Mittwoch, 19. August 2009

Der Jud' ist schuld

Gestern erschien im International-Teil der 'Neuen Zürcher Zeitung' ein Artikel aus dem von der radikal-islamistischen Hamas kontrollierten Gazastreifen. Unlängst wurde dort nämlich von einer noch radikal-islamistischeren Splitterorganisation ein sogenanntes islamisches Emirat ausgerufen, in welchem eine "kompromisslose Durchsetzung der Scharia" und der "Kampf gegen den zionistischen Feind" (Zitat der 'NZZ') angestrebt wurde. Die Hamas hat daraufhin, wie es ihr eigen ist, ziemlich unzimperlich die Kämpfer dieser Organisation aus dem Verkehr gezogen. Bilanz des Rencontres: 24 Tote.

Unabhängig davon, dass kein friedensbewegter westlicher Aktivist auf der Strasse gegen das inner-palästinensische Blutvergiessen protestieren würde, scheint Israel gemäss Jürg Bischoff an dieser neuerlichen blutigen Auseinandersetzung zwischen den Palästinensern nicht unschuldig zu sein:

"Solange die israelische Belagerung andauert, dürfte der Gazastreifen ein Treibhaus der Jihad-Ideologie bleiben."

Und:

"Solange der Gazastreifen wirtschaftlich ausgehungert und politisch boykottiert wird und seine Einwohner nicht auf eine Besserung ihres Loses hoffen können, bleibt er für Extremisten und andere Agitatoren jedenfalls ein fruchtbares Betätigungsfeld."

Genau das ist das Dilemma Israels: Es kann es niemandem Recht machen. Besetzt Israel den Gazastreifen tatsächlich, wird es kritisiert, weil es palästinensischen Boden okkupiere. Zieht Israel hingegen ab, wie es dies im Jahre 2005 vollständig getan hat, wird es weiterhin kritisiert. Etwa für die rigide und durchaus nachvollziehbare strenge Einfuhrpolitik von Gütern in den Gazastreifen (man wird doch nicht etwa seine Häscher noch dafür belohnen wollen, dass sie einem nach den Leben trachten). Und auch wenn Israel seine Gazapolitik (zusammen mit Ägypten übrigens, das die Grenze zum Küstenstreifen ebenfalls hartnäckig verschlossen hält) wieder lockern sollte, würden die 'Israelkritiker' irgendeinen Grund finden, um Israel zu 'kritisieren'.

Ein bewährtes Mittel der 'Israelkritiker' ist es auch, die Hamas mit einer fürwahr extremistischen jihadistischen Unterorganisation zu vergleichen und sie dadurch als 'gemässigt' hinzustellen. Dieser Trick beherrscht auch der 'NZZ'-Redakteur:

"Die Waffenruhe, die seit dem Ende des israelischen Angriffs im vergangenen Januar besteht, und Verlautbarungen von Hamas-Führern über Möglichkeiten eines zumindest vorläufigen Arrangements mit Israel haben die im Gazastreifen regierende Bewegung dem Vorwurf radikaler Eiferer ausgesetzt, den Kampf gegen den zionistischen Feind aufgegeben zu haben und den Aufbau einer islamischen Gesellschaftsordnung zu verschleppen. Das entschiedene Vorgehen gegen die Dissidenten hat es der Hamas umgekehrt gestattet, sich als Verfechterin einer gemässigten Ordnung und Gegnerin der Jihad-Doktrin darzustellen."

Vor lauter Unsinn ist es also wohltuend, einige Leserkommentare zum Artikel zu lesen. Jemand schreibt zum Beispiel Folgendes:

"Unsinnige Schlussfolgerung
Der Gazastreifen und alle übrigen Gebiete des einstigen Mandatsgebiets Palästina, bleiben deshalb für Islamisten (und sonstige Extremisten) ein ideales Betätigungsfeld, weil der Islam ausschließt, dass Muslime von Nichtmuslimen regiert werden.
Daher ist es herzlich egal, ob der Gazastreifen abgeriegelt und verarmt ist, oder nicht.
Die Hamas ist ebenso islamistisch-dschihadistisch, wie es auch andere konkurrierende Islamisten sind.
Gewaltverherrlichung, Waffenkult und Judenhass, im Namen des Islam, waren, sind und bleiben die wesentlichen Triebfedern für das Fortbestehen des Nahost-Konfliktes.
Dies ist der fruchtbare Boden, auf den die Saat der islamistischen Dschihadisten fällt!"

Und ein anderer schreibt:

"Fehlschluesse
Da kann ich Herrn X nur zustimmen: Man braucht bloss etwas die Augen zu oeffnen und in andere Richtungen zu schauen: Afganistan, Irak, Persien und Jemen sind einige Beispiele, wo Radikal -Islam Fundamentalisten ihr moerderisches Werk treiben, ohne dass diese von irgend einer Macht eingeklemmt sind. Komisch, dass man glauben sollte, dass gerade im nahen Osten andere Kraefte wirken."

Aber bei manchen Redaktueren erhält man den Eindruck, dass für sie immer der Jud' und Israel schuld sei. Egal, was Israel tut oder unterlässt.

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