Donnerstag, 16. Juli 2009

Sommerloch

Während den Sommermonaten herrscht, so heisst es gemeinhin, in den Medien das sogenannte Sommerloch. Nun ist es wohl tatsächlich so, dass manche Titel - nehmen wir etwa den 'Tages-Anzeiger' - nicht unbedingt sehr viel Lesenswertes bereit stellen. Nun mag man anmerken, dass dieser Befund für für viele Titel - etwa für den erwähnten 'Tagi' - ohnehin eine Conditio sina qua non darstellt.

Gleichwohl scheint aber auch in den sogenannten Qualitätsmedien eine Flaute zu herrschen. Über den Aufstand gegen die Klerikalfaschisten im Iran liest man fast nichts mehr. An seiner statt wird nun ein Thema ausgebreitet, das man längst für abgefrühstückt hielt: dass nämlich in Kriegen, so bedauerlich es auch sein mag, auch Zivilisten zu Opfer werden. Und in diesem Zusammenhang wird in den Medien ein Thema aufgekocht, dass bereits seit dem Gaza-Krieg immer wieder die Runde machte: Israel sei während der Operation 'Gegossenes Blei' rücksichtslos gegen die Palästinenser vorgegangen.

Nun ist wieder ein Bericht erschienen, in dem israelische Soldaten das Militär hart kritisieren. Dies ist sicherlich ein Zeichen des kritischen Umgangs der israelischen Öffentlichkeit mit ihrer Armee, die sich selbst rühmt, sich an ethischen Prinzipien zu orientieren. Und dies ist wohl auch zutreffend. Vermutlich keine anderen Streitkräfte der Welt nehmen in Kampfsituationen auf die Zivilbevölkerung vergleichsweise Rücksicht wie die IDF dies im Normalfall zu machen pflegen. Etwas, das unter den Bedingungen, in welchen die IDF ihren wehrhaften Staat zu verteidigen haben, nicht ganz leicht ist. Schliesslich kämpft Israel gegen islamistische Terroristen, denen ein antisemitischer Vernichtungswunsch inhärent ist. Solche Kämpfer sind zu allem entschlossen, da sie den (Märtyrer-)Tod höher einstufen als das Leben. Solche Kämpfer nehmen darüber hinaus auch eine ganze Gesellschaft in Geiselhaft - so wie dies etwa die Hamas im Gazakrieg gemacht hat. Nun werden aber wieder Vorwürfe laut, dass ausgerechnet Israel menschliche Schutzschilde missbraucht hätte. Als ob also nicht die Hamas Zivilisten auf Dächer schickt, um israelische Luftangriffe zu verhindern.

Schlimmer noch, die Israelis werden beschuldigt, dass sie sogar versucht hätten, eigene Opfer zu vermeiden. Tote sollte es auf Seiten des Gegners geben. Skandal! Sie hätten keineswegs zwischen bewaffneten Kämpfern und Zivilisten unterschieden. Dadurch erklärt sich wohl auch, dass sehr wahrscheinlich Dutzende von Hamas-Kämpfern getötet worden sind. Im Gegensatz dazu haben die tausenden von Raketen der Hamas sicherlich strikte zwischen israelischen Soldaten und israelischen Zivilisten unterschieden.

Es bleibt also abzuwarten, inwiefern der Bericht der israelischen Soldaten, auf den sich die 'Israelkritiker' nun wie Fliegen auf einen frischen Misthaufen stürzen, glaubwürdig ist. Da sich die Vorwürfe bisher nur auf anonyme, allgemeine Quellen stützen, ohne dass ihre Glaubwürdigkeit überprüfbar wäre, ist sicherlich noch eine gewisse Zurückhaltung angebracht. Das israelische Militär täte gleichwohl gut daran, den Vorwürfen nachzugehen und gegegebenfalls die Verantwortlichen entsprechend zu sanktionieren.

Das Schweizer Fernsehen jedenfalls labt sich genüsslich an den Vorwürfen der jüdischen Kronzeugen und unterlässt nichts, um den jüdischen Staat auf die Anklagebank zu setzen. Am gestrigen Tag wurde das Thema in den Nachrichten breit diskutiert. In der Hauptausgabe war folgender Beitrag zu sehen:



Gerne hätte man anlässlich des äusserst brutalen Vorgehens der Klerikalfaschisten im Iran ähnlich kritische Töne vernommen.

Auch '10 vor 10' nahm sich des Themas an - unter anderem musste auch der Nahost-Korrespondent André Marty seinen Stuss zur Angelegenheit vom Stapel lassen. Wenn er scheinheilig etwas von einem "Imageproblem" Israels schwadroniert, verkennt er, dass Israel ohnehin, egal, was es tut oder unterlässt, ein permanentes "Imageproblem" hat und dass er mit seinen tendenziösen Berichten dafür massgeblich verantwortlich ist:



Zum Thema Qualitätsmedien ist festzuhalten, dass die 'Neue Zürcher Zeitung', die 'Höllensturz' ansonsten über alles schätzt, in ihrer Berichterstattung über den Nahen Osten, insbesondere über Israel, nicht immer den besten Eindruck hinterlässt. Sie mag zwar ausgewogener sein als viele andere Schweizer Titel - doch hinter der vermeintlichen Äquidistanz verbirgt sich gleichwohl ab und zu eine latente Parteinahme für die Palästinenser, sei es auch nur aus dem Grunde, dass der Korrespondent, in diesem Falle gsz, der neuen israelischen Regierung mit dem wahlweise als 'Rechtsaussen' oder 'Hardliner' bezeichneten Liebermann nicht sehr wohl gewogen ist.

Am meisten irritiert aber die Politik, welche 'NZZ online' bei ihren Leser-Kommentaren zu Online-Beiträgen betreibt. Da kommen teilweise abenteuerliche Wortmeldungen zum Ausdruck, unter anderem auch diejenige von Peter Liebold. Wie die Anzahl Leserkommentare zeigt, herrscht zumindest bei den 'Israelkritikern' alles andere als ein Sommerloch. Sobald es wieder einmal medial angeschwärtzt wird, sind sie sofort zur Stelle und kommentieren drauf los. Andere Beiträge, die nicht Israel zum Thema haben, bleiben dabei oft unkommentiert.

Derweil manövriert sich die offizielle Schweiz weiterhin geradeaus in eine anti-israelische Wahn-Politik: "Israel kritisiert Schweiz wegen angeblichem Hamas-Besuch" Dass sich auch hier 'israelkritische' Stimmen zu Worte melden, ist wenig überraschend.

Dass ein Artikel über ein angebliches Mordkomplott gegen den 'Rais' die gleiche Klientel bedient, überrascht genauso wenig: "Brisante Dokumente über ein Mordkomplott gegen Arafat."

Sommerloch hin oder her, die 'Israelkritik' kommt während 365 Tagen im Jahr zum Ausdruck.

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