Mittwoch, 9. November 2011

Der linksliberale 'Tages-Anzeiger' als Plattform für Antisemiten jeglicher Couleur

Am Vorabend des Baus der iranischen Atombombe wird im Kommentarbereich des linksliberalen 'Tages-Anzeigers' derzeit viel über den neuesten IAEA-Bericht diskutiert, der belegt, was ohnehin jeder wissen konnte, der es wissen wollte und noch einigermassen bei Verstand ist: nämlich den unumstösslichen Fakt, dass die Klerikalfaschisten in Teheran den Bau der iranischen Atombombe vorantreiben - völlig unbeeindruckt vom 'kritischen Dialog' und den bisherigen Sanktiönchen.

Die mediale Resonanz auf das Schreckensszenario der Atombombe in den Händen von zu allem entschlossenen, unbeirrbarren antisemitischen Extremisten fällt - wie es nicht anders zu erwarten war - fast durchgehend niederträchtig aus. Oder um es mit der Facebook-Statusmeldung des Bremer 'Aktionsbündnis gegen Wutbürger' zu sagen: "Wir leben in einem wahnsinnigen Land: Es wird nicht davor gewarnt, dass mit Nuklearwaffen ein neuer Holocaust geschehen könnte - sondern davor, dass die Juden dies verhindern könnten. Wie kann so ein Land stolz auf Erinnerung und Aufarbeitung sein? Unbegreiflich."

Die unbegreiflichen Reaktionen sind allerdings nicht nur für die postnazistischen Gesellschaften in Deutschland und Österreich kennzeichnend, sondern auch für die Schweiz, wo im bauchlinksliberalen 'Tages-Anzeiger' wie in fast keinem zweiten Medium die Antisemiten helvetischer Provenienz - seien es nun Antiimperialisten, reaktionärste Rechte, dem Islamismus Wohlgewogene, Banken- und Manager'kritiker' oder Wutbürger - zu sich selbst finden.

Ein Blick in die antisemitische Fratze des 'Tages-Anzeiger' lesenden linksliberalen Terroristenverstehers und -verharmlosers gibt es hier:

"Man sieht: Das Gefährliche ist nicht der Iran, der vielleicht an einer Bombe bastelt, das Gefährliche ist Israel, das ein derart schlechtes Gewissen gegenüber den arabischen Ländern haben muss, dass es sich zu einem verhängnisvollen "Erstschlag" hinreissen lassen könnte."

"Auf der einen Seite nennt man Israel eine Demokratie und auf der anderen Seite den Iran eine Diktatur. Fanden nicht auch vor kurzem im Iran freie Wahlen statt. Hat aus Sicht des Westens einfach der falsche Mann gewonnen? Vom Iran gingen in den letzten Jahrzehnten offiziell keine Aggressionen aus. Dies kann man von Israel nicht sagen. Es werden illegale Siedlungen gebaut und Menschen in Ghettos get"

"Ahmad. sagte im Wortlaut lediglich: Er sei optimistisch, dass das Unrechtsregime in der Gegend bald sein Ende finde werde. Daraus wird in unseren Medien dann übersetzt: Israel müsse vor den Landkarte getilgt werden. Die Proteste waren eine CIA-Canvas-Otpor Operation, welche in die Hosen ging. Das Video mit Neda wurde Symbol und war wohl ein manipulativer Fake."

"Alles nur Gewäsch und Geschwafel. Die Uno siollte endlich dazu sehen, dass Israel wieder in die Grenzen von 1967 zurückgeht und sich an die Abmachungen hält. Leider ist Israel kein verlässlicher Partner. Es hält sein Wort nicht, es hält sich nicht an Abmachungen. Es denkt, dass es mehr Rechte hat als alle andern Länder.
Man muss dieses Land endlich in seine Schranken weisen."

"Iran soll bis 2003 an Atomwaffen gearbeitet haben. Dies kann faktisch nicht belegt werden, nur vermutet.
Das ganze erinnert stark an "Hussein hat Massenvernichtungswaffen".
Die geopolitische Strategie des Westens scheint exakt nach Drehbuch von Zbigniew Brzezinski zu verlaufen.
Und die Hedge Fonds treiben uns von Krise zu Krise.
Wie lange müssen wir diese Kriegstreiberei noch vertragen?"

"Natürlich ist der Iran nicht gefährlicher als andere. Nicht mal Ahmedinedschad ist so blöd unfd wirft so mir nichts dir nichts mit Atombomben um sich. Aber mit einem atombestückten und säbelrasselnden Israel als Nachbarn wäre mir auch nicht wohl."

Die Liste dieser Niederträchtigkeiten liesse sich beliebig und seitenweise fortsetzen.

Samstag, 24. September 2011

Putz und der Staat in Gründung Palästina

Die unvermeidliche Spon-Korrespondentin Ulrike Putz kommentiert die Vorgänge, die dieser Tage am East River zu New York vorgehen. Putz will gesehen haben, dass der Märchenonkel Abbas mit einem "staatsmännischen Auftritt Format bewiesen" habe.

Wo Abbas angeblich auf "rhetorische Tricksereien verzichtete und sich so glaubwürdig als ehrlicher Makler einer gerechten Sache darzustellen wusste", bescheinigt Putz Netanyahu, eine "schlechte Figur" gemacht zu haben. Wo Netanyahu sehr zu recht die Uno-Vollversammlung als ein "absurdes Theater" und eine "Halle der Finsternis für sein Land" nannte und die UN mit einem "Haus der vielen Lügen" verglich, will Putz, ganz die deutsche Bewährungshelferin, einen "arroganten und aggressiven" Netanyahu gesehen haben.

Dass die Reproduktion des antisemitischen Vorurteils des arroganten, aggressiven, halsstarrigen Juden von Putz ausgerechnet im Zusammenhang mit der UN-Kritik Netanyahus so unverschämt betrieben wird, lässt tief blicken. Denn noch vor der emotionalen Rede Abbas - also eine durch und durch mit "rhetorischen Tricksereien" ausgestattete Rede - bekam der iranische islamfaschistische Diktator und Holocaust-Leugner Ahmadinejad just bei jener UN eine Plattform, seinen Hass auf Israel und die USA und seine Bösartigkeit im Rund der 'internationalen Gemeinschaft' - bei welcher der Antisemitismus und Antiamerikanismus das identitätsstiftende und konstituierende Moment ist - unwidersprochen zu verbreiten.

Besonders niederträchtig wird es dort, wo Ulrike Putz die Vernunft chloroformiert: Sie will einen palästinensischen "Wechsel zu einer neuen Taktik" erkannt haben, obgleich die palästinensische Taktik der schollenverbundenen Blut-und-Boden-Ideologie, die mal durch einen Anstrich panarabischen Sozialismus' angereichert wird, mal durch umma-sozialistische Suicide Bombings sehr real und mörderisch in die Tat umgesetzt wird, eine historische Konstante darstellt. Was zweifelsfrei neu und absolut folgerichtig ist, ist der Umstand, dass der Staat in Gründung Palästina seine Staatswerdung auf diplomatischem Wege von der 'internationalen Gemeinschaft' gegen Israel und die USA sanktioniert haben will.

Diese angeblich "neue Taktik", von der Putz postmodern palavert, ziele darauf ab, "die Israelis mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, nämlich mit gekonnter PR-Arbeit im Kampf um die öffentliche Meinung." Wo Putz eine Israel überwiegend wohl gewogene "öffentliche Meinung" erkannt haben will, wäre eine interessante Frage, die von Putz allerdings nicht beantwortet wird, nicht beantwortet werden kann, desavouiert sie doch mit als 'israelkritisch' getarnter, anti-israelische Ressentiments befördernder Textarbeit den jüdischen Staat Israel ständig.

Ulrike Putz liefert mit ihrem Lumpenjouranlismus den unhintergehbaren Beweis für die Dringlichkeit der zum Staat gewordenen bewaffneten Emanzipationsgewalt der Juden: Israel.

Montag, 27. Juni 2011

Eine kurze Polemik gegen den ideellen Gesamtstadtzürcher

Heute erschien im 'Tages-Anzeiger', der normalerweise nicht im Ruf steht, der Globalisierung besonders wohlwollend gesinnt zu sein, eine durchaus zutreffende Polemik (nicht online verfügbar) zur Eröffnung der 16. Starbucks-Filiale in der Stadt Zürich. Die Polemik kann als Aperçu über den ideellen Gesamtstadtzürcher gelesen werden, welcher sich globalisierungskritisch geriert und der sich theoretisch wie praktisch dennoch - oder vielleicht gerade deswegen? - stets für die Verewigung des falschen Ganzen einsetzt.

Hierzu nun die 'Tagi'-Polemik:

"Starbucks, die sechzehnte

Globalisierung. Alle jammern darüber, aber alle machen gern mit.

Es wird also eine weitere Starbucks-Filiale in Zürich eröffnet (der TA berichtete). Und zwar die 16. Das lässt zwei Schlüsse zu: Zum einen lesen die Zürcherinnen und Zürcher offenbar gerne Klatschblätter; in ihnen hält die Prominenz auf den Bildern der Paparazzi notorisch einen Kaffeebecher von Starbucks in der Hand.

Da denkt dann der gemeine Zürcher, dass ein solcher Becher ihm auch einen Hauch Glamour verleiht. Er trinkt seinen Latte deshalb ebenfalls im Gehen, weil er ja stets total busy ist und das aus den amerikanischen Filmen und TV-Serien kennt, wo alle immer so cool und chic sind. Und so holt er sich mit einem Pappbecher das New York-Gefühl an die Limmat. Auch wenn er dann in den Bus nach Altstetten steigt. Oder nach Oerlikon.

Zum anderen ist es bemerkenswert, dass ausgerechnet die Bewohner der Stadt Zürich derart in Liebe zu einer Kaffeekette aus Amerika entflammen. Denn sie bezeichnen sich ja gerne als konsumkritisch und beklagen die Globalisierung. Sie finden es überhaupt schlimm, dass Traditionsgeschäfte allenthalben schliessen und nur noch internationale Firmen die horrenden Mietpreise an bester Lage bezahlen können. Ach, wird händeringend geklagt, die Städe dieser Welt würden sich mittlerweile alle zum Verwechseln ähnlich sehen! Gleichsam seelenlos seien sie geworden! Vorbei sei es mit Lokalkolorit und Individualität! Schuld daran seien die Grosskonzerne - unsympathisch findet man die und dass das Geld die Welt regiert.

Bloss: Irgendjemand muss es lukrativ für Starbucks machen, die 16. Filiale in Zürich zu eröffnen. Und das sind die Leute, die dort ihren Kaffee kaufen. (...)

Dass sich die amerikanische "Kaffeekultur" in Zürich derart ungestört verbreiten kann, sagt viel über die Bewohner aus. In Winterthur gibt es keine einzige Starbucks-Filiale."

Daraus wäre als praktische Konsequenz vorab der Einzug der Insignien der Globalisierung in Winterthur zu fordern. Möge es bald im Glanz von Starbucks-Filialen erscheinen!

Des Weiteren ist es nicht ganz uninterssant zu konstatieren, dass unter dem Eindruck dessen, was Marx und Engels bereits 1848 im 'Manifest der Kommunistischen Partei' über die Globalisierung geschrieben haben*, der ideelle Gesamtstadtzürcher nach wie vor wie eine anachronistische vorbourgeoise Figur anmutet.

* Alle Zitate aus dem 'Manifest der Kommunistischen Partei':

"Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose "bare Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spiessbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt.

Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.

Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.

Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäusserung, die die Reaktion so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhäuterei ihre passende Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge.

Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.

Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muss sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.

Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füssen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.

An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.

Die Bourgeoisie reisst durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schiesst, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.

Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen. Sie hat enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Bevölkerung gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen. Wie sie das Land von der Stadt, hat sie die barbarischen und halbbarbarischen Länder von den zivilisierten, die Bauernvölker von den Bourgeoisvölkern, den Orient vom Okzident abhängig gemacht.

Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation. Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in eine Nation, eine Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse, eine Douanenlinie.

Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen - welches frühere Jahrhundert ahnte, dass solche Produktionskräfte im Schoss der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten."

Samstag, 11. Juni 2011

Keine Parteien mehr, sondern nur noch Schweizer

Im schönen St. Moritz tagt zur Zeit die Bilderberg-Konferenz, "ein loser Zusammenschluss, der ein­mal im Jahr zum Tref­fen lädt. Hier kom­men ehe­ma­li­ge und ak­ti­ve po­li­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger sowie Wirt­schafts-​ und Me­dien­ver­tre­ter zu einem Ge­dan­ken­aus­tausch zu­sam­men." (Link) So weit, so unspektakulär. Warum wird trotzdem so viel Aufhebens um die jährlich stattfindende Bilderberg-Konferenz gemacht?

Hinter den Konferenz-Teilnehmern werden von Verschwörungsideologen jeglicher Couleur jeweils sinistre Kräfte vermutet, die während des losen Austausches über die Geschicke des Weltgeschehens und den Fortgang der menschlichen Zivilisation entscheiden würden. Oftmals sprechen die Verschwörungstheoretiker und Bilderberg-Kritiker von einer Welt- oder Schattenregierung, die u.a. auch die deutsche Wiedervereinigung (ein zweifellos fataler Entscheid..) und den Krieg gegen den Irak Saddam Husseins (ein zweifellos richtiger Entscheid..) auf einer ihrer Konferenzen beschlossen haben soll. (Link)

Da die Teilnehmerliste und die Themen bis anhin jeweils im Nachhinein veröffentlicht wurden - was in diesem Jahr nicht der Fall ist, denn die Organisatoren der Konferenz haben die Teilnehmerliste und die Agenda bereits im Voraus veröffentlicht -, ranken sich - wie gesehen - unzählige Verschwörungstheorien und Mythen um die Bilderberg-Konferenz. Diese auf einschlägigen Internetseiten als 'Theorien' oder als 'Fakten' ständig reproduzierten Verschwörungsideologien sind nichts anderes als reflexionsartige Projektionsleistungen des nachbürgerlichen Subjekts, das ob all dem Unverstandenen und Unerfahrenem, das über es hereinbricht, sinistre Kräfte mit zweifelhaften Motiven - die den Interessen des Volkskörpers zuwiderlaufen - verantwortlich machen möchte. Während die einen vornehm von einer "Weltregierung" schwadronieren, machen andere aus ihren Herzen keine Mördergrube und imaginieren das 'Weltjudentum', das im Hintergrund angeblich die Strippen zieht. (Link)

Nun betreiben die sich in einem Akt seltenen Heldenmuts als Verteidiger der Weltenwahrheit gerierenden Bilderberg-Kritiker auch hierzulande ihr Geschäft, das, nebst der Reproduktion der diversen Verschwörungsideologien, auch eines der verkürzten Kapitalismuskritik (insbesondere von links) und der kleinbürgerlichen Empörungsbewirtschaftung (insbesondere von rechts) ist. Ob es nun die jungen Linken von der Juso sind - die einen "Hort der Marktradikalen, Scheindemokraten und der korrupten Machtelite" nicht etwa der korrupten und scheindemokratischen arabischen und südamerikanischen Despotien, sondern der "neoliberalen Welt" am Werke sieht, der "dort die politischen und wirtschaftlichen Weichen für Deregulierung und Ausbeutung" stellen würde - oder die jungen Rechten von der Jungen SVP - die "die volle Transparenz rund um das Bilderberg-Treffen" und damit vor allem die kleinbürgerliche "vollständige Offenlegung der Kosten" meinen, "welche der Allgemeinheit dadurch entstehen" (gemäss der linkspopulistischen Boulevardzeitung 'Blick' dürfte der private Gastgeber Daniel Vasella für einen erheblichen Teil der Kosten aufkommen) - beiden gemeinsam ist über alle politischen Grenzen hinweg der unbedingte Wille, mit buntem und kreativen Polit-Aktivismus und also mit Demonstrationen in St. Moritz ihre Basis gegen das angeblich intransparente und sinistre Wirken der Bilderberger zu mobilisieren. Wenn es um die Personalisierung abstrakter Verhältnisse und um die Interessenwahrung des autochthonen Volkskörpers geht, finden links und rechts über alles Trennende hinweg zusammen. Es gibt - in anderen Worten - keine Parteien mehr, sondern nur noch Schweizer.

Montag, 2. Mai 2011

Freitag, 25. Februar 2011

Honi soit qui mal y pense

Folgende Auszüge aus einem 'Spiegel online'-Bericht über die vermutlich letzten Tage des Despoten Muammar Gaddafi:

"Penibel hat Mustafa in der Leichenhalle des Krankenhauses die Toten gefilmt. Mehrere von ihnen haben Kopfschüsse, direkt zwischen den Augen. Die Aufnahmen, von denen es mittlerweile viele gibt, belegen, dass die Gerüchte über Scharfschützen, die gegen die Demonstranten eingesetzt werden, wahr sind. "Gaddafi hat seinem eigenen Volk den Krieg erklärt", sagt Mustafa, "jeden Tag begehen seine Getreuen Kriegsverbrechen gegen uns, und die gesamte Welt schaut tatenlos zu."

Mustafa fleht die anwesenden Fernsehjournalisten an, die Bilder auch im Westen zu verbreiten. Dort, sagt er, müssten die Regierungen endlich begreifen, dass das libysche Volk dringend Hilfe brauche. Er lässt ein anderes Video laufen. Vor dem Krankenhaus sind mehrere Jeeps zu sehen. Auf ihnen afrikanische Söldner in verschiedenen Uniformen, die durch eine Ansammlung von Menschen fahren. Immer wieder schießen sie in die Luft - aber auch auf die Demonstranten.

Nicht nur für Mustafa sind diese Bilder der Beleg, dass Gaddafi - nachdem große Teile der Armee zu den Regimegegnern übergelaufen sind - tatsächlich Tausende skrupelloser Söldner ins Land gebracht hat, um den Protest mit tödlicher Gewalt niederzuringen." (Quelle: 'Spiegel online')

Diese grausamen Berichte zeigen, dass ein militärisches Eingreifen von aussen in antifaschistischer Mission nun unmittelbar Not tut. Da Europa, das die Geister nun nicht mehr los wird, die es gerufen hat, einmal mehr im Abseits steht und etwa die Deutschen (und im Speziellen die Sozialdemokraten), die nach den Italienern mit zu den schlimmsten Kollaborateuren des Gaddafi-Regimes gehören, lieber über Belanglosigkeiten wie plagiierte Doktorarbeiten streiten, sind nun endlich die Vereinigten Staaten von Amerika gefordert. Der ideologisch durch und durch europäisierte US-Präsident Barack Hussein Obama muss nun endlich, nachdem er sich gestern zum ersten Mal überhaupt moderat und beschwichtigend, also europäisch, zur Lage in Libyen geäussert hat, handeln und den antifaschistischen US-Streitkräften den Befehl erteilen, Libyen von der faschistischen Diktatur Muammar Gaddafis zu befreien. Die 40 Schiffe, 175 Flugzeuge und 21'000 Mann starke sechste US-Flotte, die im Mittelmeer stationiert ist, muss gezielte Bombardements gegen die Gaddafi-Institutionen fliegen, zur See die Gaddafi-Institutionen ins Fadenkreuz nehmen und schliesslich zu Lande die Gaddafi-Schergen und den Gaddafi-Clan kampfunschädlich machen und vor US-Gerichte überantworten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

'Spiegel online', eine der vehementesten Stimmen im deutschsprachigen Raum gegen den antifaschistischen Krieg gegen den Irak Saddam Husseins, konstatiert:

"So intensiv wie Gaddafi hat wohl zuvor nur Saddam Hussein im Irak versucht, die Wahrheit über sein Land zu zensieren. (...) Mit einem letzten brutalen Gegenschlag, das jedenfalls befürchten die Oppositions-Komitees im Osten des Landes, will sich Gaddafi möglicherweise ein letztes Mal gegen die Revolte aufbäumen."

Wenn nun sogar 'Spiegel online' endlich den Schurken Gaddafi durchschaut hat, müssten eigentlich praktische Konsequenzen folgen.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Zur Lage im Schurkenstaat Libyen

Der Umbruch im Schurkenstaat Libyen vollzieht sich, wie es zu erwarten war, leider sehr gewalttätig und blutig. Wie 'Welt online' auf dem Live-Ticker berichtet, spricht der luxemburgerische Aussenminister gar von einem "Völkermord". Augenzeugen berichten gemäss 'Welt online' davon, dass die Schergen des Diktators Gaddafi auf "Zivilisten und Kinder schiessen" würden.

Dass Gaddafi ein übler Schurke ist, wird mit diesen Ereignissen einmal mehr manifest. Eine neue Erkenntnis allerdings ist dies keineswegs. Er war schon damals ein übler Schurke, als ihn die europäische Linke - allen voran der Sozialdemokrat Jean Ziegler -, die europäische Rechte - allen voran der nationale Sozialist Jörg Haider -, die europäischen Regierungen - allen voran Italien, Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und eine lange Zeit lang auch die Schweiz - und die 'internationale Gemeinschaft' - in Form der Uno und insbesondere des Uno-Menschenrechtsrates, in dem Libyen eine wichtige Rolle inne hatte - hofiert und salonfähig gemacht haben.

Nur die USA haben Gaddafi bereits in den 80er-Jahren in einem Akt tätigen Antifaschismus als den antisemitischen und anti-amerikanischen Tyrannen ins Fadenkreuz genommen, der er ist, als Ronald Reagan den Gaddafi-Palast in Tripolis bombardieren liess.

Nun allerdings werden wir Zeuge, wie das politisch in jeglicher Hinsicht diskredidierte alte Europa (und mit ihm die politisch in jeglicher Hinsicht denunzierte europäische Linke - die natürlich einmal mehr schweigt zu den barbarischen Vorgängen im Schurkenstaat Libyen) einmal mehr versagt, im benachbarten Nordafrika Barbarei, Mord und Totschlag Einhalt zu gebieten.

Da sich die USA seit dem Amtsamtritt der Obama-Administration diese europäische Appeasement-Politik angeeignet haben und sich dementsprechend vornehm zurückhalten aus dem Hinterhof von Old Europe, ist von den USA leider auch nicht mit einer antifaschistischen (militärischen) Intervention wie seinerzeit in Afghanistan und in Irak zu rechnen. Man möchte dem amerikanischen Commander in Chief zurufen: Nehmen Sie sich ein Vorbild an Ihrem Amtsvorgänger, dem Man of Peace, und entsenden sie Ihre Truppen zur Befreiung Libyens vom Joch der Gaddafi-Diktatur!

Donnerstag, 20. Januar 2011

Bonne chance, Tunisie libre!

Der Nahe Osten brodelt. Werden wir Zeuge einer wahrhaft historischen Zäsur, vergleichbar mit dem Kollaps der Sowjetunion und dem Untergang des real existierenden Sozialismus 1989 ff.? Wie es schon Thomas von der Osten-Sacken in seinem sehr lesenswerten 'Jungle World'-Artikel 'Die kommenden Aufstände' geschrieben hat, ist "keine andere heutige Region der Welt objektiv so reif für einen grundlegenden Wandel" wie der arabische / islamische Raum. Wird Tunesien 2011 zum Ausgangspunkt der demokratischen Revolution im Nahen Osten, einhergehend mit einer ultimativen Einforderung der Individuuen nach den universell geltenden Menschenrechten? Für die geknechteten Menschen in den arabischen / islamischen Despotien ist dies unbedingt zu hoffen. Dass die Linke - bis auf wenige Ausnahmen - derweil einmal mehr schweigt zu den wahrhaft revolutionären Vorgängen in Tunesien, die hoffentlich die bestehenden Unrechtsregimes in der gesamten Region ein für alle Mal hinwegfegen, überrascht nicht.

Was 2003 im Irak noch durch den antifaschistischen Krieg der USA gegen das faschistische Baath-Regime und den Irak Saddam Husseins seinen Anfang nahm, 2009 im Iran zu den grössten - vorläufig leider gescheiterten - Aufständen gegen die 'islamische Revolution' führte, scheint sich nun in Tunesien zu wiederholen: Die Entsorgung eines verhassten Regimes auf dem Müllhaufen der Geschichte.

Der Nahe Osten wird, wenn hoffentlich in ein paar Jahren rechtsstaatliche Strukturen die Beziehungen zwischen den Menschen untereinander und zwischen dem Staat und seinen Bürgern regeln, wenn demokratische und freie Wahlen möglich sein werden, über die eine freie Presse kritisch berichten wird, wenn Mahmoud und Hassan nicht mehr um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie sich gegenseitig ihre Liebe versichern und wenn Fatma ihre Sexualität offen und selbstbewusst ausleben kann, ohne dass ein religiöser Sittenwächter über ihre Libido zu Gerichte sitzen wird, wenn Handel, Tourismus und der kulturelle Austausch mit Israel selbstverständlich sein wird, wenn die Wissenschafter Lösungen zu den drängendsten Problemen der Welt beisteuern werden, wenn die Religion privatisiert und zivilisiert wird und in den Moscheen, in denen die Geschlechtersegregation längstens aufgehoben sein wird, auch einmal ein ironischer Spruch über den Propheten fallen wird, wenn die Länder der islamischen und arabischen Welt in den einschlägigen Entwicklungsindices längst zum alten Europa aufgeschlossen haben werden, wenn Sportler aus der islamischen Welt an den internationalen Titelkämpfen um Medaillen mitspielen werden und wenn die Potentaten längst abgeurteilt sein werden und die mit ihnen fraternisierenden Linken im alten Europa längst jegliche Bedeutung und Relevanz verloren haben werden, hoffentlich ein anderer sein, in dem Demokratie, die universellen Menschenrechte, das Primat des Individuums vor dem Kollektiv hochgehalten und in welchem Prosperität und Wohlstand herrschen werden.

Bonne chance, Tunisie libre
!

Montag, 27. Dezember 2010

Die EU und die sogenannte internationale Gemeinschaft als eingeborene Feinde des jüdischen Staates Israel

Normalerweise werden ausrangierte europäische Politiker und Politikerinnen, nach denen kein Hahn mehr kräht, ja nach Brüssel oder nach Strasbourg geschickt.

Gelegentlich allerdings erheben sie ihre Stimme, um sich - wie im vorliegenden Fall - gemein zu machen mit dem Wahn des Weltsouveräns, der in der Form der sogenannten 'internationalen Gemeinschaft' zuvördest den jüdischen Staat Israel attackiert.

Die "Elder Statesmen" jedenfalls reflektieren die unrühmliche Rolle, welche die EU im sogenannten Nahost-Konflikt spielt - etwa die grosszügige finanzielle Unterstützung des bunten Treibens der palästinensischen Autonomiebehörde und der palästinensischen Massen im kämpfenden Palästina ("Unsere Gruppe möchte betonen, dass die EU in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr substantielle Investitionen in den Aufbau der Fundamente einer Zwei-Staaten-Lösung getätigt hat - nicht zuletzt mit dem Geld von EU-Steuerzahlern") - sehr treffend.