Montag, 27. Oktober 2008

Moshe Zuckermann oder wie man sich die eigene schmierige 'Israelkritik' absegnen lässt

Über das Top-Blog 'Achse des Guten' bin ich auf ein Interview zwischen 'Neues Deutschland', einer schmierigen 'sozialistischen' Tageszeitung, welche der Partei 'Die Linke' sehr nahe steht, mit Moshe Zuckermann aufmerksam geworden. Moshe Zuckermann, der linke Soziologe und Professor aus Tel Aviv, wird, ähnlich wie Evelyne Hecht-Galinski, insbesondere gerne zur Absegnung des eigenen als 'Israelkritik' getarnten Antizionismus und/oder Antisemitimus interviewt und in Publikationen zitiert. Man hat dann für die eigenen Ressentiments gegenüber Israel einen prima (israelischen) Kronzeugen und die eigene 'Kritik' an Israel kann also - wenn sie selbst von einem israelischen Staatsbürger geteilt wird - kaum als antizionistisch und/oder antisemitisch gelten. Ein schöner manipulativer Trick, der jedoch bei genauerem Hinsehen nicht funktioniert.

So zitiere ich nun einige Antworten von Zuckermann aus dem Interview und versehe sie mit polemischen Zuspitzungen:

"Spätestens nach Auschwitz wurde der Staat Israel zu einer historischen Notwendigkeit. Heute, mehr denn je, würde ich bezweifeln, dass mit der Gründung des Judenstaates Juden sicherer leben können. Aber nach 1945 war die Gründung eines jüdischen Staates an der Zeit."

Der erste Satz ist der einzige Satz des ganzen Interviews, der stimmt. Ab dem zweiten Satz verliert er jedoch bereits eine historische Kontextualisierung aus dem Auge. Als ob nicht bereits seit der Gründung des "Judenstaates", also seit damals, wo er gemäss Zuckermann eine "historische Notwendigkeit" gewesen sei, die Sicherheit von Juden in Israel sehr bedroht gewesen war. Noch in der Gründungsnacht wurde Israel von Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien der Krieg erklärt. Dies weist darauf hin, dass es den israelischen Nachbarn und den Palästinensern eventuell nicht um eine friedliche Koexistenz geht, sondern um ein arabisches Land, das vom Mittelmeer bis zum Jordan reicht.

"Doch die Frage stellt sich mittlerweile anders: Wo geriet die Kritik am Antizionismus qua Antisemitismus-Vorwurf zu einem eigenständigen Fetisch? Anti-Antisemitismus ist dadurch zu einem eigenständigen Ideologem geworden."

Soso..

"Wenn man bedenkt, dass Henryk M. Broder den Ludwig-Börne-Preis bekommt, dann schäme ich mich als Jude. Wenn er und andere Juden seines Schlags die Repräsentanten des deutschen Judentums sind, dann möchte ich mit diesem Judentum nichts zu tun haben. »Israel, mein Israel«, schreit Ralf Giordano und gebärdet sich wie ein waschechter »Zionist-aus-der-Ferne« mit rassistisch-islamophobem Einschlag. Soll dieser Zyniker Broder"

Soso..

"Ich stelle heraus, worum es ihr geht. Es geht denen nicht um Israel, sondern um zutiefst deutsche Befindlichkeiten. Diese Leute, Israel-solidarische »Antideutsche«, werden mir nie verzeihen, dass ich der Sohn von Auschwitz-Überlebenden bin. Sie werden mir auch nicht verzeihen, dass ich Offizier im israelischen Militär war. Sie kommen nicht damit zurecht, dass sie Nachkommen eines Tätervolkes sind; ein Umstand, dem sie mit ihrem »antideutschen« Getue meinen, Rechnung tragen zu können."

Ah, da sind sie wieder, die Antideutschen. Mit denen versteht sich Moshe Zuckermann offensichtlich nicht so gut. Vielleicht sollte Moshe Zuckermann halt auch einfach mal 'antideutsche Textproduktion' lesen, um wirklich verstehen zu können, dass es den Antideutschen nicht um Moshe Zuckermanns Idendität als Sohn von Auschwitz-Überlebenden oder um seine Tätigkeit als Offizier geht. Grigat hat es im verlinkten Text schon zutreffend beschrieben: "All diesen Vorwürfen ist eines gemeinsam: Sie gehen an keiner Stelle auf die Textproduktion der antideutschen Ideologiekritik ein. Entweder kommen sie wie bei Zuckermann völlig ohne Literaturhinweise aus, oder sie beziehen sich auf einzelne Sätze in Flugblättern und Veranstaltungsankündigungen, ignorieren aber die programmatischen Texte, die sich in mehreren Buchpublikationen und rund 15 Jahrgängen von Zeitschriften finden. Die Autoren würden sich auch schwer tun, Belege für ihre wortgewaltigen und mitunter wüsten Anschuldigungen zu finden." Die Antideutschen und mit ihnen auch ich wundern sich jedoch eher über die abenteuerlichen Aussagen wie die folgenden eines Moshe Zuckermann..

"Die einzige realpolitische Möglichkeit ist eine Nuklearisierung, die dann nach und nach zu einer Entmilitarisierung führen muss. Sicherlich gibt es ein Sicherheitsproblem für Israel, das nicht nur von Iran, sondern auch nach wie vor von der Hisbollah ausgeht. Aber wachsam sind die Militärs hier ohnehin. Zudem sei festgestellt: Es ist nun mal die fortgesetzte Okkupation, Landnahme und Besiedlung, die den Terror provoziert."

Genau solche Aussagen verdeutlichen, dass die traditionelle Linke keine Kombattantin im selben kommunistischen Projekt, das früher oder später die staaten- und klassenlose Gesellschaft der freien Individuen herbeiführen sollte, das jedoch zuerst - mehr als alles andere - die Sicherheit Israels und der Juden weltweit garantieren muss, sein kann. Der Vorwurf, die Israelis seien für den Terror, den sie als souveräner Staat mit legitimen Sicherheitsbedürfnissen erleiden müssen, selber verantwortlich, dass sie ihn sogar "provozieren" würden, erinnert stark an das antijudaistische Klischee vom Juden, der an allem schuld sei ('Der Jud’ ist schuld'). Natürlich ist es einer Zwei-Staaten-Lösung nicht gerade förderlich, wenn trotz angedachten Übereinkünften israelische Siedler zuweilen Land besiedeln, auf dass sie de facto kein Anrecht hätten. Als Befürworter einer Zwei-Staaten-Lösung wäre diesbezüglich eine pragmatischere Siedlungspolitik sicherlich nicht unangebracht. Aber es ist doch sehr zu bezweifeln, dass die "Okkupation, Landnahme und Besiedlung" für den Terror der Mörderbanden verantwortlich seien. Darüber hinaus würde eine Räumung der Siedlungen auf palästinensischem Gebiet wahrscheinlich höchstens die europäischen Friedensfreunde besänftigen. Jedenfalls hat die Räumung des Gaza-Streifens im Jahre 2005 gezeigt, dass der Terror dann nicht aufgehört hatte, im Gegenteil: die Angriffe auf israelisches Gebiet haben seither sogar eher zugenommen. Und seither ist mit der Hamas auch eine radikal-islamistische Organisation nach einem blutigen Putsch an die Macht gekommen, deren programmatische Absicht es ist, Israel von der Landkarte verschwinden zu lassen. Kooperationswillen in Bezug auf die Zwei-Staaten-Lösung palästinensischerseits - selbst wenn die Hamas nicht die erste Verhandlungspartei darstellt - sieht jedenfalls anders aus. Wenn also der Abzug aus dem Gaza-Streifen etwas befördert hat, dann vor allem die Erkenntnis, dass "Okkupation, Landnahme und Besiedlung" nicht den Terror "provozieren", sondern dass der Hass auf Israel, der antisemitische Vernichtungswillen der Mörderbanden, sich aus seiner eigenen Ideologie heraus artikuliert und auch in die Tat umgesetzt wird.

Aber das ficht einen wie Moshe Zuckermann vermutlich kaum an.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

du bist ein dummkopf!