Mittwoch, 4. Februar 2009

"Islamkritik und Politik im Namen des Volkszorns - Die FPÖ und das postnazistische Österreich"

Das Wiener Café Critique um den an der Universität Wien lehrenden Politikwissenschafter Stephan Grigat, seineszeichen ein antideutscher Intellektueller, hat für die 'Bahamas' eine "materialistisch fundierte Islamkritik" geschrieben, die wir den Lesenden dieses Blogs sehr zum Lesen empfehlen.

Das Café Critique schreibt hierzu:

"Materialistisch fundierte Islamkritik sieht sich immer wieder der Vorhaltung ausgesetzt, etwa dasselbe zu betreiben wie die FPÖ und andere Rechtsextremisten, oder deren rassistischer Mobilisierung zumindest in die Hände zu spielen. Kritik am Islam, so die Ausführungen, mit denen Ideologiekritik immer wieder konfrontiert wird, sei per se rassistisch, kulturchauvinistisch oder auch „imperialistisch“. Sieht man sich das Ganze jedoch etwas genauer an, stellt man rasch fest, dass FPÖ und BZÖ mehr Gemeinsamkeiten mit der islamischen Erweckungsbewegung und auch mit deren kulturrelativistischen Verteidigern haben, als alle an dieser falschen Kontroverse beteiligten Seiten es wahrhaben wollen. Diese Gemeinsamkeiten zu kritisieren und zu zeigen, dass sie alles andere als zufällig sind, ist die Voraussetzung einer aufklärerischen und emanzipatorischen Islamkritik."

Die antideutsche Ideologiekritik zeigt die Parallelen, wenn nicht gar die Gemeinsamkeiten der von Teilen des rechten politischen Spektrums formulierten Islamkritik mit dem kritisierten Untersuchungsgegenstand auf. Diese Gemeinsamkeiten zwischen den beiden vorgeblich so spinnefeinden Vergesellschaftungsformen lassen sich beispielsweise in der Lust-, Sexual- und Triebfeindlichkeit des politischen Islam und des rechten heimatverbundenen Konservatismus und dem Ausschluss derer, die ein selbstbestimmtes freiheitliches (Sexual)Leben führen wollen, verorten.

Café Critique schreibt hierzu:

"Aufgrund dieser Homologie können die Freiheitlichen notwendigerweise keine Kritik der repressiven Sexualmoral leisten, da der Hass auf die Triebe ja die Basis ihres eigenen Ressentiments abgibt. Folgerichtig werden stattdessen diese Triebe als von außen in das Kollektiv eindringende projiziert, womit ein Bedrohungsszenario gezeichnet wird, das darin besteht, dass, wie Strache es formuliert, „unsere Töchter den gierigen Blicken und Händen ganzer Zuwandererhorden ausgesetzt sind, weil diese keinerlei Verständnis für die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft haben.“ Dementsprechend bestehen die Forderungen der FPÖ nicht in der Abschaffung der repressiven Zwangsmoral, die der Islam in seiner weltweit dominierenden, auf einer strikten Koranauslegung basierenden Form seinen Unterworfenen aufbürdet, sondern die FPÖ verkehrt die Akte sexueller Rohheit, die aus dieser Zwangsmoral resultieren mögen, in ein natürliches Merkmal jedes einzelnen Moslems."

Die teilweise fremdenfeindlichen Äusserungen der Rechtsparteien in Bezug auf den Islam lassen darüber hinaus einen zweifelhaften kategorischen Imperativ zur kapitalproduktiven Lohnarbeit und zum staatsloyalen Bürgertum erkennen. Oder wie es das Café Critique formuliert:

"Das als Rassismus erscheinende Ressentiment ist also eine Ideologie der gesellschaftlichen Konkurrenz und entspringt dem Hass der Einzelnen auf die gesellschaftlich realisierte Gleichheit – auf die Gleichheit der Subjekte als doppelt freie Lohnarbeiter und ihre Gleichheit als potentiell Überflüssige im gesellschaftlichen Ganzen. Es ist ein Appell an den Staat, gegen diejenigen vorzugehen, die diese Überflüssigkeit des Einzelnen fürs gesellschaftliche Ganze handfest vor Augen führen könnten, und zugleich ein Versuch, die Krise auf andere abzuwälzen. Die in der nachbürgerlichen Gesellschaft allumfassende Angst, selbst zum Aussortierten zu werden und damit zum bloßen Almosenempfänger auf Widerruf, wird auf die nicht zum nationalen Kollektiv Dazugehörigen projiziert, die solcherart als „Minderwertige“ erscheinen, die von Natur aus nicht zu Kapitalproduktivität und Staatsloyalität tauglich seien. Vielmehr seien sie aufgrund ihrer Unzulänglichkeit in Sachen Arbeitswille und -fleiß geradezu naturnotwendig dazu geschaffen, mafiöse Autoschieber, Trickbetrüger, Betteltouristen oder Sozialschmarotzer zu sein. So lägen sie – wenn sie nicht gerade dabei sind, alten Omas ihre ehrlich erarbeiteten Ersparnisse abzuknöpfen – dem Staat auf der Tasche; etwa durch die ihnen über die zugeschriebene Natur- und Triebhaftigkeit konzedierte hohe Geburtenrate, die sie in die Lage versetze, die Sozialsysteme zu missbrauchen und so die arbeitende Bevölkerung um ihre Zukunft zu betrügen."

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