Dienstag, 4. November 2008

versuch, einige unklarheiten und widersprüche auszuräumen

keine angst, der autor führt trotz der jüngst veröffentlichten textwüsten, deren erkenntnisgewinn wohl eher marginal ist, ein nach wie vor intaktes sozialleben..

es soll hier nun versucht werden, einige unklarheiten und widersprüche, die sich in den beiträgen "Obama als Chance? McCain als Konstante?" und "Warum ich um des Distinktionsgewinnes willen nichts einzuwenden hätte, würde McCain und nicht Obama als nächster US-Präsident gewählt" eröffnet haben, auszuräumen bzw. zu überwinden.

worum es mir im zweiten beitrag ging, um dies zu präzisieren und um allfälligen unklarheiten vorzubeugen, war nicht eine zentrale inhaltliche auseinandersetzung der jeweiligen positionen (da ja die reproduktion der kapitalistischen verhältnisse und die konsolidierung der bürgerlichen demokratie sowohl unter einem präsidenten obama als auch einem präsidenten mccain fortgesetzt würde), als vielmehr um die kontextuellen, mithin strukturellen produktionsbedingungen der meinungsmache. es ging mir also eher um eine kritik der ideologie, die in der meinungsäusserungsfreiheit vieler europäer in bezug auf die usa zum ausdruck kommt. ich bezeichnete also die mehrheit der 90% - vielleicht tatsächlich etwas gar pauschalisierend - als (latente) antiamerikaner. gerne würde ich mit den leuten dieses "repräsentativen" querschnitts diskutieren, um zu verstehen, wie sie die feldzüge der allierten gegen den irak einstuften, wie sie die beziehung der usa zu israel beurteilten und was sie vom iran und dessen nuklearprogramm hielten. ich bin mir sicher - das ist freilich eine unbeweisbare aussage -, dass die mehrheit der 90% tatsächlich antiamerikanische ressentiments formulieren würde. genau deswegen kann ich nicht mit diesen 90% übereinstimmen und würde deshalb nicht nur, aber auch um des distinktionsgewinnes willen mccain obama vorziehen.

widersprüche ortete ich u.a. v.a. hier:

"Das Bekenntnis zum Multilateralismus, so löblich es auch sein mag, überzeugt kaum, da Europa, der traditionelle Partner der USA, sich nach wie vor den USA gegenüber als moralisch überlegen betrachtet. Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt."

da scheint mir - als eine von vielen - eine ungereimtheit zu bestehen. was ich damit zum ausdruck bringen wollte, ist vermutlich folgendes:

obama wird von den europäern als der heilsbringer betrachtet, der die europäischen partner (vor allem de und fra) nach 8 jahren bush und schroff zurückgewiesener liebe (jedoch ursprünglich europäischerseits) die transatlantische einheit wieder herstellen soll. würde obama gewählt, dann bestünde tatsächlich die chance, dass er seine vision, die usa wieder in den multilateralismus, in die weltgemeinschaft zurückzuführen, umsetzten kann, da europa genau darauf hofft. insofern ist "Darüber hinaus sind kaum gemeinsame Strategien zwischen den zwei Blöcken erkennbar. Eine gemeinsame Vision fehlt" nicht zutreffend.

nun wäre ein geeintes transatlantisches bündnis sehr wünschenswert, gibt es doch noch zahlreiche problemherde auf der welt. ein starker verbund aus europäern und amerikanern könnte eventuell tatsächlich probleme lösen. was ich mit "kaum gemeinsamen strategien" gemeint habe, dürfte jedoch dabei eventuell zum pièce de résistance werden: die europäer wollen konflikte lieber mit diplomatie und auf dem verhandlungsweg lösen - zweifellos eine anzustrebende strategie.

doch manchmal ist der verhandlungsweg die falsche strategie und es braucht auch eine machtpolitik. im falle des iran bin ich nicht sicher, wie die 2 blöcke vorgehen möchten, um das problem zu lösen. mit dem möglichen einzug obamas ins oval office wäre es denkbar, dass die us-aussenpolitik 'europäischer' würde.

appeasement-politik, wie ich sie so oft den europäern im umgang mit dem mullah-regime vorwerfe, muss nicht in jedem fall schlecht sein (im umgang mit dem iran jedenfalls wäre es dennoch sinnvoller, eine härtere gangart einzulegen, denke ich), wie folgender artikel illustriert, der im jahre 2002 in der 'neuen zürcher zeitung' erschienen ist (der artikel ist hochintelligent, er analysiert aus spieltheoretischer sicht die entscheide, ob krieg oder frieden im umgang mit feinden das adäquate mittel sei und es zeigt sich, dass appeasement unter gewissen bedingungen durchaus auch angebracht sein kann. der "hochintelligente" artikel findet sich im pdf-file ganz zuunterst sodann auf deutsch eingescannt).

kurzum: sollten sich europa und die usa wieder besser verstehen, wäre dies natürlich zu begrüssen, tragisch wäre es jedoch, wenn diese annäherung auf 'kosten' von menschen ginge, die bestrebt sind, bspw. im nahen und mittleren osten (irak, afghanistan) eine demokratische ordnung aufzubauen und für ihre menschenrechte zu kämpfen, indem etwa obama, sollte er präsident werden, auf drängen von europa allzu früh die truppen aus dem irak abziehen würde, oder die, wie im falle georgiens (und teilweise auch der ukraine), nach dem westen ausschau halten, obwohl dies russland nicht passt.

Keine Kommentare: