Mittwoch, 3. Juni 2009

Das Gruselkabinett im 'Club'

SF DRS, das gebührenfinanzierte Staatsfernsehen, strahlt jeweils dienstags um 22.20 Uhr eine Diskussionsrunde mit dem Namen 'Club' aus. Die Sendung thematisiert jeweils Fragen, die andernorts schon längst abgefrühstückt worden sind. Roger Köppel schrieb in seinem Editorial vor kurzem über den 'Tages-Anzeiger' einmal Folgendes:

"Interessant war die erschreckte Reaktion des Zürcher Tages-Anzeigers, noch immer ein verlässlicher Seismograf, wenn es um die freudlose Früherkennung gleichheitswidriger Postulate geht."

Dem 'Club' kann man diese Früherkennungsfähigkeiten nun wirklich nicht attestieren. In Sachen Kritik an "gleichheitswidrigen Postulaten" allerdings ist er beinahe der verlängerte televisionäre Arm des 'Tagis'.

So stand gestern also das Thema "Die Krise, gierige Banker, verlorene Werte" auf der Agenda - sicherlich weiterhin ein brisantes Thema und über welches noch zu sprechen sein wird, das aber dennoch bereits millionenfach - und meist sehr vereinfachend - überall durchdiskutiert worden ist. Leutschenbach wird sich aber gedacht haben, dass die geladene Runde - u.a. elder statesmen, eine ehemalige Verwaltungsrätin der CS und mit Walter Wittmann, der im Ruhestand offenbar zunehmend die Öffentlichkeit sucht, gar ein emeritierter Professor - für gute Einschaltquoten sorgen würde. Schliesslich repräsentieren die geladenen Gäste ja nicht die 'gierige' Klasse der heutigen Banker, die 'uns' in den Schlamassel gerissen haben, sondern diejenige der oft als verantwortungsbewusst bezeichneten Citoyens, Patrons und Bankiers. Die Gäste konnten sich ihres moralischen Kredits beim Fernsehpublikum wohl sicher sein.

Für seine Verhältnisse fasst der 'Tages-Anzeiger' die mehrheitlich populistischen und eher verklärenden Wortbeiträge des Gruselkabinetts erstaunlich satirisch zusammen.

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