen mit Almen Abdi und Alexandre Alphonse und all den restlichen Top-Spielern in die Champions League ballern!!

Samstag, 8. November 2008

Josef Zisyadis, der Nationalrat der PdA, zusammen mit anderen auf einem Narrenschiff

Als im August das erste Narrenschifff in den Hafen von Gaza-Stadt segelte, konnte man ja noch meinen, dass es sich dabei um 'Friedensaktivisten' handele, die sich zwar in an Naivität kaum zu überbietender, identitärer altlinken Selbstvergewisserung üben, in der ein Antizionismus manifest wird, die jedoch ansonsten auf ihrem Kutter im Meer der geschichtsphilosophischen Bedeutungslosigkeit herumtreiben.

Inzwischen scheint aber das Ticket Larnaca - Gaza-Stadt über den Seeweg insbesondere bei linken, mitunter gar kommunistischen, Parlamentariern steil an Popularität zu gewinnen. So war auf dem jüngsten Segeltörn unter anderem der Schweizer Parlamentarier Josef Zisyadis - Nationalrat der kommunistischen Partei der Arbeit (deren Ideologie allerdings im traditionellen ML-Duktus formuliert wird, die also dem orthodox ausgelegten Marxismus anhängen) - zugegen.

Dass diese Aktion nicht mehr viel mit fortschrittlichen, ja eventuell gar kommunistischen Idealen, die, wie man meinen könnte, von Josef Zisyadis angstrebt würden, gemein hat, beweisen auch die Leser-Kommentare, die der Tages-Anzeiger, ohnehin die andere, schlechtere Zeitung aus Zürich, veröffentlichen liess. Der Kritik und Aktion der 'Aktivsten', die von den Tages-Anzeiger-Lesenden affirmiert werden, liegt doch eher eine antizionistische, lies: antisemitische Ideologie zugrunde.

(Btw: Für eine (na ja: revolutionäre) Selbstentfaltung und Selbst-Entwertung des Menschen im Zeichen eines je freien und individuellen Zusammenwirkens der Individuen auf gesellschaftlicher und ökonomischer Ebene ist nun evident geworden, was eigentlich bereits vorher offensichtlich war: Josef Zisyadis ist als Kommunist kein Verbündeter in einem postmarxistischen Projekt, das sicherlich die Emanzipation des Individuums aus dem herrschenden kapitalistischen Verwertungsimperativ zum Ziel hat, gleichzeitig und vor allem aber auch das Existenrecht Israels und die Sicherheit aller jüdischen Menschen in Israel und weltweit zu garantieren hat.)

Mittwoch, 5. November 2008

Für die Afro-Americans freue ich mich

Mit der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten hat die USA, im Gegensatz zu Entwicklungen in vielen west- und osteuropäischen Staaten, möglicherweise den zweifellos auch in (allerdings marginalisierten und gesellschaftlich geächteten) Teilen der USA vorhandenen Rassismus / die fallweise zum Ausdruck kommende Chancengungleichheit von Minderheiten (zu einem grösseren Teil) überwunden. Das ist in der Tat ein starkes Zeichen und unterstreicht die liberale, in den Gründungsdokumenten der USA niedergeschriebenen Grundsätze sowie das Pluralismusprinzip 'E pluribus unum' der Vereinigten Staaten von Amerika. Es freut mich insbesondere für die Afro-Americans, dass nach langer Zeit bitterer Erfahrung nun ein Vertreter ebenjener Minderheit zum Präsidenten gewählt worden ist.

Darüber hinaus stimme ich diesem Text vollumfänglich zu.

gratulation, barack obama

george walker bush, neben thomas jefferson, abraham lincoln, ronald reagan und george bush senior, einer der besten us-präsidenten ever, der in einer grossen antifaschistischen tradition wie jener von franklin delano roosevelt und dwight eisenhower steht, wird also abgelöst vom anti-bush barack obama - einem relativen neuling, der bislang vor allem dadurch in erscheinung trat, dass er bereits 2 memoiren geschrieben hat, kaum je ein gesetz im senat durchgebracht hat und aussenpolitisch in bezug auf die einschätzung der sicherheitslage im irak und die anpassung der strategie ('surge') vermutlich falsch lag. der netzwerkeffekt hat bei dieser wahl stark gespielt (also wenn der "Nutzen an einem Standard oder Netzwerk wächst, wenn dessen Nutzerzahl größer wird. Durch diesen erhöhten Nutzen wird das Netzwerk für noch mehr Personen interessant, die Nutzerzahl wächst weiter an, und somit wiederum der Nutzen für alle. Dies nennt man positive Rückkopplung. Wird eine kritische Masse erreicht, so steigt die Nutzerzahl exponentiell an." Zitat: Wikipedia). die an religiöse züge erinnernde selbstbeweihräucherung der obama-ultras, die seine angeborene lebenszufälligkeit, afro-american zu sein, politisch als relevant zu betrachten und dies als wie auch immer geartetes signal von einem 'neuen' amerika zu deuten scheinen (insbesondere in europa, wo man aufklärungsresistent die übertreibung vom angeblich rassistischen ku-klux-clan-amerika, dessen ausgeburt bush sei, reproduziert. natürlich ist es ein schöner moment, dass nun ein afro-american gewählt worden ist. oder wie es john mccain in seiner staatsmännischen rede formulierte: "This is an historic election, and I recognize the special significance it has for African-Americans and for the special pride that must be theirs tonight."), wird also mit dem einzug obamas ins oval office in amt und würden übergehen und ab dem 20. januar 2009 erfahrbar gemacht. spätestens ab diesem zeitpunkt wird sodann die politik im zentrum stehen und also kritisch zu begleiten sein.

also: gratulation, barack obama - der 44. präsident der usa!

Dienstag, 4. November 2008

Bis auf einen, noch ein paar klasse Artikel, bevor es dann in 24 Stunden wirklich drufflos geht

Zum Schluss der aktuellen Textproduktion, bevor es dann in zirka 24 Stunden richtig losgeht, noch einmal ein paar Artikel. Als erstes verweise ich auf einen Artikel aus dem 'Tages-Anzeiger', der anderen, schlechteren Tageszeitung aus Zürich..(der Artikel macht vermutlich auch deutlich, warum dies so ist..vgl. auch die grenzdebilen antiamerikanischen Leser-Kommentare).

Als zweites ein Artikel aus dem 'Tagesspiegel' sowie als krönender Abschluss ein (für einmal wiederum lesenswerter) Artikel von 'Spiegel Online', der in etwa noch einmal das Pluralismusprinzip der USA erklärt, wie dies bereits der auch in diesem Blog verlinkte 'Lizas-Welt'-Text 'E pluribus unum' getan hat. Die 2 letzten Artikel sind auch eher, so würde ich meinen, pro Barack Obama - eine Wahl mit der ich, trotz allen politischen Meinungsverschiedenheiten, vermutlich auch (gut) leben könnte.

versuch, einige unklarheiten und widersprüche auszuräumen

keine angst, der autor führt trotz der jüngst veröffentlichten textwüsten, deren erkenntnisgewinn wohl eher marginal ist, ein nach wie vor intaktes sozialleben..

es soll hier nun versucht werden, einige unklarheiten und widersprüche, die sich in den beiträgen "Obama als Chance? McCain als Konstante?" und "Warum ich um des Distinktionsgewinnes willen nichts einzuwenden hätte, würde McCain und nicht Obama als nächster US-Präsident gewählt" eröffnet haben, auszuräumen bzw. zu überwinden.

worum es mir im zweiten beitrag ging, um dies zu präzisieren und um allfälligen unklarheiten vorzubeugen, war nicht eine zentrale inhaltliche auseinandersetzung der jeweiligen positionen (da ja die reproduktion der kapitalistischen verhältnisse und die konsolidierung der bürgerlichen demokratie sowohl unter einem präsidenten obama als auch einem präsidenten mccain fortgesetzt würde), als vielmehr um die kontextuellen, mithin strukturellen produktionsbedingungen der meinungsmache. es ging mir also eher um eine kritik der ideologie, die in der meinungsäusserungsfreiheit vieler europäer in bezug auf die usa zum ausdruck kommt. ich bezeichnete also die mehrheit der 90% - vielleicht tatsächlich etwas gar pauschalisierend - als (latente) antiamerikaner. gerne würde ich mit den leuten dieses "repräsentativen" querschnitts diskutieren, um zu verstehen, wie sie die feldzüge der allierten gegen den irak einstuften, wie sie die beziehung der usa zu israel beurteilten und was sie vom iran und dessen nuklearprogramm hielten. ich bin mir sicher - das ist freilich eine unbeweisbare aussage -, dass die mehrheit der 90% tatsächlich antiamerikanische ressentiments formulieren würde. genau deswegen kann ich nicht mit diesen 90% übereinstimmen und würde deshalb nicht nur, aber auch um des distinktionsgewinnes willen mccain obama vorziehen.

widersprüche ortete ich u.a. v.a. hier:

"Das Bekenntnis zum Multilateralismus, so löblich es auch sein mag, überzeugt kaum, da Europa, der traditionelle Partner der USA, sich nach wie vor den USA gegenüber als moralisch überlegen betrachtet. Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt."

da scheint mir - als eine von vielen - eine ungereimtheit zu bestehen. was ich damit zum ausdruck bringen wollte, ist vermutlich folgendes:

obama wird von den europäern als der heilsbringer betrachtet, der die europäischen partner (vor allem de und fra) nach 8 jahren bush und schroff zurückgewiesener liebe (jedoch ursprünglich europäischerseits) die transatlantische einheit wieder herstellen soll. würde obama gewählt, dann bestünde tatsächlich die chance, dass er seine vision, die usa wieder in den multilateralismus, in die weltgemeinschaft zurückzuführen, umsetzten kann, da europa genau darauf hofft. insofern ist "Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt" nicht zutreffend.

nun wäre ein geeintes transatlantisches bündnis sehr wünschenswert, gibt es doch noch zahlreiche problemherde auf der welt. ein starker verbund aus europäern und amerikanern könnte eventuell tatsächlich probleme lösen. was ich mit "kaum gemeinsamen strategien" gemeint habe, dürfte jedoch dabei eventuell zum pièce de résistance werden: die europäer wollen konflikte lieber mit diplomatie und auf dem verhandlungsweg lösen - zweifellos eine anzustrebende strategie.

doch manchmal ist der verhandlungsweg die falsche strategie und es braucht auch eine machtpolitik. im falle des iran bin ich nicht sicher, wie die 2 blöcke vorgehen möchten, um das problem zu lösen. mit dem möglichen einzug obamas ins oval office wäre es denkbar, dass die us-aussenpolitik 'europäischer' würde.

appeasement-politik, wie ich sie so oft den europäern im umgang mit dem mullah-regime vorwerfe, muss nicht in jedem fall schlecht sein (im umgang mit dem iran jedenfalls wäre es dennoch sinnvoller, eine härtere gangart einzulegen, denke ich), wie folgender artikel illustriert, der im jahre 2002 in der 'neuen zürcher zeitung' erschienen ist (der artikel ist hochintelligent, er analysiert aus spieltheoretischer sicht die entscheide, ob krieg oder frieden im umgang mit feinden das adäquate mittel sei und es zeigt sich, dass appeasement unter gewissen bedingungen durchaus auch angebracht sein kann. der "hochintelligente" artikel findet sich im pdf-file ganz zuunterst sodann auf deutsch eingescannt).

kurzum: sollten sich europa und die usa wieder besser verstehen, wäre dies natürlich zu begrüssen, tragisch wäre es jedoch, wenn diese annäherung auf 'kosten' von menschen ginge, die bestrebt sind, bspw. im nahen und mittleren osten (irak, afghanistan) eine demokratische ordnung aufzubauen und für ihre menschenrechte zu kämpfen, indem etwa obama, sollte er präsident werden, auf drängen von europa allzu früh die truppen aus dem irak abziehen würde, oder die, wie im falle georgiens (und teilweise auch der ukraine), nach dem westen ausschau halten, obwohl dies russland nicht passt.

Montag, 3. November 2008

Die sich in moralischer Überlegenheit zu den USA wähnende EU - angeführt von Old Europe - stellt bereits Forderungen an den nächsten US-Präsidenten

Old Europe erhebt Forderungen gegenüber dem neuen, morgen zu bestimmenden US-Präsidenten. Das überrascht nun keinesfalls. Einen solchen Katalog an Forderungen der Friedensmächte aus Old Europe an die USA konnte man wohl angesichts fortschreitender europäischer und natürlich immer streng 'multilateraler' Bemühungen, drängende Konflikte auf dem Verhandlungsweg zu lösen (Iran, Georgien / Südossetien / Abchasien, Demokratische Republik Kongo, sogar mit 'moderaten' Taliban soll in Afghanistan verhandelt werden) erwarten. Es bleibt zu hoffen, dass der nächste Präsident der USA - ob Obama oder Mc Cain - trotz eines möglichst erstrebenswerten guten Verhältnisses mit Old Europe versucht, sich in den entscheidenden Fragen, wie zum Beispiel im Streit um das iranische Nuklearprogramm, nicht allzu sehr auf seinen Partner vom alten Kontinenten zu verlassen. Eine gesunde Portion Unilateralismus, der nötigenfalls auch Beschlüsse der ohnehin an Glaubwürdigkeit eingebüssten Vereinten Nationen ignoriert, wird sich die USA hoffentlich bewahren, um auf der Welt den (sicherlich auch zu kritisierenden) bürgerlichen Demokratisierungsprozess und die Verbreitung von Freiheit und Menschenrechte zu fördern. Würde sich darüber hinaus die USA an die Forderungen der EU halten, dann wäre Israel wohl dem antisemitischen Vernichtungswillen der Mullahs noch stärker als ohnehin ausgeliefert.

Sonntag, 2. November 2008

Als kurzes Intermezzo: Eric Hassli, Fussballgott!

Dass im 'Blick' nicht nur merkbefreite Berichte (vgl. auch den bereits heute Nachmittag verlinkten Artikel) abgedruckt werden, dafür garantiert der Sport-Teil - wenngleich Sportjournalismus natürlich auch viel besser gemacht werden kann als im 'Blick'. So wie es zum Beispiel die auch in dieser Hinsicht qualitativ hochstehende 'Neue Zürcher Zeitung' zu machen pflegt. Nun jedoch ist ausgerechnet Thomas Renggli, einer der Sportjournalisten, die ich bei der 'NZZ' immer sehr gerne gelesen habe, zum Ringier-Verlag gewechselt und schreibt nun für den 'Blick' (hier ist sein letzter, scharfsinniger Artikel in der NZZ zu finden). In seinem heutigen Artikel im 'Sonntagsblick' widmet er sich Eric Hassli - einer der 3 Torgaranten des momentan wieder sehr stark und vor allem auch sehr attraktiv aufspielenden FC Zürich.

Heute im Spiel gegen YB schoss er wieder 2 Tore. Der zweite Treffer kommt sogar als mögliches 'Tor des Jahres' in Frage. Aber schaut doch selbst (beim SF-Mediaplayer scheint es wohl nicht möglich zu sein, direkt in den Videobeitrag zu verlinken, daher bitte selber auf den Abspielpfeil klicken).

Was bleibt einem da noch zu sagen? Eric Hassli, Fussballgott!

Warum ich um des Distinktionsgewinnes willen nichts einzuwenden hätte, würde McCain und nicht Obama als nächster US-Präsident gewählt

Dieser Tage wird viel über Barack Obama gesprochen, sei es am linksliberalen Stammtisch qua Zeitungs-Mainstream (stellvertretend dafür ist das Boulevard-Blatt 'Sonntagsblick', das als Sonderfall betrachtet werden muss, da es nicht etwa ein Revolverblatt ist, wie man meinen sollte, sondern ein populistisches linksliberales Organ), sei es in der TV-Landschaft (bestes Beispiel das gebührenfinanzierte Schweizer Fernsehen) oder sei es aber auch auf der Strasse, wo sich die Schweizer - im Einklang mit der Weltbevölkerung - in überwältigendem Mehr für den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Barack Obama, aussprechen (vgl. hierzu folgende "repräsentative Umfrage", die in der heutigen Ausgabe des Sonntagsblicks erschienen ist. Darin heisst es unter anderem: "Wie überall in Europa wird das Mega-Spektakel der US-Wahlen auch in der Schweiz als eher peinlich, oft gar als Demokratie-unwürdig empfunden. Doch vom Kandidaten Obama und seinen Versprechungen können die Menschen der Alten Welt nicht genug kriegen. Nach acht Jahren Bush-Regentschaft hängen sie an den Lippen des Demokraten, als sei er der lang erwartete Messias." Der latente Antiamerikanismus wird bei einem solch dämmlichen Abschnitt wieder einmal manifest. Weiter heisst es: "Nur die Georgier wünschen sich John McCain (72). Kein Wunder: Der Republikaner versprach während der Kaukasuskrise im Sommer, sie notfalls auch militärisch gegen Russland zu verteidigen." Was fällt den Georgiern denn ein, John McCain zu unterstützen? Die sollen gefälligst auch Barack Obama als "Messias" anhimmeln. Immer nur mit Gewalt Konflikte lösen, geht doch nicht. Obama würde die Russen sicherlich auf elegante Weise überzeugen können, sich doch bitte nicht mehr in georgische Angelegenheiten einzumischen).

Warum ist das so? Warum wollen "neun von zehn Schweizern" Barack Obama als nächsten Präsidenten? Das ist erklärungsbedürftig.

Es hängt vermutlich damit zusammen, dass das überwältigende, an die dazumals üblichen Zustimmungsraten von Saddam Hussein oder Fidel Castro erinnernde Mehr, das eher einer "Demokratie unwürdig" ist, eine Conditio sine qua non, also eine Bedingung, ohne die nicht, der Schweizer (und der Weltbevölkerung) im Verhältnis mit dem derzeitigen Präsidenten der USA, George Bush, ist. Seine Popularitätsraten sind, wenn sie überhaupt bestehen, sehr tief. Er wird für sehr viel Unheil auf der Welt verantwortlich gemacht, sei es für den Klimawandel, den er nicht energisch genug bekämpfe, sei es für den Terror, den der 'War on Terror' zusätzlich provoziert habe, sei es für die Wirtschaftskrise, die er als Gesicht des 'Neoliberalismus' wesentlich mitverursacht habe, sei es für die zunehmende soziale Polarisierung in den USA selbst, die er mit seiner 'unsozialen' Fiksalpolitik verursacht habe, sei es für den zunehmenden Antiamerikanismus, den seine Aussenpolitik verursache etc. pp. Zusammengefasst: George Bush sei ein unfähiger Präsident, der dem Ansehen der USA weltweit massiv geschadet habe und der mit seiner imperialen, auf die Erdölressourcen fokussierten Aussenpolitik und seinen kriegerischen Handlungen, polemisch zugespitzt, schlimmer sein müsse als Adolf Hitler.

Nun ist nicht zu leugnen, dass George Bush sicherlich einige Fehler gemacht hat, dass seine Agenda die Reproduktion der kapitalistischen Verhältnisse strukturell mehr gefestigt hat als gelockert. Dass er auch im von mir unterstützten und als notwendig erachteten 'War on Terror' taktische, aber auch strategische Fehler beging. Kurzum: George Bush (und mit ihm die ganze Administration) war nicht davor gefeit, Fehler zu begehen.

Unter der Bedingung, dass man hofft, der nächste Präsident der USA möge einige Fehler von Bush nicht wiederholen, ist ein Bedürfnis nach Wandel wohl nicht zu verübeln. Dies allein jedoch dürfte vermutlich nicht erklären, wieso 90% der Schweizer Barack Obama als Präsidenten wollen, vor allem auch vor dem Hintergrund nicht, dass auch Barack Obama wiederum Fehler machen wird, sollte er Präsident werden. Es muss also tiefer liegende Ursachen haben, mithin strukturelle Gründe, warum 90% - von denen, wie ich zu behaupten wage, vermutlich viele überhaupt keine Ahnung von US-Politik haben - einen unerfahrenen Politiker wie Barack Obama einem ausgewiesen erfahrenen Politiker wie John McCain vorziehen wollen.

Der Verdacht liegt nahe, dass es den 90% nicht wirklich um die US-Politik an sich geht, denn es ist plausibel, dass sich viele dieser 90% schnell wieder von ihrer Unterstützung für Barack Obama lossagen würden, sollte dieser, entgegen seiner Friedens- und Multilateralismusrhetorik im Wahlkampf, möglicherweise auch die Rolle als Commander-in-Chief wahrnehmen müssen und einen militärischen Angriff befehlen. Die Begeisterung für Barack Obama wäre also vermutlich keineswegs nachhaltig, bei erstbester Gelegenheit würde man Obama möglicherweise wieder als einen 'Ami' diskreditieren, der auch nicht besser sei als alle andere 'Ami'-Politiker. Dass solche Anhänger gefährlich sind, ist unbestreitbar. Denn genau sie neigen auch dazu, keinen langfristigen Kurs zu fahren, sondern immerzu zwischen den einem vorteilhaft scheinenden Positionen zu lavieren und bei Gelegenheit beispielsweise auch Geschäfte mit dem Mullah-Regime im Iran zu dulden.

Viele dieser 90% sind also vermutlich lediglich in ihrer Obamamania vereint, weil sie erstens befürchten, John Mc Cain würde die von ihnen verhasste Politik George Bushs weiterführen, weil sie zweitens momentan aus opportunen, der eigenen Friedenslogik entsprechenden Gründen und der eigenen Reputation zuliebe Barack Obama unterstützen und weil sie drittens, sozusagen als Synthese des bisher Vorgebrachten, notorische antiamerikanische Ressentiments haben.

Hierzu ein Zitat von Max Horkheimer aus dem Jahre 1967:

"Amerika hat, aus welchen Motiven auch immer, Europa von völliger Versklavung gerettet. Die Antwort ist heute überall, nicht bloß in Deutschland, eine weit verbreitete und tief gehende Amerika-Feindlichkeit. Über deren Ursache hat man sich schon viel den Kopf zerbrochen. Ressentiment, Neid, aber auch Fehler, die von der amerikanischen Regierung und ihren Bürgern gemacht werden, spielen eine Rolle. Überraschend ist der Umstand, dass überall dort, wo der Anti-Amerikanismus sich findet, auch der Antisemitismus sich breit macht. Die durch den Niedergang der Kultur bedingte allgemeine Malaise sucht nach einem Schuldigen, und aus den oben angedeuteten und anderen Gründen findet sie die Amerikaner und in Amerika selbst wieder die Juden, die angeblich Amerika beherrschen. Die Demagogen von rechts aber, bis zu einem gewissen Grad auch die von links, haben längst erkannt, dass sich hier ein fruchtbares Feld findet, und nützen die Lage in zunehmendem Maße aus."

Das Zitat verdeutlicht also, dass der Antiamerikanismus nicht erst seit der Präsidentschaft Bushs virulent ist, dass er im Gegenteil ein schon viel älteres Ressentiment ist, das zudem strukturelle Ähnlichkeiten zum Antisemitismus aufweist. Wenn also zur Zeit die USA einen international schlechten Ruf hat, so ist dies nicht allein darauf zurückzuführen, was die USA macht - oder auch unterlässt -, es ist dies vor allem Ausdruck davon, dass die 90% in der Schweiz (und mit ihnen auch ein grosser Teil der Weltbevölkerung) die Position der USA in der Welt als einzig verbliebene Supermacht nicht aufgrund von durchaus zu kritisierenden systemischen Unzulänglichkeiten bemängeln, sondern einzig und allein aufgrund einer "ablehnenden Haltung gegenüber der Politik und Kultur der USA" (also Antiamerikanismus als "den Vereinigten Staaten von Amerika, ihrer Bevölkerung, ihren Prinzipien oder ihrer Politik entgegengestellt oder feindlich gesinnt."). (Quelle: Wikipedia)

Aus diesen (und anderen, in diesem Beitrag nicht aufgeführten) Gründen würde ich, könnte ich wählen, meine Stimme John McCain geben. Ich würde mich damit - anders als die vielen Gegner der Moderne, ausgedrückt durch den Liberalismus amerikanischer Prägung -, nicht opportunistisch in die Mitte der Gesellschaft hineinbewegen, die zu grossen Teilen aus eigennützlichen Motiven heraus Barack Obama unterstützt und die bei erstbester Gelegenheit Barack Obama und die USA - und mit ihnen ihr Verbündeter Israel - zu grossen Teilen verlassen würden.

Samstag, 1. November 2008

Obama als Chance? McCain als Konstante?

Am 4. November wird also in den USA ein neuer Präsident gewählt. Den Umfragen gemäss müsste der nächste Präsident Obama heissen. Die Meinungsforschung kann sich jedoch auch irren, so dass möglicherweise ein knapperer Ausgang der Wahlen resultiert als angenommen.

Obama als Chance?

Würde Obama gewählt, dann wäre dies bemerkenswert aus zwei Gründen:

- Noch selten einmal wurde ein Politiker in den USA mit einem geringeren Leistungsausweis und weniger Erfahrung in das höchste Staatsamt gewählt. So hat er bspw. kaum Spuren hinterlassen im Senat.

- Obama hätte es also dann geschafft, seine konstant am linken Parteiflügel der Demokraten angesiedelte Politik konsensfähig zu machen. Welche realpolitischen Auswirkungen dies hernach hätte, bliebe abzuwarten.

In Bezug auf die Aussenpolitik bin ich den Visionen Obamas kritisch gesinnt. Das Bekenntnis zum Multilateralismus, so löblich es auch sein mag, überzeugt kaum, da Europa, der traditionelle Partner der USA, sich nach wie vor den USA gegenüber als moralisch überlegen betrachtet. Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt. Der Irak-Krieg zur Befreiung der faschistischen Diktatur Saddam Husseins hat Spuren im transatlantischen Verhältnis hinterlassen. Dafür, dass man zuweilen für die Werte der (europäischen) Aufklärung, also z.B. für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auch Gewalt anwenden muss, wird Europa, zumindest 'Old Europe', kaum Hand bieten. Oder wie es die linke Wochenzeitung 'Jungle World' in ihrer aktuellen Ausgabe schreibt:

"Bush propagierte zur Rechtfertigung des Irak-Kriegs noch einmal jenen bürgerlichen Idealismus, der die Bourgeoisie einst zu einer revolutionären Kraft gemacht hatte. Die Antwort aus dem linken Mainstream auf seine Demokratisierungsrhetorik war nicht etwa eine Kritik der bür­ger­lichen Demokratie, sondern eine Mischung aus Ignoranz und Kulturalismus." (Quelle: Jungle World)

Dass der "bürgerliche Idealismus" nicht der Weisheit letzter Schluss ist, setze ich bei den vorhin als "Werte der (europäischen) Aufklärung" apostrophierten Konzepte, für die man zuweilen Gewalt anwenden müsse, als bekannt voraus. Doch der "bürgerliche Idealismus" ist zumindest fortschrittlicher und emanzipatorischer als der Umma-Sozialismus der islamischen Fundamentalisten oder der 'Sozialismus des 21. Jahrhunderts' der südamerkanischen Caudillos und ist daher im antagonistischen Widerstreit der politischen Ideen unbedingt zu unterstützen.

McCain als Konstante?

Der republikanische Gegenkandidat, McCain, wäre hingegen vermutlich eine berechenbarere Wahl. In vielen Jahren Senatsarbeit hat McCain seine weitausgreifenden Spuren in der amerikanischen Politik hinterlassen. Auch hat er vielfach bewiesen, dass er zur parteiübergreifenden Zusammenarbeit fähig ist und dass er innerhalb der vielfach wertekonservativen republikanischen Partei für liberale Ideen empfänglich ist. Er scheute also auch die Konfrontation in der eigenen Partei nicht.

Sein Pech ist, dass Bush von Experten, Medien und den Bürgern zur Zeit als der schlechteste Präsident der USA aller Zeiten eingestuft wird. McCain versucht sich daher von Bush abzugrenzen, was ihm offenbar nur schlecht gelingt. Dabei wird jedoch gefliessentlich übersehen, dass es zumindest nicht auszuschliessen ist, dass die 'Geschichte' Bush rückblickend in einigen Punkten Recht geben könnte, so z.B. mit seinem Ideal des demokratischen Nahen Osten.

Das Bedürfnis nach Wandel, so inhaltsleer die Parole auch sein mag, wird vermutlich obsiegen. Dabei wären gerade die aussenpolitischen Strategien Bushs und vor allem der Neocons, die McCain vermutlich besser weiterführen würde als Obama, ein durchaus zu bewahrendes Erbe.