Sonntag, 10. Mai 2009

Frank A. Meyer über den Schwarzen Block

Der Sonntag ist der Tag, an dem ich mir erlaube, mich genüsslich am Boulevard zu laben. Die seltsamerweise auf einen moralinsauren linksliberalen Kurs getrimmte Boulevard-Zeitung 'Sonntagsblick' (wo doch echte Revolverblätter über alles und jeden ohne Skrupel irgendetwas schreiben - einen Kurs, den der Ringier-Verlag, der auch den 'Sonntagsblick rausbringt, beispielsweise mit seinen Titeln in Osteuropa durchaus zu verfolgen pflegt) bereitet mir nebst dem vielen Ärger zugleich auch oftmals unfreiwilliges Amusement. Augenblicke solchem ambivalenten Medienkonsums stellen sich meist bei den Texten des unvermeidlichen Frank A. Meyers ein, 'Ringiers erstem Publizisten', wie er offenbar hausintern genannt wird. Meyer arbeitet sich in seinen jeweiligen 'Sonntagsblick'-Kolumnen meistens an einem Thema in verschiedenen Variationen ab: früher war es der 'Neoliberalismus', heute ist es der 'Kasinokapitalismus'. Nebst seinem leidlich und mit populistischen Argumenten bearbeiteten Thema der angeblichen Kapitalismuskritik gibt es allerdings noch ein anderes Thema, zu dem er sich zumindest früher regelmässig geäussert hat: zum Islam und zu Israel. Zu ersterem vertritt er eine überraschend dezidierte islamkritische Position und zu zweiterem äusserte er sich meistens israelfreundlich. In diesen beiden Punkten muss man Frank A. Meyer zustimmen.

Heute nimmt er sich dem Thema des 1. Mai und des Schwarzen Blockes an. Seine Krawallrhetorik ist auch in diesem Fall von Widersprüchen geprägt. Er nennt die blinde und rasende Zerstörungswut von Mitgliedern des Schwarzen Blockes faschistisch und verwendet dennoch im selben Gespräch die leeren und abgegriffenen Formeln der sich als Antikapitalisten begreifenden Krawallanten. Meyer amtet als Richter, Ankläger und Verteidiger zugleich. Sowas kann nicht gut gehen.

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