Samstag, 31. Januar 2009

Von der arabischen Doppelmoral im Verhältnis zu Israel

In Zeiten, in denen der türkische Ministerpräsident Erdogan, ein als 'moderat' geltender Islamist, auf der Bühne des Kapitals in Davos Shimon Peres indirekt als Mörder bezeichnete und Israels Verhalten im Gazakrieg mit Schlagworten wie "totgeschossene Kinder am Strand" und "barbarische Kriegsführung" umschrieb, während Erdogan selbst am 28. Dezember 2008, also einen Tag nach Beginn des Gazakrieges, Stellungen der PKK bombardieren liess , wird die Doppelmoral der notorischen arabischen Diktaturen oder Halb-Diktaturen in ihrem Verhältnis zu Israel manifest. Die Achse des Guten stellte heute zu Recht fest: "Statt den türkischen MP Erdogan nicht ausreden zu lassen, wäre es besser gewesen, ihn zu fragen, wann die Türkei sich für den kleinen Völkermord an den Armeniern von 1915 entschuldigen und die Armenier um Verzeihung bitten wird. Damals sind etwa 1.5 Millionen Armenier umgebracht worden, also etwa so viele Menschen wie heute in Gaza leben." (Link). Dass vor allem Intellektuelle, die in der Türkei dieses Thema zur Sprache bringen, sehr gefährlich leben, ist ebenfalls nichts Neues.

Auf CNN kamen während des Gazakrieges auch die Diktatorengattinnen von Mubarak und Assad zu Worte. Insbesondere die syrische Diktatorengattin scheint dabei auch ein kurzes Gedächtnis gehabt zu haben. So scheint sie wohl vergessen zu haben, dass ihr Schwiegervater den Befehl zu innersyrischen Kämpfen gab, bei denen schätzungsweise zwischen 20'000 und 30'000 Menschen den Tod fanden (Link).

Freitag, 30. Januar 2009

Redaktion Bahamas: I love it

Ich liebe es, wie sich die Redaktion Bahamas durch die Schnittmenge von Genialität und Wahnsinn, äh, diskursiv manövriert und dabei in ihrer radikalen Gesellschaftskritik immer wieder auf den Kern weltentrückten Weltdenkens stösst.

Deshalb wird hier die ungekürzte Einladung der Redaktion Bahamas zu einer "ideologiekritischen Konferenz" wiedergegeben. Die Stellen, die Höllensturz aufgrund ihrer Wahrheit besonders hervorheben will, sind fett markiert.

"Die Sehnsucht nach dem Ausnahmezustand

Einladung zu einer ideologiekritischen Konferenz am Samstag, den 28. Februar 2009 in Berlin

Nehmen wir an, dass eintritt, was zunehmend wahrscheinlich wird, und die sich anbahnende Krise größer wird als ihre Vorgängerinnen in den letzten fünfzig Jahren. Dann bedeutet das: Verarmung, Verelendung, Tod vor der Zeit. Aber auch Persönlichkeitsstörungen, Selbstmorde und scheinbar völlig unmotivierte individuelle Gewaltausbrüche. Dort, wo es noch Arbeit gibt, steigen Kontrolle und Misstrauen, eine als Überlebenskampf ausagierte Konkurrenz macht Lohnarbeit endgültig zur Schinderei und Nachbarschaft zum Alptraum. Wer könnte wollen, dass das Schlimme noch schlimmer wird, wer könnte wollen, dass sein ganzes Sinnen und Trachten dem Überlebenskampf gilt und er annehmen muss, dass alle anderen ihm nur noch feindlich gegenübertreten. Wer möchte in einer Gesellschaft leben, die Anfälle von Massenpanik überkommt?

Hass aufs Weltproletariat

Sich an der Welt einmal rächen zu dürfen und eine Woge aus Enttäuschung, Zurücksetzung und Hass über die Mitmenschen hereinbrechen zu lassen, solche Allmachtsphantasien des gescheiterten bürgerlichen Subjekts sind häufig, aber nicht zwangsläufig von Vereinsamung, Drogenmissbrauch und Ticks begleitet und nur ausnahmsweise ein Fall für die Psychiatrie. Zumeist wird dieses asoziale Bedürfnis vom Meinungsbetrieb ausreichend befriedigt, die Berichterstattung über Katastrophen bietet genug Gelegenheit, sich auf Seiten der Vorsehung gegen eine verdorbene, mit der Natur zerfallenen Menschheit aufzustellen. Mal ist die Naturkatastrophe Menetekel für mehr Demut gegenüber der Schöpfung, dann ist ein Krieg Reinigungsbad für eine endlich sittlich geläuterte Gemeinschaft und so weiter.

Diese Misanthropie des spätbürgerlichen Individuums wird besonders von einer Spezies, mit der es die Zeitläufe nicht gut gemeint haben, richtiggehend kultiviert; einer Spezies, deren Angehörige nach einer Kette von verpassten oder verpennten Chancen sich darauf verließen und verlassen mit aus der Boheme entlehntem Dünkel oder Auserwähltseinsglauben, dass auf sie zurückgegriffen werde, ihre besonderen Qualitäten noch der Entdeckung harrten. Diese Spezies bringt es fertig, nicht nur die Zukunft der Krise lustvoll in schwärzesten Farben zu malen und mit einem „Ätsch, das haben wir doch immer schon gesagt!“ über die persönlichen Schrecken von Millionen hinwegzusehen, sie erklärt sich allen Ernstes für berufen, den Weg aus Nacht zum Licht zu weisen. Die Zeitschrift, deren Anzeigenkunden gerade einem Wink ihres Herausgebers folgend, einen Verlag deshalb von der linken Buchmesse ausschlossen, weil er neben der eigenen, von linken Bücherfreunden wenig geliebten Produktion die Bahamas auf dem Büchertisch vorhält, ließ auf dem Titelbild ihrer November-Ausgabe einen infantilisierten Karl Marx dem Weltproletariat angesichts der ihm bevorstehenden Schrecken die Zunge herausstrecken: Das habt ihr jetzt davon, dass ihr Autos und Eigenheime angezahlt habt, oder es doch endlich tun wollt, wenn es ein paar Rupien mehr gäbe.

Tribunen und Pöbel

In Schlachten zu bestehen – auf dem sicheren Feldherrnhügel versteht sich – und den Elementen zu trotzen, solche pubertären Allmachtsphantasien beschränken sich keineswegs auf Leute, die sich politisch als links verstehen. Über den deutschen Kaiser Wilhelm I wird berichtet, dass er schon bald nach seiner triumphalen Inthronisierung in Versailles als über den Erzfeind siegreichen Reichseiner in eine Depression verfallen sei, weil ihm während des normalen politischen Geschäftsgangs die Hände gebunden waren und einfach keine Entscheidungen von historischen Ausmaßen mehr anstanden. Von Helmut Kohl weiß man, dass die Tuchfühlung mit dem Mantel der Geschichte in den Jahren 1989 und 1990 ihn mehr beschwingt hat als jedes andere Ereignis in seiner politischen Karriere. Und seinen Vorgänger treiben während seiner nicht enden wollenden Karriere als Talkrunden besuchender Elder Statesman zwei Ereignisse um, in denen er wirklich die ganze Last der Verantwortung auf seinen Schultern verspürte: Die Hamburger Hochwasserkatastrophe 1962, als er Innensenator war, und die Tage von Stammheim/Mogadischu, die er als Bundeskanzler moderierte. Die Sehnsucht des bürgerlichen Politikers, eine Rolle, in die schon der alte Kaiser gepresst war, ist die nach dem Ausnahmezustand. Einmal von den Zwängen der Kabinettsdisziplin, den Budgetengpässen und einem parlamentarischen und fiskalischen Getriebe, das wie von selber funktioniert, befreit zu sein und als Retter von Volk und Nation in schicksalsschwerer Zeit dem Rad der Geschichte in die Speichen zu greifen – diesen Traum des Politikers träumen mit ihm seine Anhänger und seine Kritiker. Wird er wahr, bricht die Stunde der Tribunen an, die mit dem Schicksal im Bunde nur noch sich und dem Volk verantwortlich sind, das als plebiszitärer Pöbel organisiert für die Legitimation sorgt, und zum Befreiungsschlag ausholen möchte. Derzeit äußert sich solche Sehnsucht, wenn sie praktisch werden will, im Westen eher lächerlich, etwa als Helmut Kohl 1990 im Alleingang einen Eierwerfer dingfest machen wollte. Der nahe Osten führt längst vor Augen, wozu die Herren von der Gazprom als Resteverwalter eines Imperiums der genauso bürokratisch wie terroristisch betriebenen Willkür, das von Iwan dem Schrecklichen bis Wladimir Putin reicht, in der Lage sind. Das Schicksal Georgiens, dem keiner beistehen wollte, als es fast ausgelöscht und um ein Drittel seines Territoriums beraubt wurde, bestätigt die Faszination, die der Ausnahmezustand - hier im internationalen Maßstab – jederzeit ausüben kann.

Apokalypse statt Befreiung

Aus dem klugen Gleichnis vom gordischen Knoten, wurde in der Sprache der gefährlichsten Meute, den Journalisten, eine beispielgebende Befreiungstat. Dabei steht es doch für die Zerstörung einer von den Göttern gestifteten Verbindung, die es klug aufzulösen gegolten hätte, statt sie, wie durch Alexander den Großen geschehen, zu zerschlagen und damit einem Eroberungskrieg, der keinen Segen bringen konnte, letzte Weihen zu verleihen. Das ist das Schicksal Georgiens 2008, das dem der Tschechoslowakei 1938 und 1939 so unheimlich ähnelt. Dort, wo es keinen Knoten gibt, weil nicht die Götter ein lösbares Rätsel gestiftet, sondern Ressentiment und Brutalität sich gegen jede Lösung verbunden haben, dort wo der Ausnahmezustand verewigt werden soll und also nur das Schwert hilft, im Vorderen Orient also, will man eine Alexandertat ausdrücklich nicht. Der Gaza-Konflikt ist einfach, der Georgienkonflikt primitiv. Im einen Fall geht es um militärischen Selbstschutz, im anderen um die Arrondierung eines Imperiums. Doch im Fall Gaza handelt ein Land, dessen Bevölkerung, obwohl in vielen Ländern der Welt beheimatet, nur den einen jüdischen Staat mit seinen leicht verhandelbaren Grenzen für sich beansprucht, im Fall Georgien macht sich eine Despotie daran, ethnische Destabilisierung zu betreiben, Schutzbefohlene unter ihre Fittiche zu nehmen und, weil es keine Auslandsrussen gab, diese durch Einbürgerung massenweise zu produzieren. Israel wehrt sich gegen den durch die antisemitische Internationale über Land und Leute verhängten Ausnahmezustand, Russland macht mit stärkeren Bataillonen, als sie der Hamas zur Verfügung stehen, schon einmal vor, dass sein Griff nach georgischem Territorium, der im übrigen nur nachvollzieht, was die Sowjetunion in den Jahren 1922ff. gegen georgische Unabhängigkeitsbestrebungen schon brutal durchgesetzt hatte, höchster Ausdruck der Staatsraison in der Krise ist. Hamas und das Putinsche Russland stehen für den apokalyptischen Widergänger eines Menschheitstraums: der Vereinigung der Welt jenseits staatlicher Grenzen, nationaler Mythologien oder völkischer Gemeinschaften. Der sowjetische Traum von der Weltrepublik, der in Wirklichkeit kaum mehr als ein großrussischer war, entspricht dem islamischen: Angestrebt ist eine Weltherrschaft, die ihre Legitimation allein aus der Behauptung vom Imperium zu schützender Glaubensanhänger bezieht. Und in beiden Fällen ist der Weg das Ziel: Russland wird, solange es als orientalische Despotie auftritt, nie zum Ende kommen. Stets werden der Staatsraison neue Opfer gebracht werden und neue Landmassen in die Hegemonialsphäre einbezogen werden, ohne dass es zur Befriedung kommen wird. Die Islamisten wiederum wollen ihren Djihad auf jeden Flecken ausweiten, auf dem Anhänger des Islam leben. Beide werden in ihren Territorien endlose Bürgerkriege führen und anders als im Falle Israels wird der Westen, vertreten durch seine Meinungsmacher und Politiker, mit Verständnis für die „irregeleiteten“ Sucher nach einer gerechten Welt reagieren.

Die Freunde des Ausnahmezustandes, die an seiner kriegerischen Gestalt ihre Freude haben, weil sie in Putins Russland die Potentiale der Weltrevolution genauso entdecken wie im frommen Volkswiderstand der Anhänger des Islam, wollen es immer schon gewusst haben. Sie präsentieren sich als Revolutionsarmee im Wartestand, und spenden nicht nur der Hamas als Volksbefreiungsarmee ihren Beifall, sie erkennen auch in den zunehmend panischen Kriseninterventionen der kapitalistischen Staaten auf ökonomischem Gebiet den Beginn von etwas ganz Neuem. Den einen würde es vorerst genügen, wenn Post, Banken und Schwerindustrie staatlich würden, andere – und keineswegs nur der unselige Jürgen Elsässer – prophezeien längst die antikapitalistische Volksfront.

Praktische Politik versus Ideologiekritik

Es nützt die Einsicht nichts, dass der Kapitalismus die Krise aus sich heraus produzieren muss, wenn die Krise da ist. Denn wie sie auf systemimmanenten Weg zu beenden sei, weiß der Kommunist genauso wenig wie der normale Krisenpolitiker. Dass es Kommunisten gibt, die allen Ernstes im Herbst 2008 die Revolution als Krisenlösung empfehlen, stellt nachhaltig unter Beweis, dass hier lediglich am eigenen Leben verzweifelnde Menschenhasser den westlichen Gesellschaften ein Ende mit Schrecken herbeiwünschen, und sei es nur, um das Gros ihrer Bürger in eine materiell ähnlich prekäre Situation zu werfen, wie der, in der sie selber sich befinden – mit dem dann für Kommunisten schmeichelhaften persönlichen Vorteil, als Propheten und Wanderprediger unter den Elenden endlich etwas zu gelten.


Der böse Vorwurf gegen die kritische Theorie, sie hätte in der Weltwirtschaftskrise 1929ff. versagt, als sie statt praktische Politik gegen den Faschismus auf den Weg zu bringen, „nur“ Ideologiekritik im Angebot gehabt hätte, dieser ewige Vorwurf der Mittäterschaft, der von Alarmisten der Tat bis heute gegen Ideologiekritik, also der Form der Kritik auf der Höhe der nachbürgerlichen Zeit, erhoben wird, ist sicheres Indiz dafür, wie abgedichtet gegen jede Realität die Gemeinschaft derer, die sich heute Kommunisten nennen, in Wirklichkeit ist. Es will ihren Mitgliedern nicht einleuchten, dass Kritik, die zur Aufhebung kapitalistischer Vergesellschaftung führen soll, in den etwas ruhigeren Zeiten vor der Krise nur als Ideologiekritik erfolgreich zu leisten gewesen wäre, damit etwas Besseres als die panischen Massenstimmungen in der Krise und die Restauration des oder gar der Rückfall hinter den Kapitalismus gelingen könne. Stattdessen halten sie es mit der „Kritik“ der Massen am Kapitalismus und nicht der gebotenen Kritik an den antikapitalistischen Massen. Weil die Massen nämlich nicht den Kommunismus, sondern die Staatsökonomie wollen, weil sie sich im besten Falle nach geordneter Gemeinschaft in provinzieller Enge sehnen, in der die Helden Postbeamte sind, wie kürzlich in Frankreichs erfolgreichstem Film „Willkommen bei den Sch`tis“ vorgestellt, kann die Kritik nicht anders, als die scheinbar utopische, in Wirklichkeit noch nicht einmal nostalgische Friedlichkeit zu entzaubern und die darin liegende autoritäre Sehnsucht anzuprangern.

Der Verrat der Intelligenz

Wie der Traum der Massen, so die Utopie der in Konkret inserierenden Buchverlage und Zeitschriften. Mit dem Unterschied, dass in den Kreisen der Kommunisten scharf darüber gewacht wird, dass Dissidenz in den eigenen Reihen unterbleibt. Denn sosehr man einander Feind ist, so unhintergehbar bleibt die Solidarität beim Ausschluss dessen, der von der Psychopathologie des Revolutionarismus redet. Das ist übrigens nichts Neues und verweist in den fratzenhaften Volkstribunalen, wie dem in Nürnberg gegen den ça ira-Verlag, auf eine Tradition, die spätestens seit der Ausschaltung der linken Opposition in der Sowjetunion 1926 bis heute ungebrochen weiterwirkt. Der Verrat der Intelligenz war bezogen auf die Linke immer der Ausschluss, die Verleumdung, der Rufmord und manchmal auch der buchstäbliche Mord am Dissidenten. Diese Tradition des Stalinismus, dem der Nationalsozialismus gelegen kam, seine eigenen Verbrechen, deren schrecklichste bezeichnenderweise nach 1933 verübt wurden, zu verschweigen und jedem, der darüber reden wollte, einen Maulkorb zu verpassen. Dieser im Namen der Volksfront und des Antifaschismus im Westen populäre Ausschluss der Kritik reichte über das offizielle Ende des Stalinismus hinaus. Die Begeisterung für den Maoismus bis in die 70er Jahre hinein stellte das genauso unter Beweis wie die intellektuellen Kotaus vor Che Guevara oder die blutrünstige Begeisterung für Fanon. Und selbst als hochkorrupte und völlig paranoide Satrapen und Landsknechtsführer diese Lichtgestalten längst verdunkelten, riss die Dritt-Weltbegeisterung nicht ab, zu sehr fühlt man doch das Herz der Finsternis in der eigenen Brust schlagen. Das musste Dissidenten produzieren, von denen nicht wenige in nachvollziehbarer Verbitterung wirklich ihren Frieden mit Verhältnissen gemacht haben, die trotz einer blutrünstigen Linken, die häufig Schlimmeres vorhatte als die „Bewahrer“, immer noch keine waren, unter denen man in Frieden hätte leben können.

Der Misserfolg von Kritik in kommunistischer Absicht ist gar nicht so sehr den unwilligen, von der Kulturindustrie vernebelten Massen zuzuschreiben. Das groteske Angebot, das ihnen im Namen der Revolution zumeist gemacht wurde und wird, diese Mischung aus Verachtung ihres kärglichen Wohlstands und privatem Vergnügen einerseits und Heilsversprechen andererseits, die in Sprache und Inhalt weit hinter einen gewöhnlichen Segen am Ende des katholischen Gottesdienstes zurückfallen, hat dazu geführt, dass eine fast unüberwindliche Hürde den einzelnen Unzufriedenen – sowohl mit seinen persönlichen Verhältnissen wie auch den allgemeinen Aussichten – von den Quellen der Kritik trennt.

Noch über der kritischen Theorie liegt der Fluch des Kommunismus der Gulags und Killing Fields, weil die Erinnerung an die im Namen des Kommunismus verübten Verbrechen auch jene mit einbezieht, denen heute unterstellt wird, sie verrieten die Chance des revolutionären Neuanfangs in Zeiten der Krise wegen ihres Zuviel an Ideologiekritik. Denn auch wo die bürgerliche Vergesellschaftung und mit ihr auch die realsozialistischen Gesellschaften nur negativ verhandelt und verworfen werden, klingt die so schwer diskreditierte Forderung nach der selbstbewusst organisierten Produktion und Verteilung notwendig nach: Nicht als Revolutionsprogramm und schon gar nicht als Handlungsanweisung für Überzeugungsarbeit bei den Massen, wohl aber im beständigen, durchaus negativen Beharren darauf, dass die Verhältnisse nicht mehr bereithalten als bestenfalls ihre Fortschreibung unter beständig unerfreulicheren Bedingungen. Das gilt noch für den Nachweis, dass der globalisierungskritische oder sonstwie autoritäre Ideologe der Revolution und die Apologeten der bestehenden Verhältnisse sich Zukunftsprogramme zurechtlegen, in denen der drohend fordernde Ruf nach Gemeinschaft und Zusammenhalt mit entsprechender Feinderklärung jeweils auf den Ausschluss unsolidarischer Elemente zielen, die bezeichnenderweise immer Ackermann und Zumwinkel heißen. Gegen solche Feinderklärungen wären die Gemeinten schon deshalb zu verteidigen, weil sie offen legen, warum man überhaupt arbeiten geht: nämlich, um möglichst reich zu werden und nicht um der Gemeinschaft zu dienen. Das schwebt nämlich den scheinbaren Kritikern, die längst wieder beim Sozialismus der Deutschen Post (wie er vor der Ägide Zumwinkel sich darstellte und die einst Lenin beflügelte) angekommen sind, wenn nicht gar schon bei Kim Il Sungs Juche-Ideologie.

Noch im peinlichen Versuch Hans Werner Sinns (IFO-Institut) im November 2008, einmal als Ideologiekritiker zu glänzen, als er eine Analogie von den deutschen Judenverfolgungen der 30er Jahre zu den heute so beliebten Verunglimpfungen von Bankern und Managern zog, liegt ein Restbestand von Wahrheit, bedenkt man, dass der Revolutionarismus von Nazis und KPD vor 1933 sich sehr wohl in aggressiver Weise gegen die Bosse wandte und der Antisemitismus der Nazis nicht etwa deshalb so populär wurde, weil er sich zuerst an verarmten jüdischen Flüchtlingen aus Polen entzündete, sondern weil er die von ihren revolutionären Konkurrenten ebenfalls herausgestrichenen schlechten Eigenschaften der Kapitalisten als jüdische „erkannte“.

Kritik als Beruf

In den zwanzig Jahren nach 1990 sind die für die Kommentierung der nächsten großen Krise und die Kritik an den Krisenbewältigern notwendigen kritischen Potentiale nicht herangereift. Was einmal antideutsch geheißen hat, taucht heute als Apologie für das irgendwie widerständige Tun migrantischer Schlägerbanden, als Angriff auf den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr oder als vom Sozialneid erfülltes Ressentiment gegen deutsche Frührentner, die sich auf Mallorca niedergelassen haben, wieder auf. Und noch die Israelsolidarität ist inzwischen edles Anliegen von Freunden des palästinensischen Volkes wie Gregor Gysi und Petra Pau, die sich vom Antizionismus emanzipieren, aber ihre proisraelische Kampfreserve der Partei AK Schalom nach vorne schicken, wenn es gilt, einen Antrag der CDU zu delegitimieren, der regierungsamtliche Israelsolidarität immerhin mit einer Absage an den Antizionismus verbinden wollte. In Anlehnung an den Titel von Max Webers berühmten Vortrag von 1919 ist die Kritik, die bekanntlich autonom zu sein hat, wenn sie nicht zur Ideologie verkommen will, unter Leuten, die von sich behaupten, mit Israel solidarisch oder Gegner des linken Revolutionarismus zu sein, auf die perverse Devise „Kritik als Beruf“ gebracht worden. Diese Vermischung von Kritik und Geschäft führt zum prickelnden Spannungsverhältnis von Seminar und Karriere und schließlich Propaganda und Verbandstätigkeit. Wenn dann Professor Wolfgang Benz, der größte Antisemitismusspezialist im Land, der in Wirklichkeit Vorurteilforscher ist, sogenannte Islamophobie als neue Form des Antisemitismus entlarvt, dann ist das israelsolidarischen Ideologen nicht Grund zur Scham und schleunigster Umkehr, sondern Anlass, ein spannendes neues Diskursfeld aufzumachen.

Die Konferenz „Die Sehnsucht nach dem Ausnahmezustand“ nennt sich deshalb anders als ihre ganz oder maßgeblich von der Bahamas veranstalteten Vorgängerinnen ausdrücklich nicht antideutsch und ihre Veranstalter verzichten darauf, Bestandteil einer praktischen Israelsolidarität zu sein. Zugleich kann vom Kommunismus zunächst nur insoweit die Rede sein, als die Verheerungen, die in seinem Namen veranstaltet wurden, Gegenstand sind. Und noch der positive Rekurs auf die Zivilisation und den Westen will zunächst nicht mehr leisten, als den Abfall von der einzigen neuzeitlichen Idee zu kritisieren, die eine bessere Einrichtung der Welt versprochen hat, ohne es einhalten zu können. Im Appell allerdings, das Versprechen des Westens zu verteidigen, liegt nicht trotziges Beharren, vielmehr der Trotz der Kritik, die den praktischen Kommunismus nicht deshalb verwirft, weil sie das verlorene Ideal plötzlich in der bürgerlichen Republik erkennt, sondern den Kommunismus dort wieder aufgreift, wo Kritik und bürgerliche Ideologie sich endgültig trennten.

Eine Konferenz kann nicht einfach nachholen, was in den Jahren 1990 ff. aus Traditionalismus, Bequemlichkeit, Angst vor der Isolation und nicht zuletzt wegen des Elite-Dünkels der Produzenten reiner Theorie versäumt wurde. Und doch nehmen sich die Veranstalter vor, einige der Voraussetzungen zu benennen, ohne die jede Intervention in krisengeschüttelter Zeit zu bloßem Mitmachen verkommt: Mitmachen entweder bei den „Revolutionären“ oder auf Seiten der scheinbar konservativen Bewahrer, die sich bei den anstehenden Zurüstungen der Bevölkerung mit Gemeinsinn von ihren scheinbaren Widersachern nicht mehr unterscheiden werden.

Redaktion Bahamas, 26.1.09

Die Konferenz beginnt um 10:00 Uhr und dauert bis schätzungsweise 20:30 Uhr. Für Getränke und Verpflegung wird gesorgt. Der Ort und das genaue Programm werden in Kürze bekannt gegeben.

www.redaktion-bahamas.org redaktion@redaktion-bahamas.org"

"Unter der Hamas-Fahne" sowie "Alle Juden muss tot"

Die linke Wochenzeitung 'Jungle World' mit 2 Artikeln über die Blut-und-Boden-Ideologie der Hamas und über den Rückhalt, den die religiös-nationalistische Hamas bei angeblichen 'Linken' geniesst:

"Unter der Hamas-Fahne" (Link)

"Alle Juden muss tot" (Link)

André Marty - ein Journalist steht mit seinem Namen für Katastrophenjournalismus im wörtlichen Sinne ein..

Ich glaube ernsthaft, dass der Mann einfach zu blöde ist, um auch nur im entferntesten die Bedingungen, die zu Israels gerechtem Gegenschlag gegen die Hamas geführt haben, zu reflektieren. Hat André Marty darüber hinaus schon einmal von einem Krieg gehört, wo Zivilisten nicht auch zu Opfer wurden? Gibt es nicht in jedem Krieg einen Raed?

Viktor Kocher, der Pressesprecher der Hamas bei der 'NZZ', lässt sich darüber hinaus in einem als 'objektiv' getarnten, aber ideologisch aufgeladenen Artikel einmal mehr zum nützlichen Idioten der Hamas-Propaganda einspannen. Aber Viktor Kocher weiss natürlich selber, dass es unschicklich ist, Israels Verhalten mit demjenigen der Nazis gleichzusetzen. Dies lässt er dann doch lieber seine palästinensischen Gewährsleute machen ("«Die Israeli haben uns rundum eingeschlossen und ihre Armee auf uns losgelassen, ohne irgendeinen Ausweg offen zu lassen», meint der Bürgerrechtsaktivist Jaber Weshah, «aber das war der Wendepunkt. Wir werden uns zur Wehr setzen und schliesslich die israelischen Kriegsverbrecher genauso jagen, wie man Jagd auf die Nazis gemacht hat.»")

Man darf gespannt sein, ob die Schauermärchen der arabischen Märchenerzähler letztlich die Wahrheit widerspiegeln. Zweifel sind angebracht. Wer erinnert sich nicht an Mohammed al-Dura oder an das 'Massaker' von Jenin? Damals behaupteten palästinensische Quellen, dass die IDF für den Tod von 1'500 Menschen verantwortlich seien. Am Schluss stellte sich heraus, dass es lediglich 54 Opfer zu beklagen gab und dass davon 45 im Kampf gefallen sind (Wikipedia meint dazu: "The final death toll was 52 to 56 Palestinians, of whom 5-26 may have been civilians. 23 IDF soldiers were also killed in the fighting."). An dieser Stelle soll noch einmal ausdrücklich auf den Gastbeitrag von C. hingewiesen werden, der sich mit der Thematik der zweifelhaften Glaubwürdigkeit der palästinensischen Quellen befasst.

Dass die 'NZZ' aber auch anders kann - und wofür ich sie dann halt doch sehr gerne lese - sind die dezidiert pro-westlichen Beiträge:

"Die neuen Stellvertreterkriege - Russland rüstet gemeinsam mit China die Gegner des Westens auf" (Link)

Mittwoch, 28. Januar 2009

"So hat uns die Hamas-Jugend als Angriffsziel missbraucht!" - Erinnerungen an das 'Massaker' von Jenin werden wach

Die Diversität hat nicht sehr lange angehalten.. Allerdings ist der Anlass für diesen jüngsten Schwenker auf das Thema Israel ein wichtiger. C. - ein Freund von Höllensturz - hat einen Gastbeitrag geschrieben. In seinem Gastbeitrag widmet sich C. einem Artikel aus der italienischen Tageszeitung 'Corriere Della Sera', auf den in diesem Blog im Beitrag "Da sind sie wieder, die debilen Vollhonks des linken Parlamentarismus" bereits einmal kurz hingewiesen worden ist. (Link)

Ich danke C., der der schönen italienischen Sprache mächtig ist, sehr herzlich für seine Mühe, die er sich gemacht hat. Er hat nämlich den wichtigen Artikel des 'Corriere Della Sera' ins Deutsche übersetzt. Der Artikel deutet darauf hin, dass die Hamas, wie in diesem Blog bereits mehrfach betont wurde, eine zutiefst antimodernistische und menschenfeindliche Organisation ist. Die Öffnung des Gazastreifens für ausländische 'westliche' Journalisten scheint also vor allem auch die Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Dschihadisten der Hamas zu dokumentieren.

Davon ausgehend, dass Israel in diesem Krieg vermutlich nicht nur auf saubere Kriegsmethoden gesetzt hat, scheinen die Berichte des Journalisten des 'Corriere Della Sera' dennoch anzudeuten, dass Israel mit der Hamas einen Gegner hat, dem Skrupel und Humanismus vollkommen fremd sind und gegen den es zwangsläufig schwierig - jedoch sicherlich grundsätzlich erstrebenswert - ist, ausschliesslich mit vom Völkerrecht gedeckten Mitteln Krieg zu führen. Die Hamas als Terrororganisation fühlt sich dem Völkerrecht gewiss nicht verpflichtet, doch die Schilderungen des Journalisten des 'Corriere Della Sera' erschüttern dann doch einigermassen - sofern sie nicht gänzlich aus der Luft gegriffen sein sollten.

Here we go:

"So hat uns die Hamas-Jugend als Angriffsziel missbraucht!"

Von C.

Dieser lesenswerte Artikel ist am 21. Januar 2009 in der liberalen, in Mailand ansässigen, und grössten Tageszeitung Italiens - dem 'Corriere Della Sera' - erschienen. Da die meisten Leser dieses Blogs des Italienischen wahrscheinlich nicht mächtig sind, ist hier eine Zusammenfassung zu finden, die allerdings mehr einer 1:1-Übersetzung gleicht.

"So hat uns die Hamas-Jugend als Angriffsziel missbraucht!"

Einwohner des Gazastreifens beschuldigen die militanten Islamisten: "Sie hinderten uns daran, das Haus zu verlassen, jedoch haben sie aus diesem geschossen."

"Hinfort mit euch! Wollt ihr, dass die Israeli uns alle töten? Wollt ihr unsere Kinder unter den Bomben sterben sehen? Verschwindet mit euren Waffen und Raketen", beschrien viele die Milizsoldaten der Hamas und ihre Verbündete des Islamischen Jihads. Viele haben auch die eigenen Gebäude verbarrikadiert um den Milizen den Zugang zu verwehren. Keinem wurde jedoch Gehör geschenkt. "Verräter. Kollaborateure Israels. Fatah-Spione, Feiglinge. Die Gotteskrieger werden euch bestrafen. Ihr werdet sowieso alle sterben, wie wir auch. Mit dem Bekämpfen der Zionisten kommen wir alle ins Paradies, gefällt es euch nicht, dass ihr alle zusammen sterben werdet?"

"Die Milizsoldaten versuchten immer wieder, die Israeli zu provozieren. Meist waren es Jugendliche, 16 oder 17 Jahre alt, bewaffnet mit Maschinengewehr. Sie hatten keine Chance gegen Panzer und Kampfflugzeuge, was ihnen durchaus bewusst war. Sie wollten aber, dass unsere Häuser zerschossen würden, damit man Israel als Kriegsverbrecher beschuldigen kann", so Abu Issa, wohnhaft in Tel Awa. "Praktisch alle höheren Gebäude in Gaza hatten Raketenabschussstellen oder Beobachtungsposten der Hamas auf dem Dach. Auch neben einem UNO-Depot, dass danach in Flammen aufging." Diese Zeugenaussagen zu bekommen war nicht einfach, denn die Angst vor der Hamas ist überall spürbar, und man ist auch nicht unbedingt gewillt, dem "zionistischen Feind" zu helfen.

Wer etwas anderes als die offizielle Version der "muhamawa" (des Widerstandes) erzählt, riskiert Leib und Leben, und gilt automatisch als "amil", als ein Kollaborateur. Hätten Israel und Ägypten die ausländischen Medien sofort in den Gazastreifen gelassen, wäre es einfacher gewesen, denn die lokalen Journalisten wurden oftmals bedroht. Es kommt aber auch noch anderes an die Oberfläche. Man zweifelt je länger je mehr an der Zahl der Opfer auf der palästinensischen Seite, die von der Hamas auf 1‘300 Tote und über 5‘000 Verletzte beziffert, und von der UNO und dem Roten Kreuz vorbehaltslos übernommen werden. "Die Zahl der Toten dürfte sich auf 500 oder 600 belaufen, die meisten davon Junge im Alter von 17-23 Jahren, die von der Hamas in den Tod geschickt wurden", sagt etwa ein Arzt des Spitals Shifah, der nicht genannt werden will. Eine Zahl, die jedoch von lokalen Journalisten bestätigt wird. "Wir haben die Hamas bereits darauf hingewiesen. (...) Komisch, dass im Ausland überall die Zahlen der Hamas ohne Bestätigung genannt werden. (...) Am Ende könnte es wie in Jenin im Jahre 2000 sein, als man anfangs noch von 1‘500 Toten, am Schluss jedoch nur noch von 54 sprach."

Wie kommt man auf diese hohen Zahlen? Als mögliche Erklärung wird genannt, dass beispielsweise bei einer Familie zuerst die Opferzahlen der Regierung genannt wurden, die dann auch so eingetragen worden sind. Als man die Toten jedoch barg, wurden diese erneut gezählt. Es genügt, ein Spital zu besuchen um zu verstehen, dass die Rechnung nicht aufgehen kann. Viele Betten sind nicht besetzt. Bei der Befragung von Augenzeugen kam noch ein wichtiges Detail zum Vorschein, denn anscheinend haben sich israelische Soldaten als Hamaskämpfer verkleidet, um Verwirrung zu stiften.

"Die Soldaten der Hamas haben sich vor allem im Gebäude, das von der administrativen Leitung des Al Quds (ein Spital in Gaza) gebraucht wurde, verschanzt. Sie haben auch die Ambulanzen genutzt, und die Sanitäter gezwungen, die Uniform auszuziehen, damit sie sich besser unters Volk mischen konnten, und um damit den israelischen Heckenschützen zu entfliehen." Das Al Quds wurde dann auch Mitte Januar bombardiert. Die Patientenkapazität wurde damit überall massiv eingeschränkt. Jedoch ist auch das Shifah, das grösste Spital in Gaza, weit davon entfernt, voll ausgelastet zu sein. Allerdings scheinen die Keller gut gefüllt zu sein. "Hamas hat auch Gefängniszellen und Verhörzimmer für die Gefangenen der Fatah und vom linken Flügel, die aus dem bombardierten Gefängnis in Saraja evakuiert wurden, versteckt", behaupten etwa Vertreter des demokratischen Flügels für die Befreiung Palästinas. Es war ein Krieg im Krieg zwischen Fatah und Hamas. Die Hamas nutzte die Verwirrung des Krieges für Hinrichtungen, Folter, und Entführungen politischer Gegner. Einer der schlimmsten Fälle ist etwa die Entführung Achmad Shakuras, der rechte Arm Mohammad Dahlans (ex-Sicherheitschef Arafats), der zuerst gefoltert wurde, wobei ihm sogar das linke Auge ausgerissen wurde, und dann hingerichtet wurde.

Ideengeschichte über den Korporatismus bzw. über dessen Überwindung durch den Liberalismus sowie über den Marxismus aus liberaler Sicht

Wie der diesem Beitrag vorangegangenen Beschrieb zur Politik von Höllensturz bei der Themenauswahl zu entnehmen ist, soll vermehrt wieder diversifizierter über die Welt und die antagonistischen Interessen der Gesellschaften und Individuen geschrieben werden. Dies mit dem hehren Anspruch, die widersprüchlichen Verhältnisse zu benennen und aufzuheben. Oder anders formuliert: Die Dialektik der Ideenwelten von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart, mit dem Ziel, sie in einer postkapitalistischen Vergesellschaftungsform, die libertär oder kommunistisch im antideutschen Sinne sein könnte, erfahrbar zu machen (oder so).

Dass Höllensturz daran vermutlich scheitern wird: geschenkt. Dass Höllensturz sich dabei auch zukünftig in Widersprüchen verheddern wird: geschenkt.

Zu einem dieser Widersprüche gehört es sicherlich, dass Höllensturz zur Erreichung dieser terminalen Werte auf merkwürdige, wenn in manchen Fällen nicht gar gegensätzliche instrumentelle Werte setzt. So ist die Höllensturz-Redaktion beispielsweise dem Liberalismus eher wohlwollend gesinnt. Mittels der Selbstattribuierung des Autors als marktliberalen zionistischen marxistischen Neocon verliert diese scheinbare Unvereinbarkeit von terminalen und instrumentellen Werten jedoch hoffentlich ein wenig an Aufklärungsbedarf (allerdings führt diese Charakterisierung gleichzeitig auch zu einem partiellen Verlust an Glaubwürdigkeit, schon klar..).

Es soll nun wieder einmal auf einen Artikel aus der 'Neuen Zürcher Zeitung' verwiesen werden, der im gestrigen Feuilleton erschienen ist. Der Autor jener Zeilen ist Robert Nef, Präsident des Stiftungsrates des Liberalen Instituts (Zürich) und Mitherausgeber der 'Schweizer Monatshefte', auf die Höllensturz bei den Links verweist. In jenem Text befasst sich der Autor mit der Idee des Korporatismus aus liberaler Sichtweise. Dass diese aus liberalen und sozialistischen Wirtschaftsmodellen bestehende Mischform trotz ihrer besonders im deutschsprachigen Raum eher negativ besetzten Bedeutung in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise - in denen gigantische staatliche Zuschüsse für die schlingernde Wirtschaft, Verstaatlichungen ehemals erzkapitalistischer Akteure wie z.B. Banken und die Staatsgläubigkeit plötzlich wieder politisch opportun erscheinen - vermehrt wieder als Lösungsmodell gepriesen wird, überrascht kaum. Robert Nef schildert in seinem Artikel die Möglichkeiten und Grenzen des Korporatismus.

Ein anderer Artikel las der Autor dieser Zeilen im März des letzten Jahres auf dem Rückflug von Palma de Mallorca nach Zürich in der 'Welt am Sonntag'. Der Autor von 'Wider die Totalverblödung - Für und gegen alles und jeden', ein Blog, auf das bei Höllensturz ebenfalls verlinkt wird, hat sich einmal über folgendes Zitat aus dem 'Welt'-Artikel enerviert: "Karl Marx' Erben sind aber weder französische Salonmarxisten noch deutsche Postkommunisten. Vor allem amerikanische Neocons und europäische Bürokraten haben sich einiges abgeschaut."

Es handelt sich um einen Artikel darüber, was von Karl Marx "wirklich" übrig geblieben sei. Verfasst wurde der durchaus lesenswerte Artikel über die Ideengeschichte des Marxismus von Alan Posener, einem Autor, der - nebst seinem Engagement bei der 'Welt' - auch für die 'Achse des Guten' schreibt - dies eine Plattform, auf die Höllensturz in seiner Linkliste ebenfalls ausdrücklich hinweist.

Dies sind also 2 Texte, welche die Ideengeschichte des Korporatismus bzw. über dessen Überwindung durch den Liberalismus sowie den Marxismus aus liberaler Sicht zum Inhalt haben. Mögen sie ein wenig Licht in die Dunkelheit der Widersprüche bringen.

Israel als Konstante, Weltwissen als Variable

Dem aufmerksamen Lesenden dieses Blogs dürfte es sicher aufgefallen sein: Höllensturz wirkt nicht eben selten als Intermediär des Printjournalismus. Die diesem Verlinken von Artikeln zugrundeliegende Absicht erklärt sich folgendermassen: Das Wissen der externen Texte, auf die zuweilen verwiesen wird, fördert aus der Sicht der Redaktion vielfach einen Erkenntnisgewinn zu Tage. Ein Wissen also, das sich anzueignen, auch im Sinne eines Disktionsgewinnes, lohnt.

Da dieses Blog, wie es der aufmerksame Lesende mittlerweile ebenfalls zur Kenntnis genommen haben dürfte, Israel in jedwelchen Funktionen der Vergesellschaftungserfahrung seiner Bürger bedinungslos unterstützt, stand seit Ende Dezemeber, dem Ausbruch des Gazakrieges, Israel und sein alternativloser Kampf gegen den radikal-islamistischen eliminatorischen vernichtungsantisemitischen dschihadistischen Klerikal- bzw. Islamofaschismus der Hamas im Vordergrund der Themenwahl. Nachdem dieser Krieg nun vermutlich leider nur für eine vorübergehende Zwischenzeit unterbrochen worden ist (vermutlich nur so lange, bis die Hamas und die anderen Palästinenserorganisationen ihre Waffenarsenale wieder aufgestockt haben werden), ist es nicht unangebracht, vermehrt wieder breiter abgestützt - jedoch nicht ohne das Israel-Thema gänzlich auszuklammern - zu publizieren und zu verlinken. Die Parole lautet also: Israel als Konstante, Weltwissen als Variable.

Montag, 26. Januar 2009

"Das Leid in Gaza und der Ruf nach Frieden"

Café Critique aus Wien hat einen sehr wahren Text zum Gazakrieg verfasst, dem die Höllensturz-Redaktion beipflichtet.

Sonntag, 25. Januar 2009

Da sind sie wieder, die debilen Vollhonks des linken Parlamentarismus

Da sind sie wieder, die debilen Vollhonks des linken Parlamentarismus: "Schweizer Parlamentarier sind entsetzt über Zerstörungen in Gaza". (Link)

Ich dachte ja eigentlich, dass sich die Linke in der Schweiz mittels Daniel Vischer, Geri Müller, Joe Lang und Josef Zysiadis mittlerweile bereits ausreichend zum linken Israelhass bekannt hat. Aber offenbar gibt es von diesen Spinnern im linken politischen Spektrum noch etliche mehr. Wer, um Himmels Willen, sind denn Jean-Charles Rielle, Antonio Hodgers und Carlo Sommaruga? Von den zwei ersten anti-israelischen Denkfeinden habe ich jedenfalls noch nie etwas gehört oder gelesen. Vermutlich handelt es sich dabei einfach um ein paar linke Israelhasser mehr.

By the way: Der anti-israelische 'Tages-Anzeiger' bringt ja jeden Samstag das 'Magazin' heraus. Gestern widmete sich die Ausgabe offenbar dem Gazakrieg und veröffentlichte zwei einigermassen lesenswerte Artikel.

Es handelt sich dabei um ein Interview mit dem israelischen Historiker Benny Morris, der aufgrund seiner in Israel kritisch betrachteten, aber wichtigen Arbeiten, die vom verklärten Gründungsmythos Israels handeln, zu den sogenannt 'neuen Historikern' zählt. Andere 'neue Historiker', etwa beispielsweise Ilan Pappe, werden von als 'Israelkritikern' getarnten Antisemiten oftmals gerne als jüdische Kronzeugen für ihre Ressentiments eingespannt. Im Unterschied zu den anderen 'neuen Historikern' grenzt sich Benny Morris immerhin mittlerweile dadurch ab, dass er kaum mehr an den Friedenswillen des palästinensischen 'Partners' glaubt. Dies und anderes bringt er im Interview zur Sprache. Es ist darüber hinaus amüsant zu sehen, wie die 'Magazin'-Journalisten versuchen, Benny Morris teilweise mit Suggestivfragen doch noch dazu zu bringen, Israel als fürchterlichen Terrorstaat zu bezeichnen, der am Leid der Palästinenser und am Unfrieden verantwortlich sei ("Aber kam das Angebot von Camp David nicht reichlich spät? Die Israeli sprachen erst nach Gebietsgewinnen von 50 Prozent von einer Zweistaatenlösung, während die Palästinenser seit 1948 über die Hälfte ihrer Gebiete verloren hatten." Oder: "Das Angebot war ihm einfach zu schlecht. Sie müssen doch verstehen, dass er das Maximum herausholen wollte." Oder: "Man kann das nicht verallgemeinern. Nur Wahnsinnige würden am liebsten alle Juden vertreiben." Oder: "In Camp David wurde ihnen nur 21 Prozent des ursprünglichen Gebietes von Palästina angeboten, den Israeli jedoch 79 Prozent. Israel hat sein Gebiet nach dem gewonnenen Krieg von 1967 massiv vergrössert, die eroberte Westbank und die Golanhöhen nie mehr zurückgegeben." Oder: "Wenn man sich die brutale Gewalt der israelischen Armee vor Augen führt, dann sieht es nicht so aus, als würden die Israeli die Palästinenser weniger hassen als umgekehrt." Oder: "Können Sie den Hass der Palästinenser auf Israel nicht verstehen?" Oder: "Die Palästinenser sind ein extrem armes Volk. Und daran ist vor allem Israel schuld." Oder: "Israel-Kritik wird zuweilen als Antisemitismus missverstanden." Oder: "Ja, es gibt noch Antisemitismus in Europa. Aber es stimmt doch, ohne den Staat Israel gäbe es im Nahen Osten weniger Probleme." Oder: "Trotzdem, war es nicht naiv, einen kleinen jüdischen Staat inmitten einer feindlich gesinnten Umgebung zu gründen?" Oder: "Die israelische Armee bombardiert mit Kampfflugzeugen Gaza und nimmt damit den Tod von vielen Zivilisten in Kauf. Wie viel Wert ist denn den Israeli ein Leben?" Oder: "Die Hamas denkt nicht so uniform. Es gibt Mitglieder, die durchaus mit Israel verhandeln würden." Oder: "Aber es ist doch Israel, das sich weigert, mit der Hamas zu reden. Das Land lehnt jede Verhandlung kategorisch ab. Sogar Barack Obama erwähnte die Möglichkeit, dass man Gespräche mit der Hamas in Betracht ziehen müsse.")

Das Interview gibt es hier: "Ein Land wie jedes andere" (Link)

Einen Kommentar des 'Magazins' findet man hier: "Die Freunde Palästinas" (Link)

Immer wieder traurig ist es zudem, die Leserkommentare zu lesen. Beim letzterem verlinkten Text wird der Autor auch von solchen kritisiert, die ihm ansonsten offenbar wohlwollend gesinnt sind ("Normalerweise schätze die scharfsinnigen Artikel von Daniel Binswanger. Diesmal kann ich seine Meinung jedoch überhaupt nicht nachvollziehen.") Dies verwundert nicht wirklich, handelt es sich bei denjenigen, welche die Meinung des Autors "diesmal" nicht teilen, doch offensichtlich um als 'Israelkritiker' getarnte Antisemiten.

Wie dem auch sei: Den militärischen Krieg hat Israel gewonnen, den Krieg der Meinung vermutlich nicht, auch wenn jetzt bereits westliche Journalisten berichten, dass sich die Opferzahlen, nicht wie bisher von unbestätigten palästinensischen Quellen kolportiert wurde, auf bis zu 1'300, sondern vielleicht bis auf 500 oder 600 belaufen (Link). Auch Ulrike Putz - während des Gazakrieges konnte man meinen, dass sie eine eigentliche Pressesprecherin der Hamas bei 'spiegel online' sei - scheint mittlerweile zu realisieren beginnen, welcher Partei sie während des Krieges zumindest teilweise latent und/oder offen das Wort geredet hat: einer klerikal- bzw. islamofaschistischen Terrororganisation, welche die eigenen Landsleute regelrecht auf offener Strasse hinrichtete (Link). Dazu scheint ein Artikel derselben Ulrike Putz auch anzudeuten, dass die angeblich zivilen Einrichtungen und Häuser der Bewohner des Gazastreifens vielleicht doch nicht ausschliesslich zu zivilen Zwecken benutzt worden sind (Link). Aber auf diese Idee dürften die linken Israelhasser, die den Gazastreifen momentan besuchen, wohl nicht kommen - sie wollen dann doch lieber Schauermärchen über die bösen Israeli, erzählt von arabischen Märchenerzählern, Glauben schenken ("Die Berichte der Augenzeugen «liessen uns das Blut gefrieren").

Nachlese zur israelsolidarischen Kundgebung auf dem Berner Münsterplatz

Wir gingen also zu zweit letzten Samstag auf den 11.43-Uhr-Bus Richtung F. Dort ankommend, warteten wir auf den Intercity, der um 12.14 Uhr Richtung Bern losfuhr. Wie es sich mit den SBB verhält, die an ihre Kapazitätsgrenzen stösst, war auch dieser Zug gut besucht. Wir sahen bereits vereinzelte Zugpassagiere aus der Westschweiz mit Israel-Fahnen. Diese Leute würden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später ebenfalls an der Kundgebung teilnehmen. Es waren dies - im Gegensatz zu den Teilnehmern der 'Friedensdemonstrationen' der vorangegangen 2 Wochenenden - keine Fanatiker oder verschleierte Frauen - im Gegenteil. Die Leute sahen sehr friedlich aus und die emanzipierten Frauen schienen nicht den Eindruck zu hinterlassen, dass sie sich eines patriarchalen Ehr- und Familienbegriffes unterwerfen würden. So soll es sein.

Links vor uns sass ein betrunkener frankophoner Herr, der, so wie ich aus der Konversation heraushörte, zwei schwedische (oder dänische, Hauptsache: skandinavische) Touristinnen mit seinem lebensfröhlichen Charme zu bezirzen versuchte. Die Touristinnen wiesen jedoch letztlich die Charmeoffensive des Herrn galant zurück. Wenn ich mich nicht gerade über die zum Teil peinlichen Anmachversuche des frankophonen Herrn amüsierte und gleichzeitig auch ein wenig fremdschämte, las ich die Samstagsausgabe der 'Neuen Zürcher Zeitung'. In der kurzen Reisezeit las ich unter anderem folgenden Artikel vom Hamas-Terrorversteher Viktor Kocher: "Bittere Worte gegen Israel in Dauha - Der Hamas-Chef und Asad für eine neue Ära des Widerstandskampfs" (Link). Ich kam also zusätzlich in Fahrt.

Schliesslich in Bern ankommend, wuselten wir uns durch das samstägliche Pulk von einkaufswütigen Warenfetischisten, bluttuchtragende (damit ist der Pali-Lappen gemeint; das Bluttuch der Judenvernichtung) Jugendliche und einige andere. Zuerst bedurfte es jedoch noch der Stärkung - so begaben wir uns in ein Restaurant der Fast-Food-Kette Mc Donald's - diejenige Kette gastronomischen Betriebes, die in ihrer einfachen globalen Strategie die globalisierte moderne Vergesellschaftsungserfahrung sehr schön reflektiert. In der 'Welt' hiess es, glaube ich, einmal, dass Länder, die Mc Donald's hätten, keine Kriege führten..

Wie dem auch sei: Gerade knapp ausreichend gesättigt - wie es sich bei Mc Donald's-Burgern halt so verhält - gingen wir schliesslich auf den Münsterplatz, wo die Kundgebung stattfand. Vor Beginn der Ansprachen zirkulierten noch einige Flugblätter durch die Reihen. Eines machte auf eine Neuerscheinung eines Buches aufmerksam, das ich an dieser Stelle gerne weiterempfehle: 'Der ewige Sündenbock' von Tilman Tarach. Wir diskutierten einige Tage nach der Kundgebung, ob der Flyer von diesem Autor persönlich in Bern verteilt wurde. Wir fragten uns dies vor allem vor dem Hintergrund eines sehr lesenswerten Artikels auf Lizas Welt ("Die Hätschelkinder der Uno (I)" sowie "Die Hätschelkinder der Uno (II)"), der von diesem offenbar tollen Autor verfasst worden ist. Wir erinnerten uns daran, dass ein langhaariger Mann diesen Flyer verteilt hat, der demjenigen langhaarigen Mann auf dem Foto nicht unähnlich sah..wie auch immer. Am Rande der Kundgebung konnte man auch ein paar wenige friedensbewegte junge Frauen und Männer, wahrscheinlich aus der autonomen Szene der Reithalle Bern, beobachten. Eine junge friedensbewegte, offenbar angeblich linke Frau verteilte ebenfalls einen Flyer. Uns liegt ein Exemplar vor, das ich nun zitiere:
"Solidarität mit Gaza! Stop Israel

Seit dem 27. Dezember 2008 befindet sich Israel in einem schwerwiegenen Krieg gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen.

Bisher hat diese Offensive über 1000 tote (sic!), darunter viele Frauen und Kinder, und fast 5000 verletzte Palästinenser gefordert.

Dazu kommt die andauernde Zerstörung der Infrastruktur von Gaza (Spitäler, UN - Schulen und Materiallager, Universität und Medienzentrum wurden bombardiert)
Konkret bedeutet dies, die Zukunft des Gazastreifens wurde zerstört!

Die Dimensionen dieses Massakers zeigen deutlich, dass es sich hierbei längst nicht mehr um Selbstverteidigung handelt, sondern viel mehr um einen regelrechten Genozid.

Die IDF (Israel Defence Force (sic!)) verstösst massiv gegen Kriegs-Gesetze und verwendet chemische Waffen (weisse Phosphor Bomben (sic!)) gegen Zivilisten. Dies ist ganz klar ein Verstoss gegen internationales Recht und somit illegal!

Die USA, verbündet mit Israel, blockiert die Friedensgespräche und verhindern eine Resolution des UN-Sicherheitsrates.

Im Angesicht dieser Fakten, fordern wir:

- Ein sofortiger stop (sic!) der Bombardierung über Gaza.
- Rückzug der Truppen aus dem Gazastreifen.
- Entschädigung für die Kriegsopfer.
- Eine rechtliche Untersuchung gegen die israelische Regierung, durch den internationalen Gerichtshof in Den-Haag.
- Die Infragestellung der USA als valides Mitglied des UN-Sicherheitsrates.
- Das sofortige Verhandeln des UN-Sicherheitsrates und der UN-Generalversammlung."
Die friedensbewegte junge Frau blieb trotz dieses schwachsinnigen Pamphletes körperlich unversehrt - etwas, worüber ich im gegenteiligen Szenario erhebliche Zweifel anmelden würde.

Da der Platz vor dem Berner Münster von aristokratischen Häusern flankiert wird, hatte es die Sonne zu dieser Uhrzeit schwer, den Platz mit Sonnenlicht zu durchfluten, wie es einer solchen Veranstaltung zugestanden wäre. So war es im Schatten also einigermassen kalt. Glücklicherweise erwärmte uns jedoch die Begrüssung von Karl-Hartmut Mörschel, Präsident der Gesellschaft Schweiz-Israel, Sektion Bern. In seiner Begrüssungsrede, die mit viel Charme, Witz und vor allem Klugheit vorgetragen wurde, rückte er gleich zu Beginn die Verhältnisse, die unmittelbaren Ursachen für den Gazakrieg sowie die mörderische antimodernistische und antisemitische Ideologie der Hamas zurecht - etwas, das man im aufgeheizten Klima, in dem sich der hinterletzte Judenhasser wieder getraut, seine antisemitische Fratze hervorzukehren, oftmals leicht zu vergessen droht. Mörschel moderierte sodann mit Witz und Charme durch die rund einstündigen Redebeiträge der geladenen Persönlichkeiten. Auf diese möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht mehr detailliert eingehen, da auf zwei der fünf Beiträge bereits verwiesen worden ist. Bei den fünf Reden handelte es sich, wie bereits im letzten Beitrag geschrieben worden ist, grösstenteils um wichtige und richtige Beiträge. Die erste Rede, gehalten von der Zentralpräsidentin der Gesellschaft Schweiz-Israel, der Sozialdemokratin Vreni Müller-Hemmi, fand ich etwas mau. Mir schien, dass vor dem Hintergrund einer israelsolidarischen Kundgebung, die inmitten einer antisemitisch aufgeladenen Weltmeinung stattfand, in dieser Rede der Genfer Initiative eine deplatziert wirkende hohe Bedeutung zukam. Freilich, es handelte sich - im Unterschied zu den antisemitischen Protesten der Vorwochen - tatsächlich um eine Friedensdemonstration. Es wurden keine Hass-Parolen gerufen, keine einseitigen Schuldzuweisungen vorgenommen etc. Vreni Müller-Hemmi erklärte im Gegenteil sogar, wenn ich mich recht erinnere, dass auch Israel Fehler begangen habe. Dies will der Autor dieser Zeilen gewiss nicht etwa abstreiten. Doch im Gazakrieg dürfte doch recht eindeutig sein, wer die hauptverantwortliche Partei für die Eskalation war? Obwohl ich nicht mit jedem Punkt bei Frau Müller-Hemmis Rede einverstanden war, so sollte doch immerhin der Grundtenor ihrer Rede richtig gewesen sein.

Die anderen Reden waren gut. Insbesondere die Worte vom freisinnigen Nationalrat Markus Hutter stimmten. Was er sagte, war sehr wahr. Nach einer guten Stunde waren die Reden leider bereits vorüber und die Leute sangen zum Schluss die HaTikvah, die israelische Nationalhymne. Um den friedlichen (und bisweilen auch folkloristischen) Charakter dieser Demonstration noch zu verdeutlichen, vielleicht noch das Video von pi news zur HaTikvah:



Am Schluss gab es noch einen Glühwein, ehe wir uns wieder Richtung Bahnhof machten und die kurze Heimreise nach F. antraten.

Sonntag, 18. Januar 2009

Mehrheitlich okaye Reden an der israelsolidarischen Kundgebung in Bern

Bevor es hier bei Höllensturz demnächst wahrscheinlich eine kurze Nachlese zur israelsolidarischen Kundgebung vom Samstag, 17. Januar 2009 auf dem Berner Münsterplatz geben wird, soll doch bereits auf 2 von insgesamt 5 grösstenteils sehr guten Reden hingewiesen werden. Obwohl ich eine Fotokamera, mit denen man ja mittlerweile auch problemos qualitativ ansprechende Filmaufnahmen machen kann, dabei gehabt habe, ist es mir nicht rechtzeitig in den Sinn gekommen, Videos von den Reden zu machen. Glücklicherweise haben das aber die Leute vom Blog pi news, dem Höllensturz tendenziell eher distanziert begegnet, gemacht.

Die Rede von FDP-Nationalrat Markus Hutter:



Die Rede von SVP-Nationalrat Jean-Pierre Graber:



Zudem sei auf die Internetseite der Gesellschaft Schweiz-Israel verwiesen, wo nebst einigen gesamelten Medienberichten (u.a. der 'Neuen Zürcher Zeitung' und von der 'Tageschau') vor allem auch die Reden im PDF-Format aufgeführt sind. (Link)

Donnerstag, 15. Januar 2009

"Salam, Qassam!"

"Salam, Qassam!", schreibt Alex Feuerherdt in der 'Jungle World' über die vermutlich grössten judenfeindlichen Aufmärsche seit dem Ende des 2. Weltkrieges.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Die Demo vom Sonntag in Berlin soll offenbar nicht so israelsolidarisch gewesen sein sowie ein Aufruf zur israelsolidarischen Demo in Bern

Ersteres im Titel Angesprochene schreibt jedenfalls die 'Redaktion Bahamas' - an der sich dieses Blog nach wie vor nahe orientiert. Wer solche 'Freunde' hat, wie die, welche in Berlin die Parole ergriffen haben, der braucht tatsächlich keine Feinde mehr.

Am Samstag - leider ausgerechnet am Schabbat - findet nun auch in Bern eine "Kundgebung für Israel" statt. Dieses Blog unterstützt diese Demonstration und bringt gleichzeitig ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass am Samstag eine wirkliche und absolute israelsolidarische Kundgebung zu sehen und zu hören sein wird. Die Rednerliste nährt diese Hoffnung.

Der Autor dieses Blogs wird voraussichtlich ebenfalls gemeinsam mit hoffentlich vielen israelsolidarischen Menschen - ob Juden oder Nicht-Juden - anwesend sein um gegen den radikal-islamistischen eliminatorischen vernichtungsantisemtischen Dschihadismus zu demonstrieren, welcher der grösste Feind Israels ist und der durchaus mit militärischen Mitteln bekämpft werden muss.

Montag, 12. Januar 2009

"Der „friedliche“ Judenhass"

An den 'Friedensdemonstrationen' der letzten Zeit, bei denen es eher weniger um 'Frieden', dafür umso mehr um Hass ging, und an denen sich die antisemtische Fratze in aller Deutlichkeit in der Öffentlichkeit präsentierte, konnte man erahnen, dass der Judenhass nach wie vor weltweit virulent ist - sei es bei den Islamisten, sei es bei den steinzeitlinken Antizionisten oder sei es bei Teilen der 'Mitte der Gesellschaft'.

Manche Medien lassen sich von dieser Pogromstimmung anstecken und lassen sich zum nützlichen Idioten der Hamas-Propaganda einspannen.

Lizas Welt stellt zusätzlich fest, dass in manchen Medien im Zusammenhang mit den 'Friedensdemonstrationen' von "friedlichen" Kundgebungen geschrieben wird, obwohl genau dies nicht zutrifft. (Link)

Sonntag, 11. Januar 2009

Unappetitliche Aufwallung des Antisemitenzorns in den Strassen Berns

Bevor dann heute Nachmittag in Berlin auf die anti-israelischen Aufmärsche der letzten Tage des orientalischen Mobs, der Internationale der Antisemiten und der bauchlinken Terrorversteher eine Demonstration folgen wird, die Israel eher wohl gewogen sein wird, soll an dieser Stelle ein kurzer Rückblick auf die heutige Kundgebung in Bern geworfen werden. Ich war allerdings nicht selber vor Ort präsent. Als Medienkonsument erschliesse ich mir die Geschehnisse jedoch aus den Medien, die darüber berichten. Dies allein genügt schon, um zu erahnen, dass es sich bei dieser Demonstration um eine unappetitliche Veranstaltung gehandelt haben muss.

Folgende (vom Blick für Arme, von '20 Minuten' übernommenen) Bilder - die ja oftmals wirkungsvoller sind als Textwüsten - sind nicht etwa auf den Strassen einer arabischen Hauptstadt entstanden, sondern mitten in den verwinkelten Berner Altstadt-Gässchen:






NZZ onlinte macht Folgendermassen auf:

"Mehr als 7000 an Nahost-Demonstration in Bern - Friedlicher Verlauf – «Wir haben ein starkes Zeichen gesetzt»" (Link)

Besonders hervorheben möchte ich einen Leser-Kommentar zum Artikel:

"Pogromstimmung in Bern
Ich habe heute die Demonstration direkt in Bern mitverfolgt. Die Demo war sehr agressiv. Muslimische Teilnehmer, viele Junge, skandierten 'Allah hu Akbar", "Hamas" und "Tot Israel". Bildnisse der israelischen Regierung wurden mit Schuhen beworfen. Kein Jude hätte sich an diese Demonstration gewagt.
Die linken Demonstrationsteilnehmer schienen sich nicht zu kümmern. Die Linke ist zum Kollaborateur der Islamisierung Europas geworden."

Der 'Tages-Anzeiger' meint: "Proteste gegen den Krieg: «Wir sind besorgt, traurig und wütend»" (Link)

Die Tagesschaut von SF - als Abschluss dieses Medienspiegels - stellte den Demonstranten auch eine grosszügige Plattform zur Verfügung:



Folgendes Video bezieht sich auf die Ausstrahlung der Hauptausgabe um 19.30 Uhr:



Eine ganz normale Anti-Israel-Kundgebung also - zwar nicht auf der vielzitierten 'arabischen Strasse', sondern auf den Strassen der Bundeshauptstadt. Dabei diente die Demonstration als Ventil, um in der Öffentlickeit, wenn auch möglicherweise nicht offen antisemitische, so doch zumindest äusserst einseitige ressentimentgeladene anti-israelische Botschaften zu verkünden. Dass diesbezüglich jedoch der (latente, vermutlich aber auch offene) Antisemitismus virulent bleibt, und er sich äusserst schnell in Gewalt umformen könnte, muss wohl nicht speziell erwähnt werden.

Gut, dass es heute in Berlin eine Pro-Israel-Demonstration geben wird. Ob wohl SF darüber auch ausführlich berichten wird?

Samstag, 10. Januar 2009

"Solidarität mit Israel - Stoppt den Terror der Hamas - Support Israel to stop Hamas terror"

Nachdem an den letzten 2 Wochenenden auf den Strasse Europas und auch in der Schweiz all diejenigen Terrorversteher gegen Israel demonstriert haben, von denen man sich nach Möglichkeit intellektuell, aber auch physisch fernhält, gehört morgen Sonntag der Kiez zumindest in Berlin den Pro-Israel-Leuten. Dieses Blog unterstützt den Aufruf der Jüdischen Gemeinde zu Berlin für die morgige Kundgebung in Berlin gegen den Terror der Hamas und für Solidarität mit Israel. Der Aufruf wird von einem breiten Bündnis getragen, dem unter anderem Antideutsche angehören.

Wenn 'Israel-Kritiker', Antizionisten und ordinäre Antisemiten demonstrieren

Heute Samstag soll in Bern bereits wieder eine anti-israelische Demonstration (oder vergleiche auch hier den Demonstrationsaufruf) stattfinden. Wird dabei wohl wieder "kurz am Rande" (Zitat: Geri Müller) ein eindeutig antisemitisches Motiv zu sehen sein?

Alle Antifas sollten diesem Spuk morgen ein Ende mit Schrecken zubereiten. Ach, stimmt: Die Schweizer Antifa-Kiddies werden aller Voraussicht morgen ja mitmarschieren. (Link)

Freitag, 9. Januar 2009

"Propaganda-Video zu Gaza-Opfern"

Die NZZ schreibt in ihrer gestrigen Ausgabe ebenfalls Folgendes:

"Propaganda-Video zu Gaza-Opfern

Paris, 7. Jan. (afp) Der öffentlichrechtliche französische Fernsehsender France 2 ist bei seiner Berichterstattung über den Gaza-Konflikt einem Propaganda-Video aufgesessen. France 2 strahlte am Montag ein Video aus, das angeblich die Opfer eines israelischen Angriffs am 1. Januar zeigte. In Wirklichkeit handelte sich aber um Bilder, die bereits 2005 entstanden und die Folgen einer durch einen Unfall ausgelösten Explosion zeigten. Der Sender musste sich darauf für die falsche Berichterstattung entschuldigen. Tatsächlich zeigte der Film Szenen nach der Explosion von Raketen der Hamas, die auf einem Lastwagen gelagert und bei einem Unfall explodiert waren." (Link)

Bezüglich des Rests des Artikels von Viktor Kocher wirft diese Feststellung doch erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der palästinensischen Quellen auf - inwieweit soll etwa der palästinensische Ableger des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNRWA (hier handelt es sich jedoch um ein Video aus dem Jahre 2007, das aber eindrücklich die These widerlegt, wonach "weder die UNRWA-Aufsicht noch die dort versammelten Flüchtlinge so etwas (Anmerkung des Autors: Raketenbeschuss aus Uno-Schulen) zulassen würden.") in Gaza, auf den sich die 'Israel-Kritiker' à la Viktor Kocher gerne berufen, wohl glaubwürdiger sein als die israelischen Quellen?

Dan Diner - ein präziser Zeitdiagnostiker

Dan Diner, Historiker, gehört sicherlich zu meinen bevorzugten Autoren des Zeitgeschehens (vergleiche seinen sehr lesenswerten Artikel von 'Spiegel online'). So kann beispielsweise auch bei der Stiftung der Privatbank 'Vontobel' seine Publikation 'Aufklärungen' kostenlos bezogen werden. In der gestrigen Ausgabe der 'Neuen Zürcher Zeitung' erschien sodann endlich einmal ein vernünftiger Artikel vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges (veröffentlicht im Feuilleton), der sich - freilich auf einer sublimierten professoralen Wissens-Ebene - mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt beschäftigt. Endlich vor allem deshalb, weil die 'Neue Zürcher Zeitung' mit ihrem Nahost-Korrespondenten, Viktor Kocher, die derzeitige Situation doch eher palästina-freundlich und latent, manchmal aber auch offen, anti-israelisch einschätzt. Mit George G. Szpiro - dem Israel-Korrespondenten - und demjenigen Journalisten, dessen Texte immer mit Umg unterzeichnet sind und dessen Name ich noch nicht herausgefunden habe, ist die 'NZZ' jedoch des Öfteren um eine ausgewogene Darstellung bemüht.

Der Artikel von Diner greift nun aber über das Tagesgeschehen hinaus und zeigt unaufgeregt die Schwierigkeiten der israelisch-palästinensischen Annäherung auf - und zwar wegen beiderseitigen Unzulänglichkeiten.

Was man daraus mitnehmen sollte? Einerseits die folgenden Fremdwörter, die man sich entweder neu aneignen oder wieder in Erinnerung rufen kann:

- Mimikry (meint: Täuschung)
- Katarakten (meint: Stromschnellen)
- Kakofonie (meint: Uneinigkeit, Dissonanz)
- Prärogative (meint: Vorrechte, Vorzüge)
- emblematischen (meint: sinnbildlichen)
- kapriziert (meint: festgelegt, versteift)
- dilatorischen (meint: aufschiebenden, verzögernden)
- depraviert (meint: verdorben, verunstaltet)
- Sakrileg (meint: ein Vergehen an einem Heiligtum)
- Observanz (meint hier: Form, Ausprägung)

Andererseits aber sicherlich auch die Schlüsse, die Diner zieht:

"Mit der Hamas kann Israel im Prinzip keine politische, auf territorialer Unterscheidung zweier Gemeinwesen beruhende Lösung aushandeln. Das wäre mit der Autonomiebehörde von Mahmud Abbas durchaus möglich – wenn nur beide Seiten wollten bzw. könnten. Mit der Hamas wiederum können allein Formen der Waffenruhe und des Waffenstillstandes ausgehandelt werden – auch solche von langer Dauer. Die Konditionen und Regularien eines solchen Abkommens scheinen gegenwärtig blutig ausgehandelt zu werden. Denn ohne Anerkennung bleibt den Protagonisten nur die Sprache der Gewalt. Ihrer Syntax und Grammatik wird man gegenwärtig ansichtig."

Dies sollte all denjenigen Spinnern ein für alle Mal klar werden, die nach wie vor fordern, Israel müsse sich mit der Hamas an einen Verhandlungstisch setzen, um eine "politische" (Zitat: André Marty) Lösung zu finden. Ein Waffenstillstand kann mit den Dschihadisten zwar womöglich ausgehandelt werden - eine langfristige, auf Konzessionen fussende politische Lösung wohl eher weniger. Alles, worüber Israel mit der Hamas über eine Waffenruhe hinaus verhandeln könnte, wäre einzig die Frage, wann Israel von der Landkarte verschwinden soll. Für einmal sind die 'Israel-Kritiker' - ihr wisst schon: diese Wissenschafts-Imitatoren, deren kognitive Prozesse oftmals an Denkattrappen erinnern -, die ansonsten auch bei der 'NZZ' in den Leser-Kommentaren allgegegenwärtig sind und ihre abenteuerlichen Thesen breittreten, verdächtig still und melden sich ausnahmsweise kaum zu Wort. Und das ist auch gut so.

Mittwoch, 7. Januar 2009

"Das „Kana-Massaker“ der Hamas?"

Vor dem Hintergrund des tragischen Ereignisses von gestern, als die IDF offenbar das Feuer erwiderten und dabei neben Hamas-Terroristen, die von einer Uno-Schule aus israelische Soldaten beschossen haben, wohl auch mehrere Zivilisten getroffen haben, nimmt der internationale und diplomatische Druck vor allem auf Israel zu. Die aktivistischen Politiker, allen voran der umtriebige französische Staatspräsident Sarkozy, wollen ihre oftmals bloss auf die Wählergunst und Fundierung der eigenen Machtposition ausgerichtete vermeintliche Problemlösungskompetenz in den Gaza-Krieg einbringen, was zwar, wenn der Hebel an der richtigen Stelle (lies: bei der Hamas) angesetzt würde, nicht per se verkehrt sein muss.

Den ritualisierten Verurteilungsmustern, die seltsamerweise immer dann einsetzen, wenn die IDF - als Garantin der Sicherheit des demokratischen Rechtsstaates Israel und seiner Bürger - ihren Auftrag nicht nur theoretisch, sondern und vor allem in der Praxis wahrnehmen, haftet etwas Ungutes, ja zumeist etwas latent Ressentimentgeladenes an. Ist es abwegig zu vermuten, dass die sogenannte Weltgemeinschaft immer dann besonders laut aufheult, wenn sich Israel - also der jüdische Staat - in Zeiten des Krieges befindet? Ist es nicht merkwürdig, dass andere blutige und tragische Kriege der Gegenwart, etwa in Darfur, etwa an der kongolesisch-ugandischen Grenze oder etwa in Sri Lanka, in der Regel für die Uno und die Staatengemeinschaft wenn auch vielleicht nicht unbedingt von geringerer Bedeutung, so doch zumindest von geringerer Publizität sind? Was sind die Gründe dafür?

Natürlich ist Krieg etwas Fatales - etwas, wo "(...) im Wesentlichen «ganz normale» Angestellte, Lehrer, Handwerker und Facharbeiter – unter dem Einfluss der Umstände – dem Druck der militärischen Organisation, der Legitimation durch Ideologie und Befehle von oben, der Bereitschaft der Kameraden, Schiessbefehle gegen Zivilisten auszuführen, der Angst, die Zugehörigkeit zur Gruppe zu verlieren – zu Massenmördern wurden, ohne dazu gezwungen worden zu sein. Auch aus den Genoziden in Rwanda, Bosnien, Kambodscha und aus vielen weiteren Konflikten wird berichtet, wie unter dem Druck der Kriegssituation die persönliche Ethik schwindet, der «Gegner» oder die Opfer nicht mehr als Menschen betrachtet werden und Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern, sogar Gewöhnung an den Akt des Tötens möglich wird." (Zitat von Kurt R. Spillmann)

Nun trifft jedoch genau diese Beschreibung auf die IDF vielfach kaum zu, da sie diejenigen Streitkräfte sind, die am meisten auf humanitäre Standards Rücksicht nehmen. Es wäre mir jedenfalls nicht bekannt, dass eine Armee - mit Ausnahme der US Army vielleicht - vor Beginn der jeweiligen Einsätze die Zivilbevölkerung mittels Flugblättern, Anrufen und SMS auffordert, das Gebiet zu verlassen. Auch darf man in diesem Krieg nicht vergessen, wer ursächlich dafür verantwortlich ist: Nämlich die Hamas, die am 19. Dezember den auslaufenden Waffenstillstand einseitig nicht wiederverlängert hat und seither, aber auch bereits vorher, Hunderte von Rakten und Granaten auf israeliches Gebiet gefeuert hat - dies notabene meistens aus zivilen Einrichtungen wie z.B. Uno-Schulen.

Der zunehmende Druck auf Israel beruht einmal mehr auf falschen Prämissen. Nicht die hauptsächlich gegen radikal-islamistische Terroristen vorgehende IDF nehmen bewusst kalkulierend und kaltblütig Zivilisten ins Visier, sondern die Hamas, die - wenn sie denn könnte und nicht von der IDF daran gehindert würde - möglichst viele israelische Zivilisten töten möchte und darüber hinaus die palästinenische Zivilbevölkerung als Geisel für ihren eliminatorischen Antisemitismus genommen hat. Lizas Welt fragt daher zu Recht, ob es sich beim gestrigen zweifellos tragischen Ereignis etwa um das "Kana-Massaker der Hamas" handele? (Quelle)

Sonntag, 4. Januar 2009

"So this is the new year - And I don't feel any different" (Zitat: Death Cab for Cutie)

Den vermutlich an einer Hand abzuzählenden Lesenden dieses Blogs wünscht Höllensturz an dieser Stelle ein gutes Neues Jahr. Mögen - sofern vorhanden - Eure Ziele und Wünsche in erfahrbare Wirklichkeit übergehen..

And now for something completely different:

Die Militäroperation 'Gegossenes Blei' der israelischen Streitkräfte gegen die Hamas-Dschihadisten konnte in der Zwischenzeit noch nicht zu ihrem erhofften Abschluss gebracht werden. Mit dem Einsatz von Bodentruppen scheint jedoch Zuversicht angebracht zu sein, dass das Ziel der israelischen Regierung - "einen direkten und harten Schlag gegen die Hamas auszuüben und die abschreckende Stärke der IDF zu erhöhen, um langfristig eine verbesserte und stabilere Sicherheitssituation für die Bewohner des südlichen Israels zu schaffen" - möglichst rasch und hoffentlich unter grösstmöglicher Schonung der palästinensischen Zivilbevölkerung erreicht werden kann.

Die internationalen Verurteilungsrituale halten wie gewohnt mit der Militäroperation dynamisch Schritt. Obwohl mit Angela Merkel und ein paar anderen wenigen Politikern für einmal von unerwarteter Seite Unterstützung für das nachvollziehbare und legitime Vorgehen Israels signalisiert wird, spielt die Uno das bekannte Trauerspiel: Würden nicht die USA im Sicherheitsrat einseitige und wenig hilfreiche arabische Resolutionsentwürfe (wie z.B. derjenige, der jüngst von Libyen lanciert wurde) verhindern, würde sich die Uno zum Erfüllungsgehilfen der Hamas machen. Bezeichnend für die zunehmende Isolierung Israels in der Weltöffentlichkeit ist auch, dass sich der Sprecher der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft - wohl aufgrund der geharnischten Reaktion von Amr Mussa, Generalsekretär der Arabischen Liga, - für die am Vortag geäusserte Bemerkung, der Vormarsch Israels in den Gazastreifen sei defensiv ausgerichtet und deshalb eine "Selbstverteidigung", entschuldigt hat. Auch irritiert es zu sehen, dass in einigen arabischen Staaten - die ansonsten nicht eben bekannt sind für Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit - nun Tausende von Leuten gegen Israels Vorgehen demonstrieren, während am gleichen Tag in Bagdad eine Selbstmordattentäterin nahezu 40 unschuldige Zivilpersonen mit in den Tod reisst und dies der aufgebrachte ummasolidarische Mob anscheinend protestlos hinnimmt. Daran, dass im 'Westen' - und nicht zuletzt auch hierzulande - bei legitimen Operationen der IDF anti-israelische Kundgebungen stattfinden, hat man sich leider bereits gewöhnt.

Um diese teilweise moralinsauren und vielfach antisemitischen, antizionistischen und anti-israelischen Verurteilungsrituale nicht kommentarlos hinzunehmen, verweise ich auf einige Artikel:

"Solidarität mit Israel!", fordert etwa Lizas Welt (Link)

"Die zwölf wichtigsten Antworten zum Gaza-Krieg", geliefert von der 'Welt' (Link)

"Verhältnismäßigkeiten" beleuchtet wiederum die 'Welt' (Link)

"Israel als Jude unter den Staaten", konstatiert Stephan Grigat auf hagalil (Link)

Zum Schluss der Hinweis auf die "Stellungnahme des BAK Shalom zur Operation "Gegossenes Blei" des Staates Israel", formuliert vom BAK Shalom, eine - wie ich denke - in Fragen der Israel-Solidarität bisweilen durchaus löbliche Ausnahme innerhalb der Partei 'Die Linke', die ansonsten (personifiziert durch Norman Paech) doch eher von Antizionisten von altem Schrot und Korn dominiert wird. (Link)