Freitag, 29. August 2008

Eurobbabokal! Eurobbabokal! Sowie ein Versuch über die Ergründung meines eher negativen FC Basel-Bildes

Der FC Zürich hat auf den durchzogenen Heimauftritt gegen Sturm Graz im Rückspiel der UEFA-Cup-Qualifikation adäquat reagiert. Auch wenn das Spiel schliesslich erst im Elfmeterschiessen entschieden worden ist, hat der FC Zürich - mit einigen jungen Spielern angetreten - auswärts eine gute Figur abgegeben. Die Kontinuität des Rendements des FC Zürich ist, nachdem einige Führungsspieler den FC Zürich nach den Meisterjahren in Richtung Ausland verlassen haben, nicht selbstverständlich. Vor diesem Hintergrund ist die Qualifikation für den UEFA-Cup eine sehr gute Leistung.

Wenn jetzt Hassli noch vermehrt treffen wird und die unbrauchbaren Spieler, die allesamt letzte Saison zum FC Zürich gestossen sind und inzwischen lediglich gutbezahlte Trainingsgäste sind, auf dem Markt für möglichst viel Geld abgestossen werden können, dann dürfte das kurze Intermezzo des FC Basel an der Spitze des Championnats als Fussnote in die Geschichtsbücher eingehen..

Apropos FC Basel: Der FCB hat sich ja für die Champions League qualifiziert. Zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel bestehen traditionelle Rivalitäten, die vor allem seit dem legendären Titelgewinn des FC Zürich in Basel 2003 durch den die Meisterschaft entscheidenden Treffers in der 93 Spielminute zuweilen in Gewalt münden.

Wieso ich, als Anhänger des FC Zürich, ein ambivalentes Verhältnis zum FC Basel pflege ("ambivalentes Verhältnis" ist eher ein Euphemismus dafür, das ich den FC Basel eigentlich nicht so mag): Es ist nicht so, dass ich den FC Basel nicht mag, weil man als Fan des FC Zürich den FC Basel nicht zu mögen hat. Das erscheint mir - obwohl ich demgegenüber einigermassen wohlwollend gesinnt bin - ein zu sehr von einer Ultrà-Mentalität gekennzeichnetes Verhaltensmuster zu sein, das der vielfältigen Facetten des Fussballs nicht gerecht wird. Sicherlich, als den Fans oder den Ultràs des FC Zürich wohlwollend Gesinnter bietet diese Sichtweise reichlich distinktives und provokatives Kapital, zwei nicht zu unterschätzende Faktoren für organisierte radikale Anhänger. Auch würde ich tatsächlich nicht verleugnen, dass diese Dimension berücksichtigt werden muss, um verstehen zu können, warum ich den FC Basel nicht so mag. Die Antipathie jedoch ausschliesslich auf diese Dimension zu reduzieren, käme der Realität nicht gerecht. Im Gegenteil: Es gibt vieles, was ich beim FC Basel bewundere: die Konstanz, mit der man seit Jahren guten Fussball spielt, die guten Fans und die gute Stimmung, die umsichtige Transferpolitik, die clevere Integration der Mäzenin Gigi Oeri, Ehefrau eines Erben der Hoffmann-La Roche-Millionen; all dies zeugt von einer hohen Fussball- und Fankultur einerseits und einem ganzheitlichen Management-Ansatz andererseits. In vielerlei Hinsicht ist der FC Basel vorbildlich. Sauber wäre es, wenn Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich, beim FCB etwas abschauen kann für den FCZ..

Im Fussball vielleicht mehr als in anderen Dingen ist man meist auf eine exklusive Affinität (zu seinem Verein) bemüht. Diese Unterstützung schliesst jedoch nicht aus, dass ich einiges beim FC Basel gut finde - tauschen möchte ich trotzdem niemals. Vielleicht ist es diese spezielle FC Zürich-Ambiance, dieses Perpetuum mobile von kreativen Choreographien und einfallsreichen Fangesängen sowie auch das Zwielicht des orange-gelb-roten Leuchtfeuers der Pyros und die im Anschluss danach die von Rauschwaden eingehüllte Szenerie, welche die Liebe für den FC Zürich, trotz den in diesen Momenten schemenenhaften Umrissen, nur umso klarer erscheinen lässt..

FC Züri allez allez

FC Züri alé alé
Südkurve das sind mir ellei
ob als gascht oder au dihei
mir lönd oi sicher nie ellei

blau und wiss sind oisi farbe
sind wie balsam uf oisi narbe
und gäg die isch s'bescht rezept
es goal vo oisem fcz

wiiterränne, wiiterkämpfe
niemertem en meter schenke
so mached ihr jede gegner weg
für oi, für ois, für de fcz

hoppers chömmemer mal zu oi
das wort stimmig isch für oi neu
immer nur grossi rede schwinge
warum ghört mer oi denn nie singe?

vo oi chammer ja nüt erwarte
oi kurve isch en chindergarte
was zum tüüfel sind denn ihr
wahri zürcher sind nume wir

Mittwoch, 27. August 2008

Les extremes se touchent

Wie weit sich die Apologeten der russischen Strafaktion gegen Georgien aufs Glatteis begeben, verdeutlicht die Stellungnahme der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (wobei ich die Information ursprünglich diesem Blog entnommen habe): Unter dem Titel "Altkanzler Schröder auf NPD-Kurs" 'kritisieren' die Nationalsozialisten die angebliche westliche Heuchelei, die angebliche Ergebenheit Deutschlands dem US-Imperialismus gegenüber und stimmen im Gegenzug ein Lobeslied auf den russophilen Altkanzler Gerhard Schröder an, der mit seiner Einschätzung des Krieges recht habe, wonach Georgien und inbesondere der georgische Präsident, Micheil Saakaschwili, an der Eskalation des Konfliktes verantwortlich seien.

Die Gegensätze berühren sich: Der SPD-Altfriedenskanzler einerseits und die Nationalsozialisten andererseits finden sich erneut - nachdem sie bereits während der US-geführten Befreiung des Iraks von der faschistoiden Diktatur Saddam Husseins eine Friedensvolksgemeinschaft mit anderen Verbänden und der 'Mitte der Gesellschaft' gebildet haben - im selben (dieses Mal: russophilen) antiwestlichen Projekt vereint.

Montag, 25. August 2008

Marathon

Im gestrigen Beitrag wurde es kurz erwähnt: Ich habe den Olympia-Marathon der Männer live im Fernsehen geschaut. Dieser Wettbewerb - eine Königsdisziplin der Leichtathletik und der Olympischen Spiele - übt seit einiger Zeit eine seltsame, unerklärliche Anziehungskraft auf mich aus. Am Ursprung dieses Interesses stehen vermutlich die Leistungen des zierlichen Marathonläufers Viktor Röthlin. Insbesondere der Schlussspurt an der Leichtathletik-WM 2007 in Osaka, der zum Gewinn einer Bronzemedaille führte, hat mich beeindruckt. Ob meinem schrittweise sich eingestellten Interesse für den Marathon gerät es ein wenig in Vergessenheit, dass ich Viktor Röthlin zu Beginn seiner Präsenz im Fernsehen eher als einen aufmerksamkeitsdefizitären Akteur einer uninteressanten Randsportart einstufte.

Tempora mutantur et nos mutamur in illis. So habe ich zum Beispiel erst kürzlich eine Rezension zu Haruki Murakamis neuem Buch, 'Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede', gelesen - und dabei wiederum festgestellt, dass das Laufen, sowohl in seiner professionellen als auch in seiner laienhaften Ausführung, einen unerklärlichen Reiz auf mich ausübt. Unerklärlich deshalb, weil ich nicht laufe, da mein Fitness-Stand einerseits sehr zu wünschen übrig lässt und es mir andererseits die Anstrengungen - körperliche als auch konditionelle - schlicht nicht wert sind. Ich vermute, dass das Laufen - insbesondere der Marathon - die Grenzen der menschlichen Anatomie und Physiologie teilweise fahrlässig ausreizt. Das Marathonlaufen ist paradoxerweise eine Verhöhnung der Rationalität unter den Kategorien der Rationalität - die Profiläufer bereiten sich jeweils akribisch auf ihre Läufe vor. So ist bekannt, dass Viktor Röthlin in seiner Vorbereitungsphase für Peking 2008 nichts dem Zufall überlassen hat, dass die Trainingsmethoden kühl-rationaler Provenienz gewesen sind. Die Vorbereitung auf die 42.195 km mag jeweils noch so optimal sein - am Schluss des Laufes sind die trainierten Körper, das Kapital der Athleten, oftmals nur noch Pamplemousse (ein schönes französisches Wort, dass den Zustand eines erschöpften Körpers irgendwie treffend beschreibt).

Nun, der Olympia-Marathon war ein grosser und spannender Lauf - die Kenyaner haben mit einer horrenden Pace das Feld früh gesprengt. Mit seinem 6. Rang hat Viktor Röthlin zwar sein erklärtes Ziel, den Gewinn einer Olympia-Medaille, verpasst, dennoch ist die von ihm erbrachte Leistung in diesem kompetitiven Feld hoch einzuschätzen. Als bester Europäer gewann er immerhin ein olympisches Diplom. Im Marathon vielleicht (noch) mehr als in anderen Wettbewerben kommt das olympische Motto im Coubertinschen Sinne - dabeisein ist alles - nachwievor zum Ausdruck (ob das jetzt erstrebenswert ist oder nicht, sei dahingestellt). Sowie die Läufer, viele am Ende ihrer Kräfte, das Ziel erreichen, kommt bei vielen unabhängig ihres Schlussranges ein Gefühl der Freude (und natürlich: der Erleichterung) auf. Angesichts der qualvollen 42.195 km, die man in einer unglaublich schnellen Zeit (durchschnittlich nur etwas mehr als 3 Minuten pro Kilometer!) absolviert hat, ist den Läufern die Freude über die Zielankunft nicht zu verübeln. Allerdings treffen nicht alle wohlerhalten im Ziel ein: So erbrach sich z.B. ein asiatischer Läufer unmittelbar nach der Ankunft auf die Kunststoffbahn..

Untenstehend ein Foto des verdienten Olympiasiegers, Samuel Wansiru aus Kenya:

Sonntag, 24. August 2008

Das Narrenschiff hat angelegt

Das Narrenschiff - ihr wisst schon: die Bootsladung von Hamas-Terrorverstehern, die unter dem Banner der 'Menschenrechte' in das Menschenrechts-Paradies Gaza segeln will, um unter anderem gegen die "israelische Blockade des Gazastreifens" zu protestieren (als ob daran nicht die Hamas selbst schuld wäre) - hat inzwischen in Gaza angedockt. Ich staunte nicht schlecht über die ARD-Tagesschau, die ich kurz nach der Liveübertragung des Olympia-Marathons geschaut habe: Im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen wurde die Anlegung des Narrenschiffs in Gaza tatsächlich in den Stand einer seriösen Nachricht erhoben. Als ob die Kampagne der Passagiere des Narrenschiffs nicht schon debil genug wäre, setzt die ARD - wenn auch unfreiwillig - mittels eines lächerlichen Beitrages die der Aktion vollends zustehende Narrenkappe auf.

Montag, 18. August 2008

Munich

Ich habe gestern Abend den Film 'Munich' von Steven Spielberg gesehen. Hierzu nun meine Eindrücke:

Der Film 'Munich' von Steven Spielberg - dem "grossen Regiesseurn des Popcornkinos" (die verlinkte Kritik ist zwar nicht wirklich gut, da offensichtlich auch sie das alttestamentarische Bibelwort "Auge um Auge, Zahn umd Zahn" als blutrünstige (jüdische) Rachsucht und nicht etwa als Entschädigungsregelung, wie es zu deuten wäre, interpretiert) - ist nicht schlecht. Er ist in das Genre des Agententhriller einzuordnen, eine Kategorie filmischen Schaffens, die ansonsten eher von einer ikonographischen Figur namens Jamens Bond besetzt ist. Im Gegensatz zu jener übertrieben männlichen Projektionsfläche, die den beruflichen Erfolg, die scheinbar mit Leichtigkeit zu erzielende Wirkung auf hübsche Frauen, die Affinität zu modernen Spielzeugen aka Waffen und die Träume von schnellen Autos widerspiegelt, ist der Protagonist in Spielbergs Agentenfilm, ein Mossad-Agent, zunehmend moralisch gespalten ob seinem Tun für Eretz Israel, das darin besteht, Verantwortliche für das Mörderkommando von München 1972 aufzuspüren und zu liquidieren.

Die Ausgangslage des Films alleine wäre vielversprechend. Dieses Versprechen für einen guten Film wird sodann jedoch nur teilweise eingelöst. Einerseits ist der Hinweis am Anfang des Films, wonach die Geschichte "inspired by real events" sei, eine schwerwiegende Hypothek, da der Film letztlich den Balanceakt zwischen gesicherten Fakten und Spekulationen äusserst schlecht meistert. Ein Kommentar in der Welt verdeutlicht diese Problematik.

Andererseits sendet das Ende des Films nicht unbedenkliche Signale in den Kinomainstream und also auch an die Öffentlichkeit. Die zunehmenden moralischen Zweifel des Protagonisten, ob die Methoden des Mossads zur Verfolgung und Liquidierung der Terroristen moralisch angemessen und also vertretbar seien, münden traurigerweise in die völlige Lossagung des Protagonisten von Israel als solchem. Das mag zwar für einen Film relativ harmlos sein, ist jedoch angesichts ähnlicher Verurteilungsmuster, die israelische Militäraktionen und/oder Mossad-Kommandos zumeist auf sich vereinen (während letztere vielfach eher Gegenstand von Verschwörungstheorien sind, bilden die Aktionen der IDF ein beliebter Gegenstand der 'Kritik' von 'Israelkritikern', um das Existenzrecht Israels zu delegitimieren, um Israel zu dämonisieren und um doppelte Standards zur Beurteilung der Durchsetzung der Sicherheit von Bürgern anzuwenden), nicht ohne Signalcharakter.

Dennoch habe ich den Film nicht schlecht gefunden. Spielberg bemüht zwar komplexitätsreduzierende, aber dennoch filmisch ansprechende Mittel - und das ist ja in einem Hollywood-Film zumeist zentral - um die äusserst erfolgreiche Verfolgung von Terroristen in einem abendfüllenden Film aufzuzeigen. Die zunehmenden moralischen Zweifel des Protagonisten wirken leider etwas aufgesetzt, sind aber wohl der Preis (so sie denn nicht der tatsächlichen Überzeugung Spielbergs entsprungen sind, wie auch der Kommentator im Welt-Artikel glaubt), den Spielberg dafür bezahlen musste, um den Film markttauglich zu machen.

Samstag, 16. August 2008

Strategisches Grundsatzpapier der US-Aussenpolitik seit 9/11

Der Konflikt im Kaukasus dient für viele Kommentierende des Zeitgeschehens, sei es in Leser-Kommentaren bei NZZ-online oder in anderen Foren, als willkommener Anlass, um antiamerikanische Ressentiments zu reproduzieren. Um diesen von Emotionalität und Ideologie, und nicht etwa Rationalität und Kritik, determinierten Meinungen entgegenzuwirken, verweise ich auf ein strategisches Grundsatzpapier, das die amerikanische Aussenministerin, Condoleezza Rice, für die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift 'Foreign Affairs' verfasst hat. Darin skizziert sie die US-Aussenpolitik seit 9/11 - notabene eine Aussenpolitik, die bei westlich orientierten Kommentierenden des Zeitgeschehens ungeteilter Zuspruch finden müsste. Zu wünschen ist allerdings, dass diese sehr transparente und ehrliche Formulierung der US-Aussenpolitik durch die Secretary of State, Condee Rice, selbst notorischen Russland-Verstehern und/oder antiwestlichen Kulturrelativisten den Spiegel vorhält. Ihre ideologische Verurteilung dessen, was die USA unternimmt oder unterlässt, könnte angesichts dieses cleveren Strategiepapiers der Erkenntnis weichen, dass die US-Aussenpolitik (seit 9/11) möglicherweise doch nicht des Teufels ist. Allerdings sind das hehre Hoffnungen, die sich angesichts der Aufklärungsresistenz notorischer Amerika-Hasser vermutlich kaum einlösen lassen werden.

Hierzu der Link zum Aufsatz.

Ich denke, bei diesem Aufsatz Condoleezza Rices handelt es sich schlicht um die beste je formulierte Möglichkeit einer Aussenpolitik, welche die kurze Frist mit der langen Frist zu verknüpfen versucht, die Realismus und Idealismus gleichzeitig anstrebt und die für die weltweite Realisierung der (amerikanischen, aber gleichzeitig auch universalen) Werte "freedom, human rights, open markets, democracy, and the rule of law" auf das volle Arsenal aussenpolitischer Macht zurückgreift (diplomatische, politische, wirtschaftliche, aber auch, wenn es sein muss, militärische Mittel).

Der Aufsatz müsste eigentlich allen Politologie-Studierenden zur Lektüre empfohlen werden..

Dienstag, 12. August 2008

Der Krieg des neuen Russland

Seit einigen Tagen ist im Kaukasus aus einem kalten ein heisser Krieg geworden. Die etwas unüberlegt anmutenden georgischen Aktionen als Reaktion auf die von Südossetien aus gesteuerten anhaltenden Provokationen Russlands zu Beginn des bewaffneten Konflikts sind sicherlich noch kritisch zu analysieren. Auch vor dem Hintergrund einer endgültigen Einbindung Georgiens in den Westen (Nato), die wohl kaum gelingen dürfte, solange sich Tbilisi gegen Russland im Krieg befindet, ist es wichtig, die Ereignisse in Georgien und Südossetien akribisch zu rekonstruieren, die zu dieser Eskalation dieses Konflikts geführt haben um allenfalls politische (lies: personelle) Konsequenzen ziehen zu können (zumal auf Saakaschwilis ursprüngliche westlich angebundene Reform-Agenda inzwischen doch einige Schatten aus vergangenen Schewardnadse-Zeiten gefallen sind (die letzten Wahlen dürften wohl kaum frei im westlichen Sinne gewesen sein)).

Nichtsdestotrotz sollte der westlich orientierten Regierung Saakaschwilis in diesem Krieg mit Russland aus prononciert westlicher Optik (eine andere Optik ist seit 9/11 und des War on Terror überdies aus antifaschistischer, kommunistischer, neokonservativer, libertärer oder anarcho-kapitalistischer Sicht ohnehin nicht mehr zulässig) ungeteilte Solidarität zuteil kommen.
Von den reaktionären und völkischen Sezessionsbestrebungen Südossesetiens und Abchasiens von Georgien, die in einer von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannten einseitigen Unabhängigkeitsausrufung mündeten und welche von Russland unterstützt werden, abgesehen, dürfte es schwierig sein, zum Status quo ante zurückzukehren, zumal das neue Russland, Putins Russland, offenbar gewillt ist, sein Grossmachtsstreben und seinen Einfluss in der Region auszudehnen und die ehemalige Sowjetrepublik Georgien wieder unter seinen Einflussbereich zu bringen.

Die Friedensfreunde, die normalerweise bei jedem gezielten Präventivschlag Israels gegen seine Feinde aus ihren Löchern gekrochen kommen und Israel 'Unverhältnismässigkeit' vorwerfen, sind verdächtig still ob der russischen Bombardements gegen zivile georgische Einrichtungen und Zivilisten. Keiner von den Wursthaar- und Pace-Fahnen-Träger meldet sich zu Wort angesichts der Unverhältnismässigkeit der von Moskau angewendeten Mittel in diesem Konflikt.

In den Medien und insbesondere in den Leser-Kommentaren sind die Meinungen unterschiedlich. Ich verweise an dieser Stelle gerne auf einen Kommentar in der Neuen Zürcher Zeitung, der die Sachlage trotz der nachwievor unsicheren Nachrichtenlage (z.B. über den Ursprung der Eskalation) vermutlich ziemlich objektiv abbildet. In den Leser-Kommentaren (nicht nur bei diesem Kommentar) entblöden sich viele Stimmen nicht, in die übliche anti-amerikanische Verschwörungsfalle zu tappen (einige behaupten sogar, Israel halte im Hintergrund die Fäden in der Hand): um nichts anderes als Öl gehe es in diesem Krieg, Saakaschwili sei eine Marionette der USA, die ihn benutzt hätten, um gegen Russland auf dem Gebiet Südossetiens einen Stellvertreterkrieg auszutragen etc pp. Schon aufgrund dieser abenteuerlichen, schlimmstenfalls jedoch gefährlichen Verschwörungstheorien muss man in diesem Konflikt zu Georgien halten (jedoch nicht ohne die Leiden der unbeteiligten Zivilisten auf allen Seiten zu vergessen). Es gibt jedoch auch bei den NZZ-Leserkommentaren andere Stimmen, die eine pronconiert pro-westliche Position vertreten. Zu ihnen gehören: Alexandra Hamilton, Walter Krupinski und Michel C. Zala.

Die US-Aussenpolitik mag in der Vergangenheit zwar durchaus verurteilenswürdig gewesen sein, doch seit 9/11 hat die USA viel versucht, um der Welt Demokratie und Wohlstand zu bringen und um den radikalen (hauptsächlich islamischen) Fundamentalismus zurückzudrängen. Es zeigt sich bei diesem nun im Kaukasus ausgebrochenen Krieg eindrücklich, dass Putin nachwievor der grosse Mann in Russland ist, das weiter als jemals zuvor davon entfernt ist, eine Demokratie westlichen Zuschnitts zu sein.

Im Kampf um Aufklärung, Demokratie, Freiheit und Wohlstand für möglichst viele hat sich nun für den Westen mit Putins Russland offenbar eine neue Front eröffnet.

Edit: Um in den Artikel eine völkerrechtliche Expertenmeinung einfliessen zu lassen, verweise ich gerne auf einen NZZ-Artikel aus der Mittwochsausgabe vom 13. August 2008, Seite 7. Gerne möchte ich - freilich etwas verspätet - auch noch zum Ausdruck bringen, dass - obwohl auch schon bereits in meinem Text eine gewisse Kritik an der Rolle Tbilisis und Saakaschwilis (im 1. Abschnitt) laut wurde - das georgische Verhalten, jedoch insbesondere dasjenige seiner Truppen (die offenbar gegen allgemein geltende Normen, aber nicht gegen geltendes Völkerrecht verstossen haben (im NZZ-Völkerrechtsartikel heisst es diesbezüglich, dass die "innerstaatliche Anwendung [von] militärischer Gewalt" in einem "nationalen Konflikt", der "Gegenstand eines internationalen Konfliktsmanagements" werde, lediglich "verpönt" sei)) kaum kriegsrechtlichen Standards (Genfer Konventionen und ihren Zusatzprotokollen) entsprochen haben dürfte. An der aus westlicher Warte formulierten Solidarität mit Georgien, um die es mir im Text hauptsächlich ging, ändert dies freilich nichts.

Montag, 11. August 2008

Summer Sonic 2008

Nein, heute handelt das Blog 'Höllensturz' ausnahmsweise einmal nicht von Israel. Im Fokus steht vielmehr das Summer Sonic, ein Musikfestival. Das Summer Sonic in der Nähe von Tokio (in Chiba) und Osaka ist ein zweitägiges Rock-Festival, an welchem die auftretenden Bands und KünstlerInnen jeweils an einem Tag in Osaka und am anderen in der Nähe von Tokio auftreten und vice versa.

Ich besuchte das Festival gestern Sonntag in der Nähe von Tokio (in Chiba). Tokio und Chiba gehen ineinander über. Während der Reise dorthin im JR-Zug konnte ich im übervollen Waggon, in dem die Menschen dicht aneinandergereiht standen, den fliessenden Übergang von der einen in die andere Stadt erkennen bzw. eben gerade nicht erkennen. Man nennt Tokio nicht zu Unrecht eine 'Metropolregion' (die grösste zudem des Erdballs, 35 Millionen Einwohner zählend, gemäss Wikipedia..).

In Chiba ankommend, stellte ich überraschend fest, dass das Festivalgelände kaum in einer Festival-typischen Umgebung stattfinden würde. Ich ging davon aus, dass es irgendwo in der Kantō-Ebene in der Metropolregion rund um Tokio einen nicht zubetonierten Ort geben würde, wo das Festival stattfinden würde. Dem war offenbar nicht so; denn das Gelände nahm sich aus, wie es sich für der Welt grössten Agglomeration wohl ziemt: viel Beton, wenig Grün sowie einige hohe Hoteltürme und Schnellstrassen mit viel Lärm in der näheren Umgebung. Also ziemlich gute Rahmenbedingungen für ein modernes, kosmopolitisches, urbanes Musikfestival. Die Hauptbühne lag schliesslich in einem Baseballstadion des ortsansässigen Baseballclubs, das 32'000 Zuschauer fasst (auf den Rängen). Das war nur auf den ersten Blick etwas irritierend; schnell wich die Verwunderung ob des ungewohnten Platzes der Main Stage einem Gefühl der Nachvollziehbarkeit. Im Baseball-verrückten Japan macht dies durchaus Sinn, da das Stadion sicherlich mindestens 50'000 Leute Platz bot und man dabei auf die bereits bestehende (gute) Infrastruktur zurückgreifen konnte. Ich staunte, wie die Menschenströme problemos von A nach B ziehen konnten. Die Nebenbühnen waren vom Hauptareal getrennt; sie lagen in einer riesigen Halle auf der anderen Strassenseite.

Für die reibungslose Organisation zeichneten offensichtlich auch die unzähligen Helfer verantwortlich. Der japanische Sinn für Ordentlichkeit und Sauberkeit kommt selbst an einem Rock-Festival zum Ausdruck. Die Pet-Flaschen wurden vom Staff an den Sammelstellen (!) gesammelt und ordentlich getrennt: Deckel, Flasche und Etikette wurden separat rezykliert. Auch standen überall Helfer zur Verfügung, um allfällige Fragen zu beantworten. Dass man kaum Abfall auf dem Festivalgelände sah, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht näher zu erläutern. Dies alles steht also zumindest ein bisschen im eklatanten Widerspruch zu einigen europäischen Musikfestivals, die irgendwo im Grünen stattfinden und wo zumeist ein regressiver Naturbegriff ('Harmonie mit der Natur' etc pp) der Besuchenden nicht abzustreiten ist. Beim Summer Sonic gehen Technik, Fortschritt, Party und gute Musik eine recht sympathische Symbiose ein.

Zum Festivalprogramm:

Das Programm am Sonntag war zwar nicht überragend, dennoch gab es einige Konzerte, die ich sehr gerne sehen mochte. Da war zum Beispiel der Auftritt von Vampire Weekend aus New York bereits um 12 Uhr im Stadion, der trotz der Hitze, der hohen Luftfeuchtigkeit sowie des Stadions und der diesbezüglichen Assoziationsketten ('Stadionrock', 'Breitbeinrock', 'Schweinerock') ziemlich super war. Die Band wirkte in ihrem Spielwitz und ihrer spätestens seit den Talking Heads auf weisse Hörgewohnheiten angepasste Zitierung des Afro-Beats überaus einnehmend. Der Keyboarder ist der coolste Musiker seit langem, den ich gesehen habe (siehe unten auf dem von der Festivalpage übernommenen Bild. Ich selber habe mit meinem Natel ein paar Videos gemacht, leider weiss ich zur Zeit nicht, wie ich diese allenfalls auf den Computer laden könnte..eventuell wird da noch was kommen oder dann halt auch nicht). Der Bassist hatte darüber hinaus einen Move drauf, für den Michael Jackson töten würde. Eine intelligente Band, die sehr gute Popmusik macht - das ist Vampire Weekend. Leider fand zeitgleich auf einer Nebenbühne das Konzert von MGMT statt - die hätte ich auch gerne gesehen.

Später sah ich mir dann ein bisschen das Konzert von den Super Furry Animals aus Wales an. War zwar nett, aber leider auch ein bisschen belanglos (gut, vielleicht liegt das auch eher an mir, da ich deren Musik halt kaum kenne). Jedoch kam auch dazu, dass beinahe zeitgleich Justice (Bild unten) aus Frankreich ihr Set hielten. Das, was ich gesehen und gehört habe, war ziemlich gut; die Besuchenden tobten. Die Japaner sind offensichtlich dem French House sehr zugeneigt (wie man bei ihnen überhaupt eine Frankreich-Liebe feststellen kann). Die Veranstaltung kam also praktisch einem Massen-Rave gleich. Leider konnte ich nicht bis zum Schluss des Konzertes bleiben, da ich (hauptsächlich der Freundin) wegen wieder ins Marines-Stadion zu Alicia Keys (sie kommt ebenfalls aus New York) ging.

Obwohl ich einige ihrer Songs durchaus schätze, hat mich das Konzert leider kaum interessiert. Zudem kenne ich von ihr halt nur so zirka die Videoclips zu den Singles in der Hitparade und neues Songmaterial, das ich noch nicht im Musik-Fernsehen gesehen habe, kenne ich deswegen nicht. Ich fand es ein bisschen schade, dass zu Beginn praktisch kaum Hits gespielt wurden. Die sparte sich Alicia Keys wohl bis zum Ende auf, das ich jedoch nicht mehr gesehen habe.

Beim Eindunkeln über Tokio war ich bereits wieder auf dem Weg in die Halle zu The Jesus & Mary Chain (siehe Bild unten), jene Band aus Schottland also, die den Sound von The Velvet Underground und Phil Spector in die Gegenwart übersetzt haben und die sich zwischenzeitlich aufgelöst hatten, inzwischen aber wiedervereinigt auf Tournee gehen (was vor dem Hintergrund gestiegener Gagen im Konzertwesen durchaus nachvollziehbar ist). Nun, ich erwatete von diesem Konzert eine Menge, handelt es sich doch bei dieser Band um eine von mir ziemlich geschätzte Musikgruppe (hauptsächlich des Albums 'Psychocandy' wegen). Diese Erwartungen wurden einigermassen erfüllt, dennoch war es nicht das grandiose Konzert, das ich erwartet habe. Die Band schien mir ihr Programm einigermassen zu routiniert abgespult zu haben und sie war auch nicht über Gebühr kommunikativ (letzteres ist zwar kein ernsthaftes Kriterium für ein gutes Konzert). Trotz diesen Kritikpunkten gefiel mir das Konzert dennoch, war doch in dieser (für meine Belange - wie beschrieben - zu routiniert vorgetragenen) Wall of Sound Freude der Musiker an der Musik herauszuhören.

Ein Nachteil des Festivals war, dass es nirgends Ohrenstöpsel gab - die nämlich vermisste ich spätestens bei The Jesus & Mary Chain schmerzlich..

Zeitgleich mit The Jesus & Mary Chain spielte noch Coldplay auf der Hauptbühne, die ich mir jedoch lediglich in der Halle auf einer Leinwand ein bisschen ansah. Danach war Schluss und die Menschenmasse strömte auf den Nachhauseweg - jedoch kaum mit Privatauto (wie an vielen europäischen Festivals), sondern, da wir uns ja in einem urbanen Raum befanden, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug). Dementsprechend voll war der Zug, in dem ich etwas müde nach Ginza, Tokio zurück ins Hotel fuhr.

Edit: Auf youtube habe ich ein paar nette Videos gefunden..zuerst 3 Videos eines (ausgerechnet!) NME-Journalisten..

Video 1
Video 2
Video 3

Seinen Blog beim NME findent man hier: NME-Blog.

Und hier noch ein Video vom Auftriff von Vampire Weekend (das allerdings ziemlich lange Ladezeiten beansprucht, jedenfalls bei mir..)

Samstag, 9. August 2008

2 Texte (von Hardcore-Antideutschen) über Israel und den Kommunismus

An dieser Stelle weise ich auf 2 Texte der Initiative Sozialistisches Forum hin, die zwar ziemlich theoretisch-fundiert und also nicht allzu leicht verständlich sind (insbesondere der 2. Text), die jedoch einiges an Erkenntnisgewinn über die geschichtsphilosophische, dialektische Notwendigkeit einer zum Staat gewordenen bürgerlichen Gesellschaft der Juden vermitteln.

Der erste lesenswerte erkenntnisreiche dialektisch materialistische Artikel (mit 2 guten Eingangszitaten) handelt über den Zionismus als die letzte bürgerliche Revolution, die der Gegenwart.

Der zweite, nicht minder lesenswerte Artikel handelt über die dem Staat Israel inhärente kommunistische Idee - die Auflösung des bürgerlichen Selbstbestimmungsrecht der Völker, das für ungezähltes menschliches Leid verantwortlich war und ist. Der Artikel, der die bürgerliche Gesellschaft und ihre uneingelösten Freiheitsversprechen radikal dialektisch materialistisch kritisiert, beinhaltet unter anderem folgende Aussage:

"Israel [ist] der bewaffnete Versuch der Juden, den Kommunismus lebend zu erreichen."

Wer den Artikel liest, wird verstehen, warum das die Wahrheit ist..

Freitag, 8. August 2008

Boycott Durban II

2009 soll in Genf eine Folgekonferenz zur 2001 in der südafrikanischen Stadt Durban durchgeführten UN-Weltkonferenz gegen Rassismus stattfinden. Dabei handelt es sich um jene zur traurigen Berühmtheit gelangte UN-Antirassismuskonferenz, bei der ursprünglich Sklaverei und Kolonialismus öffentlich als Verbrechen hätten anerkannt werden sollen und bei der man gemeinsame Strategien gegen Fremdenfeindlichkeit hätte ausarbeiten wollen. Allein, es kam völlig anders. Vorab unter der Deutungshoheit von notorischen Diktaturen oder Halbdiktaturen wie Iran, Libyen, Pakistan, Algerien, Saudi-Arabien, Kuba und Venezuela geriet die Konferenz gegen den Rassismus zu einem Tribunal gegen Israel, das den jüdischen Staat entweder mit dem Apartheidsstaat in Südafrika gleichsetzte oder ihn mit dem Nationalsozialismus verglich (der französische Essayist und Romancier Pascal Bruckner hat dazu einen guten Aufsatz geschrieben, zu dem es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen gibt).

Nun regt sich jedoch bei Künstlern, Wissenschaftern und Intellektuellen glücklicherweise Widerstand gegen die für 2009 in Genf geplante Nachfolgekonferenz. Es bleibt zu hoffen, dass diesem Aufruf möglichst viele Demokratien Folge leisten werden und die UN-Konferenz gegen angeblichen Rassismus als das offenbart wird, was sie ist: eine Plattform für antisemitische Hetzer.

Sollte diese Konferenz schliesslich dennoch 2009 in Genf stattfinden (womöglich noch mit der Schweizer Ausseministerin Calmy-Rey, die sich in ihrer Rolle als engagierte Drittwelt-Bewegte mit einer Eröffnungsrede vor der Crème de la Crème der reaktionären Staaten ein für allemal in die Geschichtsbücher des linken Kulturrelativismus und des arabisch-islamischen Antisemitismus einschreiben könnte? Und möglicherweise mit einem Georg Kreis - notabene oberster Antirassist der Schweiz (Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus) -, der ein Exposé über den 'Apartheidsstaat Israel' vorträgt? (wie am 3. Juni 2008 auf Seite 7 in der NZZ)), werde ich mich genötigt sehen, gegen die Repräsentanten antisemitischer, autokratischer, rassistischer, religiöser und freiheitsfeindlicher (die Liste liesse sich beliebig fortsetzen) Regime protestieren zu gehen (wenn nicht gleich das Palais des Nations, wo die Konferenz vermutlich stattfinden würde, zu stürmen..).

Montag, 4. August 2008

Verkürzte Äquidistanz bei der Caritas

Hilfswerke - das liegt in der Funktion solcher Institutionen begründet - helfen. Vorab leisten sie Hilfe für Menschen. Naheliegend ist auch, dass Menschen, welche materiell eher reicher begütert sind, allenfalls als Donatoren in das Geschäftsmodell integriert sind und weniger als Empfänger von Leistungen. Hilfswerke erbringen in der Regel folglich Hilfeleistungen für ärmere Menschen. Armut nun hat verschiedene Gründe zur Ursache, über die sich Ökonomen, Migrationsforscher, Soziologen und andere Wissenschafter keineswegs einig sind. Einige vertreten die Ansicht, mehr Demokratie und mehr Markt würde die Armut senken können, andere hinwiederum sind der gegenteiligen Ansicht, dass vor allem die ärmeren Staaten nicht schutzlos den Marktmechanismen ausgesetzt werden dürften. Etc. pp.

Die Hilfswerke nun gelangen in der Regel in Gebieten zum Einsatz, wo Naturkatastrophen die Lebensgrundlagen vieler zerstört haben oder nachwievor bedroht, wo (Bürger)Krieg herrscht etc. pp. Ergo zumeist überall dort, wo fragile sozio-ökonomische, politische, gesellschaftliche und andere Verhältnisse aus welchen Gründen auch immer Gültigkeit haben.

Es ist indessen grundsätzlich ein nobles Anliegen, Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen leben müssen, Hilfe zu leisten. Solche Art von Hilfe leistet seit Jahren auch die Caritas. Überall dort, wo soziale Not herrscht, ist die Caritas meist nicht weit. Dass sie dabei versucht, sich auf die notleidenden Menschen zu fokussieren und ihnen unkompliziert zu helfen, ist ihr hoch anzurechnen.

Nun hat aber der Schweizer Ableger der Caritas seine hässliche Seite gezeigt. Angeblich immer um Äquidistanz zwischen den in Krisen involvierten Partein bemüht, hat die Caritas Schweiz ohne Vorankündigung einem humanitären Projekt im Irak aufgrund "politischer Stellungnahmen von Wadi e.V. zum Nahost-Konflikt" (und also somit durchaus aus parteilicher Sicht), die (finanzielle, aber auch ideele) Unterstützung entzogen. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Hilfsorganisation Wadi e. V. (wie der Link deutlich macht, ist dieses Projekt sehr zu unterstützen).

Die Begründung der Aufkündigung einer selbst von der Caritas mit einem "positiven Urteil über die Projektarbeit im Feld" ausgewiesenen Zusammenarbeit mutet nachdenklich an und verrät einiges darüber, wessen Geistes Kind einzelne (Schweizer) Adepten der Berufssolidarität (mit den Armen und Schwachen) sind: von offen oder latent grundiertem Antizionismus reicht das ideele Spektrum bis hin zu offen oder latent grundiertem Antisemitismus. Es zeigt sich in der Begründung der Caritas einmal mehr, dass die von vermeintlich 'objektiven', 'neutralen', eventuell gar 'kritischen' Beobachtern reklamierte Äquidistanz im Nahost-Konflikt (die überdies die Verhältnisse im Nahen Osten verzerrt widerspiegelt, handelt es sich doch um einen Konflikt zwischen Mörderbanden und einem demokratischen Rechtsstaat, der auf sein ihm zustehendes Recht der Selbstverteidigung zurückgreift und deswegen handelt es sich also nicht um einen Konflikt, in welchem man die darin involvierten Konfliktparteien auf dieselbe Stufe setzen könnte, man sich also nicht auf Äquidistanz berufen kann) kaum etwas anderes ist als eine verkürzt-einseitige Parteinahme zugunsten der wahlweise als 'armen', 'unterdrückten', 'entrechteten', 'ausgegrenzten' oder 'unschuldigen' bezeichneten Palästinensern und dass damit einhergehend zumeist ein als 'Israelkritik' getarnter (unverkennbar) antizionistischer oder antisemitischer Unterton mitschwingt.

Samstag, 2. August 2008

Welcome to paradise (at least for junk food addicts)

Den 1. August mehrheitlich in der Luft auf Reiseflughöhe und an Land auf Tokio Narita - wo sich die Einreisewilligen inzwischen, ähnlich wie in den USA, bei der Einreise mit Fingerabdrücken und einem Scan der Iris registrieren lassen müssen (die Entanonymisierung der Privatsphäre und der gleichzeitige Ausbau nachrichtendienstlicher Überwachung, Stichwort: neue Fichierungswut unter anderem in der Schweiz beim Inlandnachrichtendienst DAP (Dienst für Analyse und Prävention) schreitet also auf globaler Ebene voran) - verbringend, habe ich beim Nachtessen ein Foto gemacht, auf welchem der abgebildete Gegenstand an paradiesische Zustände erinnert:

Klar, japanophilen Gourmets mag der Verzehr eines sogenannten 'Mega Macs' im Ursprungsland der Sushi als geradezu ignorant erscheinen. Diesen Feinschmeckern sei vorauseilend versichert, dass ich den rohen Fisch, vornehmlich 'Maguro', bei Gelegenheit essen werde und somit das lukullische Pflichtprogramm abspulen werde (zumal ich frische Sushis, in Kombination mit einem kühlen Bier, ja eh sehr gerne esse). Doch dieser 'Mega Mac', eine Abwandlung des klassischen 'Big Macs' mit 4 (!) Tranchen gebratenem Rinderhacksfleisch, ist für Junk Food-Afficionados wie mich ein Paradies. Das ganze Menu kostet im Übrigen schlappe 690 Yen, also etwa 6.90 Franken. G.E.I.L.O.M.A.T.