Dienstag, 21. Oktober 2008

Rainald Goetz - ein Supertyp und -schriftsteller

Rainald Goetz, der schriftstellerische promovierte Historiker und Mediziner oder der historisierende und medizinierende Schriftsteller (ersteres im Roman 'Kontrolliert', zweiteres teilweise im Roman 'Rave') ist ein Supertyp und -schriftsteller..

Seine literarischen Fähigkeiten liess er gemäss Wikipedia bereits in seine Dissertation in Medizin einfliessen. So heisst es bei Wikipedia:

"In seinen Schriften nimmt Goetz immer wieder in abwertender Form auf die Alte Geschichte Bezug, die Entstehung seiner Dissertation schildert er in seinem Roman Kontrolliert, auch eine mögliche Karriere durch eine Assistentenstelle bei den Althistorikern erwähnt Goetz in seinen Schriften. Ende 1982 folgte die Promotion zum Dr. med. mit einer Arbeit über ein Thema der Jugendpsychiatrie. Neben der ersten Dissertation, die trotz des „trockenen“ und vor allem epigraphisch bearbeiteten Themas bereits literarische Ambitionen erkennen lässt, zeichnet sich auch die medizinische Doktorarbeit durch eine kaum verkennbare literarische Stilisierung aus. Zu nennen sind neben der provokativen "Danksagung" ("Dankanbruderundsoweiter") auch Versatzstücke innerhalb des Textes. Wo von abweichendem Verhalten von Kindern die Rede ist, kommentiert Goetz: "Punk Anarchie Okay."
(Quelle: Wikipedia)

Für Aufsehen sorgte er insbesondere 1983 beim Wettbewerb um den 'Ingeborg-Bachmann-Preis' in Klagenfurt, als er sich während seiner Lesung die Stirn aufritzte und sie blutüberströmt beendete (am Schluss des verlinkten Videos hört man für einen Augenblick noch den Opi MRR - der ja jüngst mit seiner pauschalisierenden Fernsehkritik von sich reden macht -, der damals in der Jury sass und der die Kunst von Goetz vermutlich als provozierend empfand..).

Link: Rainald Goetz ritzt sich die Stirn auf

Das war noch vor dem Rave-Zeitalter, als er die Subkultur des Punk literarisch stilisierte. Später schrieb er sodann über das urbane rastlose Lebensgefühl der Rave-Subkultur (vor allem in seinem Roman 'Rave'). In 'Rave' sind auch die folgenden brillanten Sätze zu finden:
"Aber noch absurder und kaputter als jede noch so schlimme Drogenkaputtheit war natürlich generelle Abstinenz. die prinzipielle, programmatisch zur Nüchternheit entschlossene Entscheidung, irgendetwas Böses ganz sicher nie und nicht zu nehmen, das war die Totalverblödung. irgendwelche Drogen nicht zu nehmen, und zwar aus Prinzip, ist das absolut Allerkaputteste, definitiv."
Über einen verantwortungsvollen Umgang mit Drogen wurden wohl kaum je solch poetische und wahre Worte verfasst.

Darüber hinaus ist vor kurzem in einer 'Spex'-Ausgabe ein Artikel über Rainald Goetz erschienen, dem ich folgendes, auch sehr wahres, Zitat entnehme:
'Im Umgang mit Menschen gibt es nur Verständnis, Rührung, Zartheit, Takt, Verstehen und noch mal Verstehen. Beim Urteil über Produkte hingegen, Öffentlichgemachtes, Platten, Bücher, Aufsätze, Kritiken, gibt es nur härteste Härte, Unverbindlichkeit, Masslosigkeit, Exekutionen, Massenexekutionen, Stalinismus."
Ein Supertyp und -schriftsteller also..

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