Freitag, 21. November 2008

"Nachrichten aus der Zukunft" - oder ein Einblick in die bunte Vorstellungswelt der bauchlinken Denkfeinde und kulturlinken Feuilletonistinnen

Das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung, das sich rühmt, unter anderem in der kritischen Berichterstattung über Opern, Theatervorstellungen an bürgerlichen Bühnen und über andere Disziplinen der bürgerlichen Hochkultur eine Kernkompetenz zu verfügen, leistet sich ja wie so manches Traditionsblatt, das dem Liberalismus zugeneigt ist, den Luxus, zuweilen auch systemkritische Zeilen zu veröffentlichen (wie z.B. auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung von 2001 bis 2007 mit Dietmar Dath, dem ehemaligen Chefredaktuer der Spex und, so glaube ich mich zumindest zu erinnern, bekennender Sozialist) und damit einen Kontrapunkt zum im Blatt üblichen Bekenntnis zu freien Märkten und Liberalismus (zum Beispiel in 'Börse und Märkte' und 'Wirtschaft', den ausführlichen Teilen der Neuen Zürcher Zeitung zu den Kapital- und Finanzmärkten sowie zur Interaktion der Wirtschaftsakteure auf makro- und mikroökonomischer Ebene) zu setzen.

In der Neuen Zürcher Zeitung ist diese Aufgabe wie beschrieben dem Feuilleton vorbehalten - und innerhalb des Feuilletons der Redakteurin Andrea Köhler, die in New York City lebt und deren Themenschwerpunkt die amerikanische Kultur ist (Bücher, Filme, Präsidentschaftswahlen etc.). In ihren Artikeln schimmert meistens das Bild des vermeintlich anderen, besseren Amerikas hervor, das sich an europäischen Kultur-Werten orientiere und das es zu fördern gelte - was gleichzeitig bedeudet, dass es das momentane Amerika, das schlechtere, das von weissen republikanischen hinterwäldlerischen und kulturlosen Männern, das George Bush-Amerika - wenn auch nur kulturschaffend - zu bekämpfen gelte. Es erstaunt also kaum, dass Andrea Köhler richtig glücklich ist über den Wahlsieg Obamas; dies übrigens teilweise im Widerspruch zur Linie der Neuen Zürcher Zeitung im 'International'-Teil.

Andra Köhler steht also für die kulturlinke Strömung des Feuilletons der Neuen Zürcher Zeitung (das ansonsten mit Autoren wie Uwe Justus Wenzel durchaus lesenswert ist und auch eher liberal ausgerichtet ist) und passte also aufgrund dieses Profils wohl eher zum Zürcher Tages-Anzeiger.

Sie hat kürzlich einen Artikel zur Fake-Ausgabe der New York Times geschrieben. Was dabei herausgekommen ist, insbesondere wie sie die halbgare politische Vorstellungswelt der "Aktivisten" dieser an sich guten Idee beschreibt ("Die Kriege im Irak und in Afghanistan sind beendet worden. Das Gefangenenlager Guantánamo wurde geschlossen. Condoleezza Rice entschuldigt sich für die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak. Und George W. Bush steht wegen Hochverrat vor Gericht und klagt sich infolge einer zweiten Konversion zum «born again, again» gleich selber an.", "Doch hinter der Redaktion dieser vierzehn Seiten dünnen Ausgabe steht nicht der Stab der renommierten Tageszeitung, sondern die Aktivisten-Gruppe «The Yes-Men». Sie hat in sechsmonatiger Kleinstarbeit eine täuschend echt gemachte Fake-Ausgabe der Zeitung zusammengestellt, die all jene Nachrichten bündelt, die sich die Gruppe für die Zukunft wünscht. Eine Ölsteuer soll Umweltstudien und den Ausbau von Fahrradwegen in New York finanzieren. Eine gesetzliche Krankenversicherung wird eingeführt, Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme und den Klimawandel sind auf dem Weg, Obergrenzen für Managergehälter eingeführt. Der frisch gekürte Wirtschaftsnobelpreisträger und regelmässige Op-Ed-Kommentator Paul Krugman ist zum Treasury Secretary ernannt worden. Und sein Kollege, der Op-Ed-Kommentator Thomas L. Friedman, legt in der Einsicht, im Hinblick auf den Irak-Krieg «so fundamental danebengelegen zu haben, dass ich es nicht verdiene, eine Plattform geboten zu bekommen», ein für alle Mal den Griffel nieder. In einem Editorial klagt die «New York Times» sich gleich selber an, in der Berichterstattung über die erfundenen Massenvernichtungswaffen im Irak eine unrühmliche Rolle gespielt zu haben."), ist kulturlinkes Stückwerk par excellence. Der Artikel bringt zum Ausdruck, was dabei resultiert, wenn sich bauchlinke Denkfeinde (die "Aktivisten") und kulturlinke Feuilletonistinnen treffen.

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