Donnerstag, 23. Juli 2009

"Der Glaube an den Markt ist grandios gescheitert"

Ulrich Thielemann, der wissenschaftsimitierende deutsche Wirtschaftsethiker der HSG, redet in einem Interview auf Spon globalen Steuer- und Kapitalregeln das Wort. Soviel Ethik muss sein, auch wenn die Wirtschaft daran zugrunde gehen mag.

Ein paar Auszüge aus dem Interview. Die bösen "Reichen" sollen also bitte schön bezahlen:

"Die Weltwirtschaft steckt nicht zuletzt dadurch in einer Jahrhundertkrise, weil gierige Investoren mit Hilfe ebenso gieriger Manager eine gigantische Vermögenspyramide aufgetürmt haben. Für diese Eskapaden müssen nun die Steuerzahler büßen, die Staatsschulden steigen. Reiche stärker in die Verantwortung zu nehmen, ist deshalb ein Gebot der Fairness."

Auch sein Steckenpferd, der globale Kampf gegen die Steuerhinterziehung, führt er ins Feld und fordert dabei selbstverständlich den "internationalen Informationsaustausch":

"Man muss differenzieren. Abwanderung bloß mit dem Geld, aber weiter im Land wohnhaft bleiben, dies ist Steuerhinterziehung. Sie wird verhindert, indem der internationale Informationsaustausch eingeführt und das Spiel der Steueroasen ein Ende hat. Wenn sie auswandern wollen, bitteschön. Aber Steuerprivilegien für Zuwanderer sind ebenfalls illegitim."

Die Wirtschaft sei falsch gepolt:

"Ja, man muss die Ökonomie auch als normative Wissenschaft begreifen. Leider wurde bislang die falsche Ethik verbreitet - die der Marktgläubigkeit. Deren Duktus: Was Geld bringt, muss auch ethisch in Ordnung sein. Dieser Glauben ist grandios gescheitert."

Wie ein Pawlowscher Hund reagiert Thielemann auch auf Joe Ackermann, den bösen marktgläubigen Kapitalisten:

"Die Marktgläubigkeit sitzt bei Josef Ackermann tief. Er glaubt, je höher der Gewinn, desto besser für alle."

Mit Wissenschaft scheinen mir seine empörungsbewirtschaftenden Einlassungen kaum etwas gemein zu haben. Es bleibt zu hoffen, dass er dereinst nicht Nachfolger von Peter Ulrich in St. Gallen wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Doch doch, da steckt schon Wissenschaft dahinter. Muss man nur selbst ein bisschen Hintergrundforschung betreiben, um die fundierte zugrundeliegende Argumentation zu durchschauen.