Freitag, 9. Juli 2010

Magnus Klaue über die "Idee des Kommunismus" und das Los des Kritikers

"Kommunismus, so wird naiv und konformistisch zugleich nahegelegt, sei doch im Grunde nichts anderes als ein endloses fröhliches Gemeinschaftserlebnis und daher Sache des Volkes. Wer dem widerspricht, ist ein Spielverderber oder, wie das heute beliebteste Schimpfwort lautet, ein Kritiker.

Zur Natur des Kritikers gehört es, nichts gelten zu lassen und jede kleine Freude ihrer Schalheit zu überführen. Der Kritiker ist ein notorischer Rechthaber, weil er notorisch Recht hat. Kommunistisch dagegen ist es nach heute vorherrschender Meinung, noch im Schlimmsten das Gute, noch im größten Schwachsinn eine Idee und noch in der Wiederholung des Immergleichen den revolutionären Funken zu halluzinieren. Anders lässt die Melange von Freiheits­rhetorik und Wirklichkeitsleugnung sich nicht erklären, die am vorvergangenen Wochenende, verteilt auf diverse »Panels«, den Vertretern von Politik und Kultur in der Berliner Volksbühne unter dem Label »Kommunismus« als konsenstaugliche Zukunftsperspektive anempfohlen wurde.

(...)

Dass auf die von ihnen allen betriebene Austreibung der Antisemitismuskritik im Rahmen der Volksbühnen-Veranstaltung lediglich in einigen antideutschen Flugblättern hingewiesen wurde, macht deutlich, wie bis ins Innerste korrumpiert der hier propagierte Begriff von Kommunismus ist. Offenbar ist die »Idee des Kommunismus«, die der Kongress im Titel trug, selbst nur noch denkbar als autoritäres Gemeinschaftsprojekt auf Grundlage des Ausschlusses jenes Nicht-Identischen, als dessen Repräsentanten seit jeher die Juden figurierten. Je illusorischer die vom Kommunismus avisierte freie Assoziation der Individuen, die bestimmte Negation jedes Begriffs von Gemeinschaft, heute erscheint, umso euphorischer werden ihre autoritären Substitute bejubelt. Wo immer die »Idee des Kommunismus« auch bewahrt sein mag, ihre Freunde erkennt man zunehmend nur noch daran, dass sie solchen Ereignissen fern bleiben." (Link)

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