Freitag, 10. Oktober 2008

Vicky Cristina Barcelona

'Vicky Cristina Barcelona', der neue Film von Woody Allen, dem früheren Meister des Klamauks und der Selbstironie, habe ich heute gesehen und für okay gehalten. Der verschroben-elitäre New Yorker Humor aus seinem Frühwerk hat ja seit der Renaissance des Woody Allens, deren Ursprung auf den äusserst gelungenen Film 'Match Point' zu datieren ist, einem eher ernsteren und eurozentristischen Filmschaffen Platz gemacht. Als Schauplatz dienen seither europäische Szenerien. Zu Beginn des Spätwerks ('Match Point', 'Scoop' sowie 'Cassandra's Dream') dominierte ja nach wie vor eine englische Szenerie. In seinem neuen Film nun, 'Vicky Cristina Barcelona', ist der Schauplatz auf die Iberische Halbinsel, genauer: nach Spanien, verlegt worden (also dorthin, wo die Tommies ihren Urlaub am liebsten verbringen..). Engländer erscheinen in diesem Film jedoch nicht, es sind vielmehr spanisch zu nennende Rollen, die den Film tragen (oder zumindest solche, die Woody Allen wohl für 'spanisch' hält). Die Hauptcharaktere sind meines Erachtens zu sehr einer vermutlich überkommenen Vorstellung von spanischem Temperament, Lebensgefühl und spanischer Leidenschaft entlehnt. Allen zeichnet ein Bild eines liebestollen spanischen Künstlers (Javier Bardem), der in seiner Rolle als Womanizer und sinnlich-malenden Bohemiens auch einem Groschenroman (oder eines Romans von Paulo Coelho (gut, das ist ja aber dasselbe..) entsprungen sein könnte. Jedoch scheinen die Klischees, wenn man die Konstellation des Films durch die Figuren denn so nennen möchte, ein Mittel zum Zweck zu sein, denn Allen scheint nach wie vor Spass daran zu haben, mit überkommenen Vorstellungen zu spielen und sie teilweise ad absurdum zu führen. Im Film gibt es einige gute Momente, die aufgrund des Zusammenspiels zwischen der gezeichneten spezifischen feurigen Männlichkeit (wenn nicht: Testosteron-fixierten Machohaftigkeit, in deren Zentrum die kreative kunstsinnige Freiheit steht) und der eher unterkühlten, rastlosen, auf der Suche nach dem Richtigen (Mann, z.B.) sich befindenden Weiblichkeit der Hauptprotagonistin (Cristina, gespielt von Scarlett Johansson) entstehen. Die grosse Stärke der Spätphase Woody Allens ist ja aber, dass er originelle, interessante und starke Frauenrollen zeichnet. So auch in diesem Film. Ursprünglich mit der Intention in den Film gegangen, mich an Allens neuer Muse, Scarlett Johansson, zu laben, wurde ebenjene Actrice, je länger der Film dauerte, von einer anderen Schauspielerin in den Hintergrund gerückt: Penélope Cruz (siehe untenstehendes Foto). Mit ihrem unerwarteten Auftauchen im Film erhält er eine ganz neue Dynamik. Die stärkste Rolle spielt, neben Vicky (eine andere Protagonistin, gespielt von Rebecca Hall), nun eine leidenschaftliche und impulsive Frau, die den schmalen Grat zwischen ästhetisierter Kunstsinnigkeit, feurig-heisser Leidenschaft, exzessiver Lebensfreude und todessehnsüchtiger Romantik begeht.

Besonders gefallen hat mir jedoch die sommerliche Atmosphäre des Films. Er wirkt in seiner das Licht optimal einfangenden Photographierung sehr leichtfüssig, er hinterlässt ein wonniges Gefühl von sommerlicher Restunbeschwertheit.

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