Donnerstag, 30. April 2009

Ein Résumée der 'Jungle World' zur Antirassismuskonferenz

Heute im Angebot: eine sehr lesenswerte Zusammenfassung in der linken Wochenzeitung 'Jungle World' über die absurde Durban II-Konferenz in Genf.

Mittwoch, 29. April 2009

Soziologische Analyse der Krise

Das ehrwürdige und traditionsreiche, ehedem auch von Max Horkheimer geleitete Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main, einer, wenn nicht der bedeudentsten Forschungsstätten für den wissenschaftlichen Marxismus, hat sein wertvolles soziologisches Erbe offenbar bis heute gut erhalten (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Leo Löwenthal, Friedrich Pollock, in Teilen wohl auch Jürgen Habermas lassen grüssen). In der Tradition der von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer begründeten Kritischen Theorie der Frankfurter Schule erschien gestern im Feuilleton der 'Neuen Zürcher Zeitung' von Sighard Neckel, Mitglied der Leitung des Instituts für Sozialforschung, ein cleverer Beitrag ("Das Desaster der Erfolgskultur - Das abrupte Ende des Gewinnspiels erschüttert nicht nur das Finanz- und Wirtschaftssystem") zur gegenwärtigen Wirtschafts-, Finanz- und Vergesellschaftungskrise. Darin umschreibt er im schönsten Soziologen-Deutsch die Ursachen der Krise:

"Da nur noch das Ziel der Gewinnsteigerung, aber nicht mehr die Mittel zählten, mit denen es erreicht werden sollte, zeigte sich das Finanzsystem offen für alle Erscheinungsformen wirtschaftlicher Devianz. Von politischer Kontrolle weitgehend befreit und beglaubigt durch das Mantra von Rating-Agenturen, war es nicht individuelles Fehlverhalten, sondern ein Systemeffekt, dass sich die Wirtschaftskultur des schnellen Geldes paarte mit Falschmünzerei."

Es handele sich also keineswegs um individuelles Fehlverhalten, wie von Populisten von links und rechts immerzu kolportiert wurde und wird, sondern doch eher um systemische Unzulänglichkeiten.

Sehr schön ist ebenfalls:

"Die Sucht nach Erfolg, gemessen in reinen Geld- und Statusbegriffen, wurde zum mentalen Pendant des Finanzmarktkapitalismus, zur Subjektivierung einer Wettbewerbsgesellschaft, in der sich das Ranking auf vorderen Plätzen zu einer Art Privatreligion aufrichten konnte. – Durch den Banken-Crash ist daher viel mehr erschüttert worden als nur das Finanzsystem. Wenn heute unter den Vermögensbesitzern der Verlust von Renditen als persönliches Problem und psychische Krise ankommt, dann schlägt sich darin auch nieder, wie wirksam sich die Maximen des raschen finanziellen Erfolgs im Habitus des modernen Bürgertums bereits verankern konnten. Jenseits dieser sozialen Markierung treibt das Ende des Traumes vom scheinbar mühelosen Reichtumserwerb Angst und Häme in einer brisanten Mischung hervor. Die unteren Schichten müssen befürchten, auch in der Zeit der grossen Verluste die Verlierer zu sein, nachdem sie es in der Zeit der grossen Gewinne ebenfalls schon gewesen sind."

Solche Einschätzungen stünden den deutschen Sozialdemokraten sicherlich auch gut an, bevor sie sich - einmal mehr - über Ackermanns Traumergebnis "empören."

Dienstag, 28. April 2009

Pamphlet für Joe Ackermann, den Neoliberalismus, die Neocons, Bush, McDonalds, Israel, Luxus, Reichtum, Antifa

Ein etwas unreflektiertes und höchst affirmatives Pamphlet mit einer Aneinanderreihung von in Misskredit geratenen Begriffen und Namen zu einem idenditätsstiftenden Ideologieverschnitt, der nicht nur an seinen inneren und äusseren Widersprüchen (Neocons und Fukuyama? Das war einmal..) zu scheitern droht, sondern vor dem Hintergrund des Bank 2.0-Zeitalters, des in einem antagonistischen Widerstreit zu den Neocons entstandenen Zeitalters des Obamanismus (also des Post-Neokonservatismus-Zeitalters), des Zeitalters des zunehmenden Gesundheitsbewusstseins und der materiellen Bescheidenheit und des Zeitalters der Gleichsetzung jeglicher Religionskritik, allen voran der Kritik am Islam, mit 'Rassismus' bzw. 'Islamophobie' etwas anachronistisch anmutet:

Wider die zeitgeistigen Denk- und Handlungsverschiebungen hin zum staatstragenden Rudimentär-Kapitalismus. Wider die vom deutschen Michel ostentativ eingeforderte Rückbesinnung auf die "soziale Marktwirtschaft". Wider die reaktionären und regressiven antikapitalistischen Handlungsalternativen der linken Staatsfetischisten. Wider die antiamerikanischen und antiangelsächsischen kontemplativen nationalkonservativen Forderungen nach einer Rückbesinnung auf schollenverbundene Werte. Wider die friedensvolksgemeinschaftliche Verklärung der Neocons und - um der Menschenrechte und Prosperität willen - der alternativlosen Pax Americana.

Für den Neoliberalismus angelsächsischer friedman'scher Prägung. Für die Reaganomics und den Thatcherismus. Für Reichtum und Luxus für alle. USA, Israel, Antifa. Lacoste, Nike, Fred Perry. Mc Donald's, Wendy's, Krispy Kreme Doughnuts. Ayaan Hirsi Ali, Irving Kristol, Paul Wolfowitz, Francis Fukuyama, Samuel P. Huntington, George W. Bush, Ariel Sharon, Henryk M. Broder, Justus Wertmüller, Lizas Welt. Für das Recht auf verhöhnende Religionskritik. Für die kritische Theorie und Analyse der Gesellschaft, mithin für eine materialistische Ideologiekritik.

Mittwoch, 22. April 2009

antirassismus, israel und die medien

die 'nzz', einer der bevorzugten titeln von höllensturz, ist auf dem gebiet der nahost-berichterstattung leider eher schwach. von den 3 korrespondenten (vk, umg und gsz), die sich zum nahen osten im weiteren und zu israel im engeren sinne regelmässig melden, ist hauptsächlich gsz und in teilen auch umg unvoreingenommen (wenn auch beide diese maxime journalistischen wirkens nicht immer befolgen). vk hingegen ist ein typisches exemplar eines sog. 'israelkritischen' journalisten.

ein früherer nahost-korrespondent der 'nzz' wiederum, arnold hottinger, hat den grundstein für die auch bei der 'nzz' vorhandene 'israelkritische' position bereits früh gelegt. vk dürfte von hottinger einiges gelernt haben.

man lese etwa ein interview mit hottinger im 'tages-anzeiger' über die anti-israelische und anti-westliche hassrede ahmadinejads bei der sog. 'antirassismus-konferenz' und man staune hernach über die einordnung der rede durch den ehemaligen nahost-korrespondenten. da wird recht schnell deutlich, wohin die sog. 'israelkritik' führt: ins absurde. darüber hinaus wird man schnell einmal zu einem apologeten eines antisemitischen und antiwestlichen fanatikers.

eine andere knallcharge ist - der regelmässige leser dieses blogs weiss bescheid - der sf-korrespondent in tel aviv, andré marty. auf seinem blog, das nachgerade im kommentar-modus als eine plattform und ventil zugleich für anti-israelischen hass benutzt wird, wirkt er als äusserst stilsicherer stichwortgeber wider den israelischen 'unrechtsstaat.

hier eine kleine auflistung der leser-kommentare in andré martys blog:

"Herr Marty, wir alle kennen Sie als objektiven Journalisten, der uns Fakten und Nachrichten übermittelt, ohne diese vorher selber subjektiv gewertet zu haben. Ich hingegen kann dies nicht, momentan bin ich ziemlich voreingenommen und würde gerne, wenn Sie es erlauben, meine Meinung zu diesem Thema an dieser Stelle kundtun:

Wir wissen, dass Mahmud Ahmadinedschad kein Heiliger ist und hören leider immer wieder von den Menschenrechtsverletzungen im Iran! Dass sich jedoch gerade Israel, das mit seinen Kriegen ja auch gegen Völker- u. Menschrechte verstösst, in unsere Aussenpolitik so einzumischen vermag, akzeptiere ich nicht! Ich finde, als neutrales Land sollte die Schweiz immer wieder versuchen, mit den "schwierigeren" Staaten mittels Diplomatie im Gespräch zu bleiben, um somit einen Beitrag zur Konfliktminderung leisten zu können."

"Danke Lucia, dass Du hier eine Lanze gebrochen hast.

Man darf sich ja schier nicht "anti-israelisch" äussern, um nicht gleich als Anti-Semit zu gelten...

Es mangelt irgendwie auf allen Seiten an weisen Leuten:
Iran provoziert wie bis anhin (schliesslich stehen da ja bald auch Wahlen an, da macht es sich besonders gut, noch etwas gegen den Erzfeind rumzupoltern) und Israel schmolt vor sich hin wie ein kleines Kind, das weniger Aufmerksamkeit erhält als andere...

Es hat ja schon etwas Verlogenes, sich gegen den Iran aufzulehnen, gleichzeitig nicht aber gegen andere Staaten, in welchen auch keine besseren Verhältnisse herrschen - wie z. B. China oder die folternden USA...

Doch die Haltung der offiziellen Schweiz, aufeinander zuzugehen, darf nicht darüber hinweg täuschen, dass auch wir keine saubere Weste haben. Oder werden neuerdings keine Rüstungsgüter mehr nach Israel geliefert?"

"Wurde 1967 in der Schweiz geboren, weiss auch nicht warum, aber mag das 'Gejammer' aus Israel nicht mehr hören, es ist mir unterdessen egal, es gibt viele andere bewaffnete Konflikte in der Welt, die bisweilen viel mehr Tote zur Folge hatten, aber bei "Israel" wird rasch hyperventiliert, auch in den Medien, warum? Wenn man 1967 geboren wurde, war man auch keine "Handlangerin" im Holocaust, man will sein eigenes Leben, ist das verboten?"

die zitierten kommentare entsprechen ganz dem geist und der linie des blogs von andré marty und stellen also keine ausnahme dar.

Dienstag, 21. April 2009

Durban II - Auf dem Boden der antisemitischen Realität

Der 1. Tag der sog. 'Antirassismus-Konferenz' offenbarte bereits in entwaffnender Ehrlichkeit, worum es der Welt versammelten angeblichen Antirassisten in Wirklichkeit geht: um antisemitische Hassreden, um die Verhöhnung des jüdischen Staates Israel, um eine Verkehrung des Rassismusbegriffes und um einen anti-westlichen Impetus. Im institutionellen Rahmen der Uno kann 'Antirassismus' nur bedeuten, dass wirklicher Rassismus nicht Gegenstand der Gespräche sein darf, da sich dadurch die autoritären arabischen Staaten angegriffen fühlen könnten. Die "Genfer Groteske" war exakt in dieser Verlaufsform vorsehbar, so dass nur die grössten Heuchler - wie etwa Ban Ki-moon oder einige Schweizer Politiker (die Bundesräte Merz und Calmy-Rey) - tatsächlich von den rassistischen Ausfällen des iranischen Stargastes der 'Antirassismus-Konferenz' besorgt sein können. Die von Ahmadinejad abgegebenen Worte entsprachen nämlich genau dem Geist, den diese Konferenz atmet und sind also alles andere als überraschend. Die 'Antirassismuskonferenz' hat somit also bereits am ersten Tag mit aller Offenheit und in aller Deutlichkeit gezeigt, dass der Kampf gegen Rassismus nicht in der Uno ausgefochten wird und dass diese Konferenz nichts als ein schlechter Witz ist.

Freitag, 17. April 2009

"Präventive Kapitulation des Westens"

Der Westen täte vielleicht gut daran, zuweilen auf beherzte iranische Stimmen aus dem Exil zu hören, welche die iranische Bedrohung für den Westen, Israel zuvörderst, nicht mit dem hinlänglich bekannten, zunehmend auch von Barack Obama gesprochenen Old Europe-Sprech benennen - der dem Publikum eine präventive Kapitulation vor den antimodernistischen, antisemitischen, antiwestlichen, antikapitalistischen, antifeministischen und religiösen Eiferern als diplomatischen Erfolg vermitteln will -, sondern welche die iranischen Hegemonialansprüche im Nahen Osten, die durch die iranische Bombe ihre äusserste Form der Paranoia erfahren, differenzierter und wohl auch realistischer beschreiben.

Als Vorboten dieser präventiven Kapitulation des Westens vor den Mullahs und ihren Ansprüchen als Regionalmacht ist wohl auch die erst kürzlich publik gewordene Aushebung einer Hisbollah-Zelle in Ägypten zu sehen. Die von Iran unterstützten Terroristen werden beschuldigt, nebst den Anschlags- und Entführungsplänen auf bzw. von Israeli (die eine Folge des inhärenten eliminatorischen Vernichtungsantisemitismus der Dschihadisten sind) in Ägypten Wühlarbeit zugunsten der Iraner geleistet zu haben. Der Iran ist möglicherweise aktiv daran, seine antimodernistische Ideologie, den "Chomeinismus", den anderen, teilweise etwas weniger reaktionären arabischen Regimes aufzuzwingen.

Obama scheint mit seiner Appeasement-Politik gegenüber dem Iran, ganz in der Tradition von Old Europe, diese reaktionären und mörderischen Tendenzen im Nahen Osten zu verschärfen.

(Der Vollständigkeit halber sei auch auf die bei 'Spiegel online' ebenfalls vertretene Gegenposition verwiesen.)

Dienstag, 14. April 2009

Durban II - Das Trauerspiel nimmt kein Ende

Überraschend ist es nicht: Der iranische Präsident und Holocaust-Leugner, Mahmud Achmachmirdendschihad, will an der Uno-Konferenz gegen angeblichen Rassismus teilnehmen. In Genf. Ab nächsten Montag. (Link)

Dazu habe ich ein kleines und etwas holpriges antifaschistisches Gedicht vorbereitet..:

Gegen die Durban II-Konferenz
Gegen die Antisemiten-Präsenz
Für die zivilisatorische Differenz
Für Israels bedingungsloses Recht auf Existenz!

Nieder mit dem Uno-Menschenrechtsrat
Nieder mit diesem antiwestlich-antisemitischen Apparat
Seien wir zu Ahmadinejad, Chávez et al. rabiat
Schreiten wir zur Tat!

Mittwoch, 8. April 2009

"Arabische Liga feiert Massenmörder"

An dieser Stelle sei auf einen Text über den jüngsten Gipfel der Arabischen Liga hingewiesen.

Darin wird die Doppelmoral der arabischen Prinzen, Monarchen und (Halb-)Diktatoren in Bezug auf die Haltung in Konflikten hervorgekehrt: Einerseits solidarisierten sich die arabischen Autoritäten mit Omar Hassan al-Bashir, dem Präsidenten des Sudan und mutmasslichen Kriegsverbrecher, andererseits rufen sie die 'internationale Gemeinschaft' auf, die israelischen 'Kriegsverbrechen' nicht folgenlos hinzunehmen.

Montag, 6. April 2009

Kicken mit Maradona

Nationalbolschewistisch heisst national sozial

Die "Tochter" (Zitat: Henryk M. Broder) schreibt in der nationalbolschewistischen Zeitung 'Junge Welt' gegen die "rassistische Regierung" in Israel. Dass sie dabei vor allem viel hysterischen Denkabfall produziert, überrascht weiter nicht. Bezeichnender ist hingegen schon viel eher, dass angeblich 'linke' Agitationsräume, für welche die 'Junge Welt' publizistisch einsteht, nicht per se frei sein müssen von "antisemitisch-antizionistischen Gedankenlosigkeiten" (Zitat: Henryk M. Broder).

Freitag, 3. April 2009

"Böserman"

Ein hervorragender Text vom 'Spirit of Entebbe'-Autor Claudio Casula über den neuen Aussenminister Israels, Avigdor Lieberman, und über die negativ konnotierten Substantivierungen ("Hardliner", "Rechtspopulist", "Ultranationalist") seiner Person durch die Presse.